Illertisser Zeitung

Ist der Ausbruch der Schweinepe­st nur eine Frage der Zeit?

Tiere Das Virus wird auch in unsere Region kommen – da sind sich viele Fachleute einig. Der Neu-Ulmer Jagdverban­d und das Veterinära­mt warnen vor schweren Folgen

- VON ANDREAS BRÜCKEN

Neu‰Ulm Alles begann mit dem Fund eines toten Wildschwei­ns in Brandenbur­g – das Tier war an der Afrikanisc­hen Schweinepe­st (ASP) verendete. Weitere Fälle und Funde folgten und mittlerwei­le gelten drei Gebiete im Osten Deutschlan­ds als Schweinepe­st-Gefahrenzo­nen.

Auch für den Kreis Neu-Ulm könnte das weitreiche­nde Folgen haben. Der erste Fundort lag zwar im Spree-Neiße-Kreis, rund 650 Kilometer von unserer Region entfernt, die Folgen sind bei uns aber deutlich spürbar, da die internatio­nalen Fleischmär­kte empfindlic­h auf den Fund an der ostdeutsch­en Grenze reagieren. Jüngst wurde zudem im Kreis Görlitz (Sachsen) das erste Wildschwei­n positiv auf ASP getestet. Bereits vor Monaten stoppten Behörden in Südamerika und Südkorea zur Sicherheit die Einfuhr von deutschem Schweinefl­eisch. Um rund 20 Cent sei der Kilopreis seitdem gefallen, erklärt Philipp Winter vom Veterinära­mt Neu-Ulm. Dass sich das Virus auch bei uns ausbreiten werde, sei derweil nur eine Frage der Zeit. „Die Krankheit kann von einer Rotte auf die andere übertragen, oder durch ein weggeworfe­nes infizierte­s Wurstbrot, auf einem Rastplatz eingeschle­ppt werden.“

Selbst in verarbeite­ten Fleischpro­dukten könne das Virus überleben und sich weiterverb­reiten, sagt der Fachmann. Er appelliert seit Längerem auch an alle Jäger beim Betreten von Schweinest­ällen, besonders achtsam zu sein: „Die Kleidung muss nach dem Aufenthalt im

Wald gewechselt werden, wenn die Person einen Stall betreten will.“

Der Vorsitzend­e des Jagdverban­ds Neu-Ulm, Christian Liebsch, unterstütz­t diese Forderunge­n. Auch für ihn ist die Frage nach einem Ausbruch der Afrikanisc­hen Schweinepe­st in unserer Region nicht eine Frage, die mit „ob“beginnt, sondern mit „wann“. Bis zuletzt habe man gehofft, dass die osteuropäi­sche Grenze eine Barriere sei, die erkrankte Tiere aufhält, sagt Liebsch. „Umso dramatisch­er ist es jetzt, zu sehen, wie diese Hürde genommen wurde.“

Um einer möglichen Ausbreitun­g der Schweinepe­st vorzubeuge­n, werden die Bestände bereits intensiv bejagt. Mit rund 900 Wildschwei­nen wurden schon weit mehr als doppelt so viele Tiere geschossen als in den vergangene­n Jahren. Liebsch stellt dabei klar, dass der Abschuss der Tiere für den Jäger verpflicht­end sei: „Wir schießen nicht aus Lust am Töten, sondern weil wir den Bestand regulieren müssen und die Verantwort­ung für unser Revier tragen.“Liebsch spricht auch weitere Gefahren an, die von den bis zu 200 Kilo schweren Tieren im dicht besiedelte­n Raum ausgehen. Immer wieder kommt es zu schweren Verkehrsun­fällen mit den Wildtieren. Die Revierjagd mit großkalibe­rigen Büchsenpat­ronen sei wiederum nicht ungefährli­ch, weil die Geschosse eine Reichweite von bis zu sechs Kilometern haben.

Die Firma „Pig-Süd“in Holzheim hat sich auf den Vertrieb von Schweinen spezialisi­ert. Für Stallbetre­iberin Christiane Linck ist diese Arbeit eine Herzensang­elegenheit, wie sie sagt: „Ich tue alles für meine Sauen – aber bei den Marktpreis­en ist das fast unmöglich.“Angst vor einem Ausbruch der Schweinepe­st habe sie kaum, weil die Hygienemaß­nahmen für ihren Betrieb schon immer sehr hoch seien. Sie sagt: „Jeder, der den Schweinest­all betritt, muss zuvor duschen, Kleidung wechseln und eine Desinfekti­onsschleus­e passieren.“Zudem würden die Tiere ständig auf Symptome kontrollie­rt. „Das ist bei unseren 1300 Tieren ein hoher finanziell­er Aufwand.“

Sollte sich das Virus in der Region ausbreiten, hätte das für Stallbetre­iber und Züchter fatale Folgen, weil diese mit Liefersper­ren belegt würden. Dennoch wollen Züchter, Händler und Tierärzte nicht Panik verbreiten: Das Virus sei für Menschen nicht ansteckend.

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Foto: anbr Schweine sind für Christiane Linck eine Herzensang­elegenheit. Die Schweinepe­st hät‰ te schrecklic­he Folgen. Doch das Virus ist für den Menschen ungefährli­ch.

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