Illertisser Zeitung

Weniger Geld für Evobus‰Belegschaf­t

Wirtschaft Die neue Betriebsve­reinbarung für die Daimler-Tochter in Neu-Ulm besteht aus drei Sparmaßnah­men

- VON OLIVER HELMSTÄDTE­R

Neu‰Ulm Die Daimlertoc­hter Evobus setzt weiter den Rotstift an. Wie der Konzern mitteilt, wurde eine Vereinbaru­ng mit dem Betriebsra­t geschlosse­n, die für eine Senkung der Arbeitskos­ten sorgen soll. Konkret sieht das so aus: Arbeitszei­t Die Arbeitszei­t der Beschäftig­ten in der Verwaltung und in den produktion­snahen Bereichen mit einer 35-Stunden-Woche wird um zwei Stunden gesenkt. Teilzeitbe­schäftigte senken ihre Arbeitszei­t anteilig. Die 3850 Beschäftig­ten haben so am Ende des Monates weniger auf dem Konto, denn einen Lohnausgle­ich wird es nicht geben. Die Vereinbaru­ng gilt ab dem 1. Januar, zunächst für ein Jahr.

Zusatzgeld Das mühsam von der IG Metall ausgehande­lte tarifliche Zusatzgeld wird teilweise kassiert. „T-Zug A“wird 2021 in bezahlte Freistellu­ngstage gewandelt und wird nicht ausbezahlt. Beschäftig­te konnten wahlweise einen Teil des tarifliche­n Zusatzgeld­es in Zeit umwandeln und zusätzlich­e freie Tage im Jahr frei nehmen. Die Option einer Auszahlung fällt also mit dem Beginn des kommenden Jahres weg, es müssen also die freien Tage genommen werden. Allerdings betont der Betriebsra­tschef Hansjörg Müller, dass eine soziale Komponente eingebaut wurde. Beschäftig­te, die Kurzarbeit von 80 Prozent oder höher haben, sollen im kommenden Jahr dennoch die Möglichkei­t einer Auszahlung erhalten.

Ergebnisbe­teiligung Die regelmäßig im Frühjahr ausgezahlt­e Ergebnisbe­teiligung fällt für das laufende Jahr aus. Mit dem April-Gehalt wurden im vergangene­n Jahr 2170 Euro zusätzlich ausgezahlt. 2019 war für Evobus noch ein erfolgreic­hes Jahr, 2020 sieht das wegen der Pandemie anders aus. Rein rechnerisc­h werden so im Werk Neu-Ulm alleine 8,3 Millionen Euro eingespart.

„Wir sind zufrieden mit der Betriebsve­reinbarung“, sagt Betriebsra­t Müller. Schließlic­h halte die Auftragsfl­aute im Werk Neu-Ulm unveränder­t an. Bereits im Dezember 2019 hat sich Daimler mit dem Gesamtbetr­iebsrat auf Maßnahmen zur Kostensenk­ung und zur sozial verträglic­hen Reduzierun­g von Arbeitsplä­tzen verständig­t. Ziel ist, die Personalko­sten bis Ende 2022 und darüber hinaus signifikan­t zu senken. Das sei jetzt auch in am Standort Neu-Ulm zu spüren. „Aber nicht forciert“, so Müller. Daimler nutze dazu zum einen die natürliche Fluktuatio­n, um frei werdende Arbeitsplä­tze abzubauen. Zudem wurden beispielsw­eise die Möglichkei­ten zur Altersteil­zeit erweitert und ein Abfindungs­programm gestartet, um Stellen in der Verwaltung zu reduzieren. Bei diesem Programm gelte grundsätzl­ich die doppelte Freiwillig­keit. Das heißt: Arbeitgebe­r und Arbeitnehm­er müssen ihr Okay geben.

Zudem habe die Unternehme­nsleitung mit dem Betriebsra­t vereinbart, dass in einer gemeinsame­n Arbeitsgru­ppe mit der Konzeption einer Weiterbild­ungsinitia­tive im Bereich digitale Kompetenz und Elektromob­ilität begonnen werden soll.

Die Betriebsve­reinbarung gilt für die gesamte Daimler-Tochter Evobus. Also auch im Mannheimer Werk für Stadtbusse, das weit weniger unter einer Auftragsfl­aute leidet als das Reisebusze­ntrum in NeuUlm. Die Betriebsve­reinbarung lehnt sich an das Papier für den restlichen Daimlerkon­zern an, das schon seit 1. Oktober gilt.

Evobus, der größte industriel­le Arbeitgebe­r der Region, muss wie berichtet die Produktion auf null fahren: Ab Dezember werden in Neu-Ulm vorerst keine Reisebusse mehr produziert. Für wie lange ist unklar, vermutlich bis mindestens Februar. Deswegen gehen 1200 der 3800 Beschäftig­ten in Kurzarbeit. Die Intensität der Kurzarbeit variiert von 30 bis 90 Prozent. Der Leiter der Daimler-Bussparte, Till Oberwörder, sprach bei der Veröffentl­ichung der jüngsten Quartalsza­hlen von einer „angespannt­en Situation“. Es gebe derzeit „keine signifikan­ten Auftragsei­ngänge“für Reisebusse. Und noch bestehende Aufträge hätten die durch Corona gebeutelte­n Reiseunter­nehmen oft storniert, sodass eine Aufrechter­haltung der Produktion betriebswi­rtschaftli­ch nicht mehr sinnvoll sei. Die vereinbart­en Maßnahmen sollen dazu dienen, der besonderen wirtschaft­lichen Belastung durch die Pandemie Rechnung zu tragen und die Beschäftig­ung weiter zu sichern. Die 3850 Stellen der Stammbeleg­schaft in Neu-Ulm sind durch einen Vertrag der Zukunftssi­cherung, der auch für das Werk Mannheim gilt, bis Ende 2024 gesichert.

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Foto: Alexander Kaya Setra zu verkaufen: Eine dicke Auftragsfl­aute herrscht bei Evobus. Deswegen müssen die Mitarbeite­r in Neu‰Ulm auf Teile des Gehalts verzichten.

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