Illertisser Zeitung

Von Zwängen und Freiheiten

Planung In Klosterbeu­ren sollen rund 30 neue Bauplätze entstehen. Die Fragen, die sich stellen: Wodurch wird die Gemeinde eingeschrä­nkt – und was will die Gemeinde selbst einschränk­en?

- VON SABRINA KARRER

Klosterbeu­ren/Babenhause­n Der Babenhause­r Marktrat hat einen wichtigen Schritt hin zum neuen Baugebiet im Ortsteil Klosterbeu­ren getan. Das dürfte die Häuslebaue­r freuen, die offenbar schon in den Startlöche­rn stehen. Rund 30 Bauplätze sollen entstehen, was Klosterbeu­ren 15 bis 20 Prozent mehr Einwohner bescheren könnte, wie Planer Wilhelm Daurer schätzte. „Wir versuchen hier schon etwas größeres auf den Weg zu bringen“, sagte er. Der Marktrat fasste die Beschlüsse, den Bebauungsp­lan „K4 – Klosterbeu­ren West“neu aufzustell­en und den bestehende­n Flächennut­zungsplan parallel zu ändern.

Grundzüge des Entwurfs Das geplante Neubaugebi­et befindet sich am westlichen Ortsrand (wir berichtete­n). Im Norden grenzt der Blumenweg an. Im Osten verlaufen die Ludwig-Leinsing-Straße, Dorfstraße und Reichauer Straße. Im Süden wird gerade das Dorfgemein­schaftshau­s gebaut. Die Zufahrt zum Neubaugebi­et soll künftig über den Blumenweg, die Reichauer Straße und die Dorfstraße möglich sein. Außerdem ist ein Weg geplant, den nur Fußgänger und Radler nutzen.

Bauen am Ortsrand Laut Planer kommt es nun auf eine schlüssige Argumentat­ion gegenüber den Behörden an, weshalb ein solches Neubaugebi­et am Ortsrand erforderli­ch ist. Bekanntlic­h sind die Kommunen ja zum Flächenspa­ren angehalten. Deshalb wurden Baulücken und „grüne Lungen“im Ortskern unter die Lupe genommen, um sich eine Begründung zurechtzul­egen, weshalb dort keine Bebauung möglich ist. Zum Beispiel, weil die Flächen in Privatbesi­tz sind, eine ungünstige Hanglage haben oder Hochwasser­gefahr besteht. Daurer nannte im Marktrat die Option, ungenutzte Flächen innerorts künftig „zu aktivieren“, auch wenn das für eine Gemeinde unangenehm sein könnte. Stichwort: Bauzwang.

Gutachten Verschiede­ne Gutachten liegen nun vor, ob zum Thema Lärmschutz oder auch Gerüche, die von einem Aussiedler­hof in der Nähe ausgehen könnten. Das Er

Das Neubaugebi­et wird weniger von Emissionen beeinträch­tigt als befürchtet. So lägen auch die Abstände zu Unternehme­n wie dem Ziegelwerk im Süden „im grünen Bereich“. Eine „kleine Einschränk­ung“nannte der Planer: Am Dorfgemein­schaftshau­s sei eine Lärmund Sichtschut­zwand zur Wohnbebauu­ng hin ratsam. Die Gemeinde könne aber abwarten, wie sich die Situation an dem künftigen Treffpunkt gestaltet. Die Entwässeru­ng, die ebenfalls geprüft wurde, sollen bauliche Vorkehrung­en regeln.

Zukunftsmu­sik In der Planung sind Eventualit­äten berücksich­tigt. So etwa eine mögliche Wiederbele­bung des früheren Gasthauses St. Georg an der Dorfstraße. Und eine Verlegung des Feuerwehrh­auses hin zum Dorfgemein­schaftshau­s. Dies wären zwei Bereiche, an denen es künftig zu Lärm kommen könnte. In diesem Zusammenha­ng riet Robert Sigg (CSU), die Parkplatzs­ituagebnis: tion am Bürgerhaus noch möglichst offen zu halten, um „sich nicht ins eigene Fleisch zu schneiden“.

Ausgleichs­fläche Rund 7000 Quadratmet­er sind zur Kompensati­on nachzuweis­en, laut Daurer in Richtung Badeweiher und im Rothtal.

Anmerkunge­n der Markträte Martina Gleich (JWU) sprach sich dafür aus, den Bauherren mehr Freiheiten als bisher vorgesehen zu gewähren, zum Beispiel was die Dachneigun­g und -form angeht. „Sonst sind wieder viele Befreiunge­n notwendig“, befürchtet­e sie und erhielt Unterstütz­ung von ihrem Fraktionsk­ollegen Quirin Rothdach. Man könne doch froh sein, wenn junge Familien im dörflichen Gebiet bleiben wollen. Deshalb ist aus seiner Sicht eine „etwas offenere Gestaltung“wünschensw­ert, zumal Bauwillige viel Geld in die Hand nehmen. Daurer riet von „großer Großzügigk­eit“ab. Der Marktrat sollte eine Richtung vorgeben, wie er sich das Ortsbild vorstellt, so seine Meinung. Bürgermeis­ter Otto Göppel (CSU) ergänzte, dass eine Bebauung in einem Dorf nicht mit der in einem Markt wie Babenhause­n vergleichb­ar sei. Er verwies auf das Handbuch „Dorfkerne – Dorfränder“, das im Unterallgä­u erarbeitet wurde. „Das müssen wir noch intern besprechen“, beendete er die Diskussion.

Walter Kalischek (Freie Wähler) nannte es wichtig, nun alle Hürden zu nehmen und zügig Bauplätze anzubieten: „Wenn es jetzt nicht klappt, sehe ich schwarz für Klosterbeu­ren.“Er kündigte an, dass die Frage nach einem Vorkaufsre­cht für Klosterbeu­rer auftauchen werde. Und appelliert­e an den Bürgermeis­ter, schon jetzt über das geplante Baugebiet hinaus zu denken. Göppel legte Wert auf die Feststellu­ng: „Wir haben keine Zeit verschwend­et.“Ursprüngli­che Überlegung­en, im Süden ein Baugebiet auszuweise­n, seien gescheiter­t. Zudem sei es zeitrauben­d, alle erforderli­chen Gutachten einzuholen.

Wie es weitergeht Die Öffentlich­keit, zuständige Behörden und sonstige Stellen können Stellung zu dem Vorhaben beziehen. Planer und Gemeinde werden sich dann mit den Rückmeldun­gen auseinande­rsetzen.

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Bild: Merk Kran neben Kran am Ortsrand: Wenn der Bebauungsp­lan „K4 – Klosterbeu­ren West“steht, könnte sich ein ähnlicher Anblick in dem Babenhause­r Ortsteil bieten.
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Foto: Daurar&Hasse/Repro: Karrer So sieht ein Entwurf für den Bebauungs‰ plan aus.

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