Illertisser Zeitung

Eine innovative Antwort auf die Krise

Kultur Das Klassik-Festival in Weißenhorn funktionie­rt auch mit Livestream­ing

- VON DAGMAR HUB

Weißenhorn Während derzeit Konzerte wegen der Corona-Pandemie nicht möglich sind, ging Esther Kretzinger, Intendanti­n des Weißenhorn Klassik Festivals, andere Wege: Die Veranstalt­ungsreihe, die am Wochenende zu Ende ging, konnte stattfinde­n – mit live spielenden Künstlern und Künstlerin­nen im Fuggerschl­oss und mit einem Publikum, das per Livestream von zu Hause aus zuhören konnte.

Und auch wenn Esther Kretzinger fürs nächste Festival wieder auf Konzerte mit Publikum hofft, weil zu Auftritten natürlich auch der Austausch der Zuhörer danach sowie der Beifall gehören: Das Konzept des Livestream­s hat Zukunft und wird nicht mehr zu verdrängen, sondern weiterzuen­twickeln sein, sagt die Intendanti­n, die ein überaus positives Fazit zieht. „Es ging ja darum, Präsenz zu zeigen und Kontinuitä­t, und eine innovative Antwort auf die Krise zu geben. Und das ist gelungen. Es lief gut, sehr gut.“

Marianne Schroeder, Pianistin aus der Schweiz, konnte nicht anreisen, weshalb der „Klanggaler­ie“-Abend abgesagt werden musste; sonst aber fanden alle Konzerte statt. Was Esther Kretzinger sehr freut: „Die Reaktionen vom Publikum waren ausgesproc­hen positiv, und wir haben sehr nette E-Mails bekommen. Die Leute waren überrascht, wie hoch die Klang- und Bildqualit­ät war.“Die ist ihr wichtig, gerade wegen des hohen Niveaus

der auftretend­en Künstlerin­nen und Künstler. Für Zuhörer, die beim Zugang zum Livestream technische Probleme hatten, gab es im Hintergrun­d über den Ticket-Partner stets jemanden, der Dienst hatte, und der Antworten und Hilfe geben konnte.

„Was uns auch sehr gefreut hat: Das Steaming-Angebot hat mehr Interessen­ten angelockt.“Auch aus dem Ausland gab es Zuhörer, die Tickets buchten und sich zuschaltet­en in den Stream. „Die Reichweite hat sich gesteigert.“Die Rentabilit­ät, sagt Esther Kretzinger, sei bei der Entscheidu­ng für die Übertragun­g via Internet kein K.-o.-Kriterium gewesen. Wahrschein­lich werden die Einnahmen nicht ganz reichen, um den Ausfall während der Krisenmona­te zu kompensier­en. Zufrieden ist Kretzinger aber auch mit der finanziell­en Seite.

Was ihr besonders wichtig ist: Aus den Erfahrunge­n des diesjährig­en Livestream­s soll ein Konzept für die Zukunft aufgebaut werden, und auch dafür habe man jetzt wertvolle Erfahrunge­n gesammelt, sagt sie. Das Festival soll zweigleisi­g stattfinde­n, mit Auftritten vor Publikum und per Übertragun­g. „Man kann mit dem Livestream zum Beispiel in Altenheime­n einen Teil der Konzerte anbieten, eines oder zwei pro Festival. Damit können Menschen teilhaben, die diese Chance bei Konzerten nicht hätten.“Erweiterte technische Möglichkei­ten sind denkbar – ein Knopf fürs Zuschalten von Applaus beispielsw­eise.

 ?? Foto: The Third Eye Film ?? Florian Donderer, Kiveli Dörken, Tanja Tetzlaff und Sharon Kam spielten beim Auf‰ takt des Festivals „Weißenhorn Klassik“das „Quatuor pour la fin du temps“von Oli‰ vier Messiaen.
Foto: The Third Eye Film Florian Donderer, Kiveli Dörken, Tanja Tetzlaff und Sharon Kam spielten beim Auf‰ takt des Festivals „Weißenhorn Klassik“das „Quatuor pour la fin du temps“von Oli‰ vier Messiaen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany