Tierisch nette Geschichten aus der Praxis
Erzählungen Die Tierärztin Jasmin Grau aus Senden gibt ihren Patienten, von Katze bis Kaninchen, eine Stimme. Auch Praxishund Mr. Big kommt dabei nicht zu kurz
Senden Die rechte Beifahrertür des kleinen weißen Praxisfahrzeuges von Jasmin Grau wirkt so, als säßen zwei Hunde auf dem Gehweg und schauten sich das Auto an. Modell fürs Fahrzeugdesign standen zwei reale Hunde – Jasmin Graus geliebter Hund Mr. Big, den sie als Welpe aus der Tötungsstation eines Tierheimes in Ungarn holte und der inzwischen Rettungshund ist, und seine Freundin Isi. Jasmin Graus Tierliebe prägt ihr ganzes Sein: Seit knapp eineinhalb Jahren führt die Veterinärin eine Kleintierpraxis in Senden. Weil sie neben der Heilkunst für Tiere auch andere gern an ihrem Erleben teilhaben lässt, schreibt sie seit diesem Sommer Geschichten, in denen ihre Patienten oder auch Mr. Big aus ihrer Sicht erzählen dürfen. Dass die Geschichten irgendwann ein Buch werden, kann sich Jasmin Grau gut vorstellen. Derzeit gibt es sie auf der Homepage der Tierärztin zu lesen.
„Wenn man ein Tier behandelt und es schaut einen ganz konzentriert an, dann fragt man sich: ‚Was denkst denn du jetzt?‘“, erzählt Jasmin Grau. Natürlich geht ihr das besonders auch beim eigenen Hund so.
Mr. Big ist ihr „Praxishund“, er hat sie schon während des Studiums begleitet und er kennt viele der Patienten seines Frauchens. Dieses Frauchen hat er sich übrigens damals im Tierheim ganz dringend ausgesucht, erzählt Jasmin Grau. „Er hing wie ein Äffchen am Gitter, das uns trennte.“So ist es kein Wunder, dass in den Geschichten, die Jasmin
Grau schreibt, Mr. Big Abenteuer erfährt, die die Patienten seines Frauchens erlebt haben. Bella zum Beispiel, die weiß-schwarze Katze, die sich beim Stöbern im Garten ganz schön an einer Pfote wehtat und die in ihrem Köpfchen vermutete, dass die gefundene stachelige Kugel aus dem Weltall in den Garten ihrer Besitzer gefallen ist. Freilich
hatte Bella ein untergewichtiges Igelkind gefunden, das Hilfe benötigte, um über den Winter zu kommen.
Katzenteenager Josie berichtet, wie sie beim abendlichen Mäusesuchgang eine Attacke eines großen – aus Katzensicht – „Nilpferdhundes“auf einen kleinen Hund beobachtete, die mit einer großen Bissverletzung endete. Josie rühmt sich, den „Nilpferdhund“mit Kreischen und Hakenschlagen abgelenkt zu haben – und empört sich über die schlechten Zähne des Hundes, denn sein Biss hatte beim Opfer zu einer ziemlichen Entzündung geführt, die mit Laser behandelt werden musste. Josie hatte selbst einmal eine Bisswunde am Schwanz, erinnert sie sich. Wie sie zu der kam, darüber schweigt sich die junge Katze aus – aber stolz posiert sie auf den Fotos mit der gelben Laserbrille, die ihre Augen während der Behandlung schützte.
Manchmal ist Mr. Big Zuhörer der Geschichten, manchmal darf er auch selbst erzählen – wie von der einsamen Häsin Emma, die unbedingt einen Kumpel brauchte. Das war ihre erste Tier-Geschichte, die sie im Juli schrieb, erzählt Jasmin Grau. Neue kommen laufend dazu.