Illertisser Zeitung

Nur Frauen können Kirche vor Missbrauch bewahren

-

Bei der Aufarbeitu­ng von sexuellem Kindesmiss­brauch in der katholisch­en Kirche gebe es nun einen „Goldstanda­rd“: So urteilt der Kirchenrec­htler Thomas Schüller über ein Gutachten zum Umgang mit Missbrauch­sfällen im Bistum Aachen. Erstmals hatte mit der Münchner Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl – nach Darstellun­g beider Seiten – ein Gutachter uneingesch­ränkten Zugriff auf Kirchenakt­en, konnte frei agieren und war ausdrückli­ch aufgerufen, die Namen derer zu benennen, die möglicherw­eise etwas vertuscht hatten. Die Gutachter fanden Hinweise auf 175 Missbrauch­sopfer bis 2019, die meisten davon Jungen bis 14 Jahre. In mehreren Fällen seien Priester, die sich schuldig gemacht und teilweise Haftstrafe­n abgesessen hätten, wieder in Gemeinden eingesetzt und auch rückfällig worden. Das Gutachten bestätigt ein in der Kirche gängiges Prinzip: Opfer galten tendenziel­l als Störenfrie­de, Täter wurden geschützt. Mitverantw­ortung sehen die Gutachter bei mehreren Bischöfen, darunter Klaus Hemmerle und Heinrich Mussinghof­f. Ziel der Studie war es, „systemisch­e Ursachen“des Missbrauch­s herauszuar­beiten. Dazu gehöre die quasi unangreifb­are Stellung des Priesters und das problemati­sche Verhältnis der Kirche zur Sexualität, die rein negativ gesehen werde. Die wichtigste Empfehlung der Juristen: Die Kirche müsse ihre Leitungsäm­ter für Frauen öffnen. Nur so könne ihr „männerbünd­isches System“aufgebroch­en und ein „Kulturwand­el“erreicht werden. (dpa)

Newspapers in German

Newspapers from Germany