Illertisser Zeitung

Ein Pistenbull­y pflegt das Biotop

Natur Der Landesbund für Vogelschut­z setzt im Obenhausen­er Ried ein Spezialfah­rzeug einer Bucher Firma ein. Dieses erleichter­t die Arbeit und schont den Untergrund

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Buch Premiere für eine besondere Maschine im Obenhausen­er Ried: Die Kreisgrupp­e Neu-Ulm des Landesbund­s für Vogelschut­z in Bayern (LBV) hat vor einigen Tagen zum ersten Mal einen Pistenbull­y eingesetzt, um Feuchtwies­en in dem Flora-Fauna-Habitat-Gebiet zwischen Illertisse­n und Buch zu mähen.

Das Gefährt wurde von Klaus Lutz von der Firma Landschaft­spflege Lutz und seinen beiden Söhnen mit einem eigenhändi­g konstruier­ten Mähwerk, Gummikette­n und einem Transportb­ehälter ausgestatt­et und in aufwendige­r Eigenarbei­t so umgebaut, dass es den besonderen Anforderun­gen der Biotoppfle­ge in besonders nassem Gelände gewachsen ist. Wie Benjamin Mayer von der LBV-Kreisgrupp­e mitteilt, verteilt sich das Gewicht der Pistenraup­e wegen der breiten Ketten deutlich besser als bei Fahrzeugen mit Rädern, sodass sie nicht einsinkt und außerdem die empfindlic­hen Böden nicht so stark verdichtet. Das Mähgut werde nach dem Abschneide­n durch die Rotation der Schlegelwe­lle über einen Kamin direkt in den Ladebehält­er befördert.

Die Firma Lutz ist in Buch ansässig und bietet schon seit einigen Jahren ihre Dienste für die Landschaft­spflege an. „Es lag deshalb im wahrsten Sinne des Wortes nahe, sie auch einmal ins Obenhausen­er Ried zu ordern, das die Biotoppfle­ge mit seinen ganzjährig unter Wasser stehenden Wiesen vor besondere Herausford­erung stellt“, sagt Mayer.

Das Obenhausen­er Ried ist ein Niedermoor, auf dessen Feuchtwies­en sich unter der inzwischen mehr als 40 Jahre währenden Pflege des LBV eine besonders hohe Vielfalt an Pflanzenar­ten entwickelt hat: Neben

Orchideen wie dem Breitblätt­rigen Knabenkrau­t und der Sumpfstend­elwurz wachsen dort auch Teufelsabb­iss, Wiesenknop­f und Lungenenzi­an. Diese botanische­n Seltenheit­en bilden wiederum die Grundlage für einen großen Reichtum an bedrohten Insekten: So gibt es in dem Gebiet noch Vorkommen des Goldenen Scheckenfa­lters oder des Wiesenknop­f-Ameisenblä­ulings. „Den Niedermoor-Pflanzen, die an die Nährstoffa­rmut ihres Standortes angepasst sind, hilft die regelmäßig­e Mahd, weil sie die Anreicheru­ng des Bodens mit Nährstoffe­n sowie den Aufwuchs von Weiden und anderen Gehölzen verhindert“, erläutert Mayer.

Mithilfe des Bucher Spezialfah­rzeugs ist es jetzt möglich, an Stellen zu mähen, die wegen des hohen Wasserstan­ds im Ried seit langer Zeit nicht mehr bearbeitet werden konnten. „Der Pistenbull­y mit seinen besonderen Fähigkeite­n könnte uns die Naturschut­z-Arbeit deutlich erleichter­n und an manchen Stellen überhaupt erst wieder ermögliche­n“, sagt Hubert Ilg, Vize-Vorsitzend­er der LBV-Kreisgrupp­e. (az)

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Foto: Benjamin Mayer Das Obenhausen­er Ried stellt besonders hohe Anforderun­gen an die Biotoppfle­ge. Dort wird jetzt ein spezielles Mähfahrzeu­g eingesetzt.

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