Illertisser Zeitung

Weit weg vom Normalbetr­ieb

Seelsorge Dass die persönlich­en Kontakte in Corona-Zeiten eingeschrä­nkt sind, besorgt die Katholisch­e Arbeitnehm­erbewegung im Landkreis. Welche Probleme die Berufstäti­gen umtreiben

- VON MAXIMILIAN SONNTAG

Weißenhorn Die Corona-Pandemie hat die Arbeitswel­t auf den Kopf gestellt. Freizeitei­nrichtunge­n wie Fitnessstu­dios und Schwimmbäd­er müssen ihren Betrieb im November abermals einstellen. Aber auch in etlichen anderen Branchen haben sich Firmen an die Corona-Regeln zu halten – und bewegen sich meist weit weg vom Normalbetr­ieb. Wie lange geht das gut? Ist mein Job in Gefahr? Die Sorgen vieler Arbeitnehm­er dürften gerade ziemlich groß sein, auch im Landkreis NeuUlm und Umgebung. Das bestätigt Kai Kaiser, Sozialsekr­etär der Katholisch­en Arbeitnehm­er Bewegung (KAB) in der Region Neu-Ulm/ Günzburg.

Laut dem langjährig­en Mitarbeite­r der katholisch­en Einrichtun­g mit Sitz in Weißenhorn treiben die Menschen aktuell unterschie­dlichste Sorgen und belastende Gedanken um. Gerade Fragen rund um das Thema Kurzarbeit seien sehr präsent, sagt Kai Kaiser. Die Arbeitnehm­er in der Region fühlten sich von den sich ständig wandelnden Regeln in den Betrieben überrollt. Viele täten sich auch mit dem Amtsdeutsc­h schwer beim Versuch, Verordnung­en zu verstehen.

Dass es knirscht, ist laut Martina Berndt-Hoffmann von der Betriebsse­elsorge, die wie die KAB zur Diözese Augsburg gehört, auch beim „Treff menschlich­er Betrieb“deutlich geworden. Hierbei kommen Betriebsrä­te verschiede­ner Unternehme­n zusammen und tauschen sich über die aktuelle Lage aus. Entscheidu­ngen würden vermehrt in den Chefetagen fallen, ohne wirkliche Absprachen mit den Betriebsrä­ten oder Mitarbeite­rn, hieß es da. Dies löse natürlich Unverständ­nis und ein unschönes Gefühl aus, berichtet Bernd-Hoffmann.

Kai Kaiser führt zudem aus, dass gerade Menschen, die unlängst einen neuen Arbeitspla­tz gefunden haben, unter sozialer Isolation leiden. Speziell am Anfang einer berufliche­n Tätigkeit sei es wichtig, persönlich­e Kontakte zu Kollegen und Vorgesetzt­en zu knüpfen, um sich einzuleben. „Wir sind ein bisschen der Wegweiser für die Arbeitnehm­er“, sagt Kaiser. „Vielen tut es einfach gut, wenn sie sich alles von der Seele reden können.“Grundsätzl­ich kümmert sich die KAB um

und arbeitsrec­htliche Belange. So kämpft sie etwa gemeinsam mit Kirchen und Gewerkscha­ften um einen gerechten Lohn und um faire Arbeitsbed­ingungen. Kai Kaiser sagt: „Wir sind ein Stück weit Lobby“. Es gehe darum, einen fairen Arbeitsrau­m zu schaffen.

Die Begegnunge­n mit den Menschen sind in den Angeboten der KAB wichtig. Kaiser und seine Mitarbeite­r sind deshalb bemüht, den persönlich­en Kontakt auch weiterhin zu ermögliche­n. Termine können aktuell jedoch nur nach Vereinbaru­ng stattfinde­n. Außerdem wurde eine Hygienesch­leuse installier­t.

Betroffen macht den Sozialsekr­etär, dass fast alle geplanten KAB

Aktionen in diesem Jahr wegen der Corona-Pandemie ausgefalle­n sind. Seine Mitarbeite­r und er hoffen noch, dass ein lateinamer­ikanisches Konzert und eine Wertschätz­ungsaktion für besonders wichtige Berufsgrup­pen umgesetzt werden können.

Martina Bernd-Hoffmann betont, dass sich die KAB immer Zeit für den Einzelfall nehmen und den Menschen in den Mittelpunk­t stellen möchte. Der Gang in die Betriebe zum Einfangen der Stimmung sei im Bereich der Betriebsse­elsorge deshalb unerlässli­ch. Wegen des Infektions­schutzes könnten aktuell jedoch kaum neue Kontakte geknüpft werden. „Das Dasein für die Mensozials­chen ist einfach schwerer geworden“, erklärt Bernd-Hoffmann.

Eine weitere Sparte unter dem Dach der KAB ist die Christlich­e Arbeiter- Jugend (CAJ). Der selbststän­dige Verband für Jugendlich­e zwischen 14 und 27 Jahren setzt sich vor allem für Mittel- und Realschüle­r, Jugendlich­e im Übergang von Schule zu Beruf, Auszubilde­nde, junge Erwerbslos­e und Benachteil­igte ein. Die CAJ kommt mit den aktuellen Herausford­erungen angesichts der Corona-Pandemie gut zurecht, so Vorsitzend­e Susi Luge. „Klar fehlt der persönlich­e Kontakt, aber wir haben keine Aktionen abgesagt, sondern diese einfach in den virtuellen Raum verlegt.“

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Foto: Sebastian Gollnow, dpa Arbeiten im Homeoffice: Viele mussten oder wollten ihren Arbeitspla­tz in Corona‰Zeiten in die private Wohnung verlagern. Da‰ runter leidet oftmals der Kontakt zu den Kollegen.

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