Illertisser Zeitung

Schlag ins Wasser

Sport Wie es ein spanischer Golf-Profi bis in die Tagesschau schaffte

- VON GÜNTHER VOLLATH

Es muss schon Beispiello­ses passieren, dass es ein einziger Golfschlag zur besten Nachrichte­nzeit ins Programm der nationalen Fernsehsen­der schafft. Martin Kaymer gelang dies zuletzt vor acht Jahren. Im September 2012 entschied er mit einem Zitterputt aus knapp drei Metern den legendären Ryder Cup in den USA zugunsten Europas. Selbst Tiger Woods, der in seiner langen Karriere mit hunderten von Zauberschl­ägen Millionen von Golfern verzückte, wurde diese Ehre bisher nicht zuteil.

Umso erstaunlic­her ist es, dass nun ausgerechn­et ein Ball, der am Dienstag im Wasser landete, einen Tag später in den TV-Nachrichte­n auftauchte. Hobbygolfe­r versenken auf den Plätzen landauf, landab jährlich tonnenweis­e kleine weiße Kugeln in Seen, Teichen und Bächen. Gefilmt von schadenfro­hen Freunden, schaffen es die Peinlichke­iten in die sozialen Medien oder in

Shows wie Pleiten, Pech und

Pannen. Aber in die „Tagesschau“? Keine Chance!

Es sei denn, das Drehbuch erfüllt folgende Kriterien: Der Ball muss mindestens dreimal in einem See auftitsche­n, das Gewässer nach fast 100 Metern verlassen, knapp 20 Sekunden in einem weiten Bogen über ein stark gewelltes Grün rollen und wie von Geisterhan­d gelenkt im Loch verschwind­en! Und das beim bekanntest­en Golfturnie­r der Welt, dem US Masters, im Augusta National im amerikanis­chen Bundesstaa­t Georgia. Es darf dann auch auf einer der Übungsrund­en passieren, die die Golfprofis vor jedem Turnier absolviere­n. Aber aufgepasst! Es muss so geplant sein! Zumindest der Weg übers Wasser sollte mit Ansage genommen werden.

Ach ja, der Profigolfe­r, der den magischen Schlag präsentier­te, heißt Jon Rahm. Er feierte am Dienstag seinen 26. Geburtstag, ist Spanier und einer der Favoriten auf den Sieg beim diesjährig­en Masters.

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Foto: dpa

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