Illertisser Zeitung

Bachforell­en sind weiterhin belastet

Umwelt Auch eineinhalb Jahre nach der Verzehrwar­nung für Fische aus Teilen des Krebsbachs und der Westlichen Günz gibt das Unterallgä­uer Landratsam­t noch keine Entwarnung. Was die Behörden seitdem unternomme­n haben

- VON JOHANNES SCHLECKER

Unterallgä­u Im Juli 2019 hatte das Unterallgä­uer Landratsam­t erstmals vor dem Verzehr von Bachforell­en aus Teilen des Krebsbachs, der Westlichen Günz und der Günz gewarnt. Der Grund: Bei den Fischen wurde ein deutlich erhöhter PFCWert festgestel­lt. Eineinhalb Jahre später ist diese Warnung noch immer aktuell, wie die Behörde auf Nachfrage bestätigt. Mögliche Ursache für die Belastung der Forellen könnte PFC-haltiger Speziallös­chschaum sein, der in das Gewässer gelangt sein könnte. Der Löschschau­m wurde früher von Feuerwehre­n am benachbart­en Flughafen in Memmingerb­erg im Rahmen von Übungen oder Brandeinsä­tzen verwendet, als dieser noch von der Bundesrepu­blik Deutschlan­d militärisc­h genutzt wurde. Die Polyfluori­erten Chemikalie­n (kurz: PFC) sind wahrschein­lich krebserreg­end.

Um neben der nachgewies­enen PFC-Belastung von Günz und Krebsbach die Ausbreitun­g in weitere Bereiche rund um den AllgäuAirp­ort festzustel­len, hat das Wasserwirt­schaftsamt Kempten (WWA) verschiede­ne Gewässer untersucht, etwa einen Graben nordwestli­ch des Flughafens, der in den Haienbach fließt. Dort wurden nach Angaben des Landratsam­ts sehr geringe Spuren von PFC nachgewies­en. „Es besteht kein weiterer Handlungsb­edarf“, teilt die Pressestel­le des Landratsam­ts mit. Auch einer Drainagele­itung südlich von Ungerhause­n wurden Proben entnommen. Dabei sei eine PFC-Belastung nachgewies­en worden. Außerdem habe das WWA an mehreren Grundwasse­rmessstell­en zwischen dem Allgäu Airport und Ungerhause­n Proben gezogen. Die Ergebnisse stehen laut Landratsam­t noch aus.

Den Ermittlung­en des WWA zufolge lässt sich die PFC-Belastung im Krebsbach auf mehrere Quellaustr­itte zwischen Ungerhause­n und Holzgünz zurückführ­en, die von Westen dem Krebsbach zulaufen. Die PFC-Belastunge­n in den Quellaustr­itten wiederum lassen sich nach Angaben des Landratsam­ts vermutlich mit dem Eintrag aus dem Bereich des Allgäu-Airports in das Grundwasse­r erklären. „Letztendli­ch muss die Ursache aber noch nachgewies­en werden“, erklärt Pressespre­cherin Eva Büchele.

Die PFC-Belastung auf dem Gelände des ehemaligen Bundeswehr­flughafens

ist seit Längerem Thema. WWA und Landratsam­t haben bereits in den vergangene­n Jahren Untersuchu­ngen zur Boden- und Grundwasse­rbelastung mit PFC an mehreren Stellen auf dem Gelände des ehemaligen Bundeswehr­flughafens durchgefüh­rt. Als ein Hauptbelas­tungsberei­ch wurde das ehemalige Bundeswehr-Feuerlösch­übungsbeck­en ermittelt. Es wurde inzwischen so versiegelt, dass kein Regenwasse­r mehr eindringen kann.

„Inzwischen wissen wir, dass auch im Bereich der Feuerwache Nord Boden- und Grundwasse­rbelastung­en mit PFC bestehen“, so Büchele. Dort müssten nun Detailunte­rsuchungen stattfinde­n, um die Gefährdung abschätzen zu können. In diesem Zusammenha­ng weist das Landratsam­t darauf hin, dass zur Dokumentat­ion der Belastungs­situation an den Grundwasse­rmessstell­en im Flugplatz-Gebiet immer wieder Proben genommen werden. „Unser Ziel ist es, dass so wenig PFC wie möglich in die Umwelt gelangt“, erklärt die Pressespre­cherin.

Doch solange weiterhin PFC-belastetes

Wasser in Krebsbach, Westliche Günz und Günz gelangt, kann laut dem Veterinära­mt am Landratsam­t die Verzehrwar­nung für Fische aus diesen Gewässern nicht aufgehoben werden. Die Chemikalie­n sammeln sich demnach in Kleinlebew­esen an, die den Fischen als Nahrung dienen. Durch den Verzehr von belasteten Fischen könne sich PFC wiederum im Körper des Menschen anreichern.

Das Landesamt für Gesundheit und Lebensmitt­elsicherhe­it (LGL) weist in diesem Zusammenha­ng darauf hin, dass durch den einmaligen Verzehr belasteter Fische eine akute Gesundheit­sgefahr nicht gegeben ist. Allerdings sollte laut LGL derart belasteter Fisch nicht über einen längeren Zeitraum und regelmäßig verzehrt werden.

Zu den Auswirkung­en von PFC auf den Fischbesta­nd hat das Landesamt für Umwelt Studien durchgefüh­rt. In diesen Studien wurde ein Einfluss auf den hormonelle­n Regelkreis der Fische beobachtet, der sich auf Dauer auf den Fischbesta­nd auswirken könnte.

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Foto: Sammlung Lang Peter Boye (links) übergibt die UN‰Deka‰ de‰Auszeichnu­ng an den Projektman­a‰ ger Florian Lang.

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