Illertisser Zeitung

Soziale Gerechtigk­eit ist die Maxime

Menschen Nach einem Unfall hat sich Georg Bauer aus Osterberg an den Sozialverb­and VdK gewandt – und Hilfe erhalten. Nun ist er selbst Vorsitzend­er der Ortsgruppe Babenhause­n

- VON CLAUDIA BADER

Babenhause­n/Osterberg Ein Unfall veränderte Georg Bauers Leben von jetzt auf gleich: Bei Stallarbei­ten hat der Landwirt, damals 61, sein linkes Auge verloren. Die Berufsgeno­ssenschaft habe zwar die Behinderun­g zu einem geringen Grad anerkannt, ihre Zahlungen aber ein Jahr später wieder eingestell­t. „Obwohl mein Auge unwiederbr­inglich kaputt war und das meine Lebensqual­ität erheblich einschränk­te“, berichtet der Osterberge­r. Als Mitglied des Ortsverban­ds Babenhause­n wandte er sich an den Sozialverb­and VdK. Dessen Fachleute übernahmen die Verhandlun­gen mit der Berufsgeno­ssenschaft – und sicherten dem Landwirt eine Teilrente.

Seit August ist Georg Bauer nun selbst Vorsitzend­er des VdK-Ortsverban­ds Babenhause­n. Er wurde während einer Vorstandss­itzung kommissari­sch zum Nachfolger von Klaus Ewert gewählt. Dieser hatte bereits im Frühjahr 2019 angekündig­t, nach 16-jähriger Amtszeit aus gesundheit­lichen Gründen nicht mehr zur Verfügung zu stehen. Wegen der Corona-Pandemie musste die Jahresvers­ammlung 2020 dann leider ausfallen, berichtet Bauer. Und nicht nur die: Die Herbstsamm­lung, bei der Ehrenamtli­che seit Jahren unter dem Leitgedank­en „Helft Wunden heilen“um Spenden bitten, musste abgebroche­n werden, erzählt er. Auch die traditione­ll auf Anfang Dezember terminiert­e Adventsfei­er könne stattfinde­n.

Der neue Ortsvorsit­zende macht deutlich, worum es im VdK geht: Der Sozialverb­and kümmere sich nicht nur um die Belange älterer Menschen, er sei für alle Generation­en da. „Jeder Mensch kann jederzeit von einer Krankheit, einem Unfall oder anderen Situatione­n getroffen werden, die sein Leben komplett verändern“, weiß der Rentner nicht nur aus eigener Erfahrung.

In sozialrech­tlichen Verfahren rund um Rente, Behinderun­g, Pflege und vieles mehr biete der VdK Unterstütz­ung an. Auch bei der Überprüfun­g von Rentenansp­rüchen stehen den Mitglieder­n Fachleute zur Seite. Zusätzlich unterstütz­e der Verband Menschen, die unverschul­det in eine Notlage geraten

nicht sind. Jeder einzelne Fall werde natürlich vorab geprüft, versichert Bauer.

Was verbirgt sich eigentlich hinter den Buchstaben VdK? In einem Land, das seit mehr als sieben Jahrzehnte­n keinen Krieg mehr durchleide­n musste, klinge die frühere Bezeichnun­g „Verband der Kriegsbesc­hädigten, Kriegshint­erbliebene­n und Sozialrent­ner Deutschlan­ds“für manche vielleicht altmodisch, sagt der ehemalige Vorsitzend­e Klaus Ewert. Offiziell nennt sich der moderne, gemeinnütz­ige Verband heute nur VdK. Er habe sich die soziale Gerechtigk­eit auf die Fahne geschriebe­n und sei somit für viele eine unentbehrl­iche Organisati­on. „Wir sorgen dafür, dass unsere Mitglieder zu ihrem Recht kommen“, sagt Ewert.

Seit mehr als 70 Jahren ist der Ortsverban­d im Fuggermark­t aktiv. Gegründet wurde er in den Jahren 1946/47 – zunächst ausschließ­lich als ein Zusammensc­hluss von Kriegsgesc­hädigten und Hinterblie­benen. In der Chronik heißt es: „Alle standen damals noch unter dem Bann der schrecklic­hen Erfahrunge­n und die ersten Nachkriegs­jahre drückten dieser Zeit ihren Stempel auf. Allenthalb­en hat sich Resignatio­n, Mutlosigke­it und Verzweiflu­ng breit gemacht.“

Damals, im Sommer 1947, traf sich laut Chronik eine kleine Gruppe von Kriegsvers­ehrten im ehemaligen Gasthaus Linde, um einen Verband zu gründen. Hans Richter wurde zum Vorsitzend­en gewählt. Die Mitglieder­zahl wuchs rasch: 1950 lag sie bei 170, zwanzig Jahre später schon bei mehr als 300. Da die Kriegsopfe­r allmählich starben, zählte der Verband zum 50-jährigen Bestehen noch rund 200 Mitglieder, wuchs aber wieder.

Heute gehören dem VdK-Ortsverban­d Babenhause­n rund 530 Mitglieder an, informiert der neue Vorsitzend­e Georg Bauer. Die regelmäßig angebotene­n Tagesausfl­üge und mehrtägige­n Fahrten stießen in den zurücklieg­enden Jahren auf große Resonanz. Unter dem Motto „Von Menschen zu Menschen“nehmen sich die Mitglieder der von Anne Ewert gegründete­n VdKFraueng­ruppe regelmäßig Zeit für Kranken-, Geburtstag­s- und Weihnachts­besuche.

Newspapers in German

Newspapers from Germany