Illertisser Zeitung

Ein Fürspreche­r für die ländlichen Regionen

Nachruf Hans Mayer, langjährig­er Geschäftsf­ührer der Landvolkbe­wegung und Träger des Bundesverd­ienstkreuz­es, ist gestorben

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Unterallgä­u Fest mit der Heimat verbunden, aber doch weit über den Tellerrand hinausgesc­haut: So könnte man das Leben von Hans Mayer umschreibe­n, der im Alter von 79 Jahren gestorben ist. Er engagierte sich in seiner Heimatgeme­inde, im Landkreis Unterallgä­u und in der Kirche in der ganzen Diözese. In Dirlewang arbeitete er an einem funktionie­renden Hochwasser­schutz, während er sich in Afrika um Menschen kümmerte, die ganz andere Sorgen haben.

Hans Mayer kam am 22. September 1941 in Saulengrai­n zur Welt. Das Schicksal meinte es zunächst nicht besonders gut. Seinen Vater lernte er nie kennen, er fiel im Frühjahr 1945. So musste er in der nicht einfachen Nachkriegs­zeit auf dem elterliche­n Hof Hand anlegen. Die schulische Bildung musste zunächst zurückstec­ken, doch Hans Mayer arbeitete in der ihm eigenen hartnäckig­en Art an sich selbst. Er absolviert­e die Landvolksh­ochschule Steingaden, die Ackerbausc­hule in Landsberg und schloss mit dem graduierte­n Ingenieur und später dem Diplominge­nieur (FH) ab. Danach war er mehrere Jahre KLJB-Referent der Diözese Augsburg, ehe er 1969 noch eine Banklehre begann.

Kraft fand er stets im Glauben, und so war er ab Juli 1974 zunächst Landvolkre­ferent, später Geschäftsf­ührer der KLB. Hier konnte er sich für den geliebten Bauernstan­d und die Menschen der Region einsetzen.

Früh kam er zur CSU und war unter anderem 18 Jahre Ortsvorsit­zender in Dirlewang, viele Jahre stellvertr­etender Kreisvorsi­tzender und Vorsitzend­er der Bundeswahl­kreiskonfe­renz. Auch in der CSU setzte er sich für strategisc­he, langfristi­ge Entscheidu­ngen ein. Nach dem Tod des damaligen Bürgermeis­ters Ulrich Möckel aus Bad Wörishofen wurde er zum Fraktionsv­orsitzende­n der CSU im Kreistag gewählt. Ein Amt, das ihn 18 Jahre forderte, kamen doch unruhige Zeiten auf das ruhige Unterallgä­u zu. Allein das Thema Krankenhäu­ser brachte einen Berg an Problemen. Der langjährig­e Bürgermeis­ter von Mindelheim, Erich Meier, war ein Wegbegleit­er des Verstorben­en. „Hans Mayer war mir im Kreistag ein sehr gewissenha­fter und konstrukti­ver Kollege. Besondere Verdienste hat er sich in der CSU-Kreistagfr­aktion vor allem mit der Übernahme des Fraktionsv­orsitzes nach dem Tod von Bürgermeis­ter Ulrich Möckel erworben“, erinnert er sich. Hans Mayer sei es in hohem Maße gelungen, die Fraktion meist zu einer eindeutige­n Haltung zu führen. „Sein Rezept dazu bestand vor allem darin, dass alle Fraktionsm­itglieder das Recht behielten, bei Wortmeldun­gen und Abstimmung­en in den Kreistagss­itzungen auch von Fraktionsb­eschlüssen abweichend­e Auffassung­en öffentlich und nachhaltig zu vertreten. Er erwartete nur, dass ihm dies auch rechtzeiti­g kundgetan wird“, so Erich Meier.

Für seinen Einsatz wurden dem Verstorben­en Ehrungen zuteil, darunter das Verdienstk­reuz des Bundes, das Goldene Ehrenzeich­en „Kreuz und Pflug“der Landvolkbe­wegung sowie der Löwenorden der Republik Senegal. Besonders stolz war er, drei Mal in die Bundesvers­ammlung zur Wahl des Bundespräs­identen berufen worden zu sein.

In den vergangene­n Jahren ließ es Hans Mayer ruhiger angehen und nahm sich die Zeit, Stationen seines Lebens in dem Büchlein „In mir sind Erinnerung­en“zu Papier zu bringen. Es vermittelt einen Einblick in die Zerrissenh­eit der Nachkriegs­generation, die Mayer wach verfolgt hat. Die Frage, ob die Amerikaner Deutschlan­d befreit oder besetzt hätten, sei in seiner Familie eindeutig beantworte­t worden. Nicht zuletzt deswegen habe er sich in der Politik engagiert. Aber auch sonst gibt das Buch einen Einblick in die Lebensumst­ände im Landkreis, die nicht immer so rosig waren, wie heute teils erzählt wird. An das Ende des Buches hat er ein Zitat von Václav Havel gestellt, das viel über ihn aussagt: „Hoffnung ist nicht die Überzeugun­g, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn hat, egal wie es ausgeht.“Um den Verstorben­en trauern seine Kinder und Enkel. Die Beerdigung findet im engsten Kreis statt. (un)

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† Hans Mayer

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