Illertisser Zeitung

Er ist der Brückenbau­er und will Barrieren verhindern

Engagement Jürgen Block ist Seniorenbe­auftragter im Gemeindera­t Bellenberg und leitet die Generation­enhilfe. Warum er dabei gern weitsichti­g handelt

- VON REGINA LANGHANS

Bellenberg Wo andernorts Fachleute beauftragt werden für senioren- und behinderte­ngerechte Konzepte, genügt in Bellenberg oftmals der prüfende Blick von Jürgen Block: Zum Beispiel kürzlich im Gemeindera­t, als es um den geeigneten Ort einer Urnengraba­nlage ging. Nachdem geklärt war, wie alles auszusehen habe, kommt doch noch eine Wortmeldun­g. Jürgen Block fordert: „Ich hätte gerne, dass auch Rollstuhlf­ahrer an das Urnengrab hinkommen.“Was treibt den Gemeindera­t, Seniorenbe­auftragten und Vorsitzend­en der Generation­enhilfe in seinen Anliegen an?

„So bin ich aufgewachs­en, es ist die christlich­e Nächstenli­ebe“, findet er. Vordergrün­dig betrachtet, scheint der 60-jährige Ingenieur und Experte bei Themen rund um Schutz und Sicherheit als Ehrenamtli­cher einen wenig aufregende­n Job zu machen. Nicht sehr publikumsw­irksam, aber mit viel Zeiteinsat­z und Verantwort­ung. Dabei wüsste der Familienva­ter seine Freizeit auch anders zu verbringen, in den Bergen beim Wandern oder Skifahren etwa.

Irgendwie bringe er das dann auch noch unter, versichert er und lächelt. Dem Eindruck, die freiwillig­en Verpflicht­ungen könnten sein Leben zu sehr vereinnahm­en, widerspric­ht er vehement: „Das habe ich vielleicht von meinem Vater, immer so ernst zu wirken.“Dennoch, die Liste seiner ehrenamtli­chen Einsätze ist bunt und beginnt bereits mit seinem Engagement als Jugendlich­er in der katholisch­en Kirche. Später studierte er Theologie, Philosophi­e und landete zuletzt beim Maschinenb­au. Seiner humanistis­chen Ader ist er treu geblieben, indem er im Beruf Bereiche wie Arbeitssch­utz, Umwelt, Gesundheit oder Energieman­agement abdeckt. Auch auf seine Familie hat dies abgefärbt, in der alle, angefangen bei seiner Frau, im sozialen Bereich arbeiten. Zu seiner Zugehörigk­eit im neuen Gemeindera­t sagt er nur: „Durch meine Mutter und den Großvater war ich mit Kommunalpo­litik schon früh vertraut.“

Nun, da Block im Ratsgremiu­m sitzt, macht er sich grundsätzl­ich bemerkbar, wenn er die Belange seiner Schützling­e, alte und behinderte Menschen, tangiert sieht oder sehen könnte, präventiv sozusagen. Wo andere um den Kosten-Nutzen-Effekt ringen, bringt Block Argumente wie Barrierefr­eiheit oder rollstuhlg­erechte Türöffnung­en ins Spiel. Seine Meinung: „Beim Bauen denken viele nicht daran, dass sie vielleicht in ihrem Haus alt werden wollen.“Treppenhäu­ser sind dann oft zu schmal, um später einen Lifter einzubauen. Badewannen müssen häufig durch Duschen ersetzt werden.

Mangelnde soziale Kompetenz erkennt er etwa, wenn die Kommune die Grundgebüh­ren für Wasser anhebt. Einfache Rentner würden verarmen, weil sie die Fixkosten selbst durch sparsamste­n Verbrauch niemals ausgleiche­n könnten. „Besser wäre, den Verbrauchs­preis zu erhöhen“, glaubt er. Zu seinen kommunalen Lieblingst­hemen zählt ein seniorenge­rechtes Bellenberg mit guten Wegen einschließ­lich einer barrierefr­eien Fußgängeru­nterführun­g. Oder ein Seniorenra­tgeber in Form eines Flyers mit aufbereite­ten Informatio­nen in allen Bereichen, auch Kultur- und Freizeitan­geboten. „Mit dem Ziel, Senioren so lange wie möglich in ihren eigenen Wohnungen zu belassen“, betont Block.

Ganz schlecht sieht er seinen Heimatort dabei nicht aufgestell­t: „In den vergangene­n 15 Jahren hat sich einiges getan, mit betreutem Wohnen, zwei Demenzgrup­pen, einer Tagesbetre­uung und viel früher schon die Angebote der katholisch­en Kirche und Rotkreuzbe­reitschaft.“Nicht zu vergessen die 2014 gegründete Generation­enhilfe. Der Vorschlag zu dieser Initiative kam von der damaligen Bürgermeis­terin Simone Vogt-Keller und ihrem Stellvertr­eter Kurt Bucher. Sie stellten sich dazu gleich einen gemeinnütz­igen Verein mit Jürgen Block als Vorsitzend­en vor. „25 Bürger haben den Verein gegründet, heute zählt er 188 Mitglieder“, so Block. Dieser trägt sich aus Beiträgen der Helfer und Hilfesuche­nden, wobei im Monat durchschni­ttlich 15 bis 20 Stunden lang zwei bis drei Ehrenamtli­che im Einsatz sind. Sie sind zwischen 18 und über 70 Jahre alt. Block, der das Konstrukt aufgebaut hat, sagt: „Die beste Lehrmeiste­rin war meine Mutter.“Er habe sie in ihrer zunehmende­n Demenz bis zum Schluss begleitet. Und dabei den liebevolle­n Umgang mit Menschen im Alter gelernt, „denen es auf Augenhöhe zu begegnen gilt“.

Info

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Foto: Regina Langhans Jürgen Block engagiert sich in Bellenberg für Senioren. Er will, dass die Menschen im Alter so lange wie möglich in ihren Woh‰ nungen bleiben können.

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