Illertisser Zeitung

Ein bisschen Faschingsf­eeling

Küche Damit der Start in die närrische Zeit im Corona-Jahr nicht völlig untergeht: Zum 11. 11. am Mittwoch verrät uns Irmgard Zeller aus Tafertshof­en ihr „weltbestes“Krapfen-Rezept

- VON ZITA SCHMID

Tafertshof­en In einen frischen, fluffigen Krapfen zu beißen – das ist für viele ein Hochgenuss. Das kugelige Gebäck ist vor allem in der Faschingsz­eit beliebt, die morgen, am 11. 11., beginnt. Corona hin oder her: Auch in dieser Saison dürfen die Krapfen nicht fehlen, finden wir. Irmgard Zeller zeigt den IZ-Lesern, wie sie das Schmalzgeb­äck selbst zubereiten können. Die Rentnerin aus Tafertshof­en wird oftmals als „weltbeste Krapfenbäc­kerin“bezeichnet. Diesen Titel haben ihr jedenfalls Leckermäul­er verliehen, die ihre Krapfen probiert haben, sagt Zeller, lächelt und freut sich über das Lob.

Während unseres Besuchs stehen in der Küche von Irmgard Zeller die Zeichen ganz auf Krapfenbac­ken: Auf dem Tisch liegen Nudelbrett und Teigroller bereit. Auf dem Elektroher­d wartet eine Fritteuse, zu etwa einem Viertel mit Pflanzenfe­tt gefüllt, auf ihren Einsatz. Die Arbeitsflä­che daneben ist mit Küchenkrep­p ausgelegt, zum Schutz vor tropfendem Fett. Eine Gebäckspri­tze und Aprikosenm­armelade – püriert und ohne Fruchtstüc­kchen, damit sie durch die Spritze geht – sind parat.

Den Hefeteig hat Zeller aus Zeitgründe­n vorbereite­t. Er liegt in einer Schüssel in der lauwarmen Backröhre, die auf etwa 50 Grad eingestell­t ist. „Er muss ja gehen“, erklärt die 78-jährige Tafertshof­erin. Dieses „Gehen des Teiges“ist ein wiederholt­er, wichtiger Prozess. Durch das Gären der Hefe soll sich sein Volumen vergrößern, im Idealfall verdoppeln. Nur dann wird das Gebäck auch fluffig. „Wenn das Rezept gut ist und die Zutaten stimmen, kann man beim Teig wenig falsch machen“, sagt Zeller. Ihr Rezept, nach dem sie seit rund 40 Jahren Krapfen backt, stamme aus dem 1971 erschienen­en „Bayerische­n Kochbuch“. Sie selbst schwört auf Frischhefe statt Trockenhef­e. Außerdem wichtig: Die Zutaten müssen zimmerwarm beziehungs­weise lauwarm sein.

Inzwischen ist etwa eine halbe Stunde vergangene­n, in welcher der Teig aufging. Zwischendu­rch hat Zeller ihn noch einmal kurz gedrückt, damit er noch feinporige­r wird. Die Rentnerin holt die Schüssel aus dem Rohr und losgeht’s. Der aufgequoll­ene Hefeteig, der sich problemlos vom Schüsselra­nd lösen lässt, kommt auf das leicht bemehlte Nudelbrett und wird zu einer knapp drei Zentimeter dicken Platte ausgerollt. „Dünner darf der Teig nicht sein, sonst bekommen die Krapfen später kein Rändchen“, erklärt sie. Dieses helle, mittige Rändchen spiele in Bezug auf den Geschmack zwar keine Rolle, sei aber schön anzusehen und für einen gelungenen Krapfen ein Muss, erklärt die Bäckerin.

Fritteusse­n‰Ersatz

Mit der Öffnung eines Weizenbier­glases sticht sie runde Formen im Teig aus. Diese sollen einen Durchmesse­r von sieben bis acht Zentimeter haben – das Glas sei da gerade passend. Dann deckt Zeller die Teigstücke, die schon einen verheißung­svollen Duft im Raum verbreiten, mit einem Küchentuch ab. Jetzt heißt es für den Teig: abermals ruhen und gehen.

Während dieser etwa 15-minütigen Arbeitspau­se ist Zeit zum Reden. Früher habe sie regelmäßig Krapfen für ihre Arbeitskol­legen gemacht, erzählt Irmgard Zeller, die bis zu ihrer Rente in einem Büro in Krumbach gearbeitet hat. Weit über 30 Stück des Schmalzgeb­äcks seien es gewesen, die sie nach Feierabend für den nächsten Tag zubereitet habe. „Wann gibt es wieder Krapfen?“, werde sie heutzutage im Fitnessstu­dio gefragt, wo sie regelmäßig trainiert. Denn nach getanem Sport genießt ihr „weltbestes“Backwerk dort große Beliebthei­t.

Dann schaut Zeller unter das Geschirrtu­ch und nickt. Die finale Phase des Krapfenbac­kens kann starten. Die Tafertshof­erin nimmt ein Teigstück und legt es mit der Oberseite nach unten auf einen Schaumlöff­el. Mit diesem hebt sie den Teig vorsichtig in 170 Grad heißes Fett. „An die Oberseite des Teiges darf jetzt kein Fett kommen“, sagt sie. Das gehört zu der Kunst, dem Krapfen das bereits erklärte helle Rändchen zu verleihen. Nach wenigen Sekunden lässt sie den Teig dann behutsam ins Fett gleiten. Vier Krapfen gibt sie hinein und macht dann den Deckel zu, damit die Temperatur konstant bleibt. „Sonst saugen

Das Rändchen in der Mitte ist ein Muss, sagt Zeller

Auch im Fitnessstu­dio wird sie nach den Krapfen gefragt

sich die Krapfen mit Fett voll“, erklärt sie.

Bereits nach etwa drei Minuten öffnet sie den Deckel wieder. Jetzt werden die Krapfen mit einer langen Gabel gewendet und dürfen weitere drei Minuten im Fett schwimmen. Als beide Seiten die gewünschte Bräunung haben, nimmt Zeller einen Kloß nach dem anderen mithilfe von Gabel und Schaumlöff­el heraus und lässt sie auskühlen.

Wo sie mit der Gabel bereits hineingest­ochen hat, setzt die Bäckerin nun auch die mit Marmelade gefüllte Spritze an. Schließlic­h lässt sie noch Puderzucke­r auf ihre Meisterwer­ke rieseln. Ein letzter Hinweis, bevor die tatsächlic­h grandiosen Krapfen gekostet werden dürfen, lautet: „Bei selbst gemachten Krapfen sollte man am Loch anfangen zu essen“, sagt Irmgard Zeller und lacht. Denn da sei einfach mehr Marmelade drin und die läuft sonst raus.

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Fotos: Zita Schmid Irmgard Zeller freut sich über ihre frisch gemachten Krapfen. Sie sehen zum Reinbei‰ ßen aus, lecker, oder?
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In die Krapfen kommt Aprikosenm­arme‰ lade.
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Irmgard Zeller sticht mit einem Weizen‰ glas die runden Krapfenfor­men aus.
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Mit dem Schaumlöff­el hebt sie den Teig zunächst nur teilweise ins heiße Fett.

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