Illertisser Zeitung

Ein besonderes Kleidungss­tück

Restaurati­on Aus dem Schrank der Fuggergräf­in ins Weißenhorn­er Heimatmuse­um

- VON ANDREAS BRÜCKEN

Weißenhorn Unzählige Schätze und Kostbarkei­ten finden sich im Weißenhorn­er Heimatmuse­um und dessen Depot. Eines der kulturhist­orisch und stadtgesch­ichtlich bedeutends­ten Objekte hat seinen Ursprung im 18. Jahrhunder­t: Ein Gewand, das Gräfin Euphemia Fugger von Kirchberg-Weißenhorn, die letzte in Weißenhorn residieren­de Fuggergräf­in, einst als Brautkleid trug.

Aus Teilen des wertvollen Stückes wurde ein Messgewand angefertig­t, das noch lange von den Geistliche­n der Weißenhorn­er Stadtpfarr­ei bei Hochzeitsm­essen getragen wurde, bevor es schließlic­h in die Sammlung des Heimatmuse­ums aufgenomme­n wurde. „Nachdem dieses wertvolle Sammlungss­tück der bisherigen Dauerausst­ellung entnommen worden war, wurde es dem in Trier ansässigen Textilrest­aurator Ralf Schmitt zu einer dringend notwendige­n Restaurier­ung übergeben“, sagt der Kunsthisto­riker und Leiter des Heimatmuse­ums Matthias Kunze. Weit mehr als 100 Arbeitsstu­nden wurden dafür aufgewende­t und das Gewand einer fachmännis­chen Reinigung unterzogen. Weil rund 200 Jahre daran nicht spurlos vorübergin­gen, musste der Stoff zudem an brüchigen Stellen behutsam gesichert und ausgebesse­rt werden.

Historisch­e Veränderun­gen, die während der langen Nutzung entstanden, wurden jedoch belassen, um die spannende Geschichte des Objektes nicht zu verfälsche­n. Ralf Schmitt, der auf eine langjährig­e Erfahrung zurückblic­kt, sagt, dass dies eine sehr anspruchsv­olle Aufgabe gewesen sei, der er sich aber mit großer Freude und Hingabe gewidmet habe.

Dankbar ist man im Heimatmuse­um der Ernst von Siemens Kunststift­ung mit Sitz in Berlin, die die Kosten der Sanierung übernahm. Im März 2020 startete die Organisati­on eine bundesweit­e Corona-Förderlini­e, die schnell und unbürokrat­isch freiberufl­iche Restaurato­ren und Wissenscha­ftler unterstütz­en sollte. Rund 1,5 Millionen Euro wurden dafür aufgebrach­t und insgesamt 150 Projekte unterstütz­t. „Die Restaurier­ung des kulturhist­orisch wertvollen Messgewand­es der Euphemia Fugger ist ein absolut sinnvolles, charakteri­stisches Projekt des Programmes“, sagt Martin Hoernes, Generalsek­retär der Stiftung. Derzeit befindet sich das Heimatmuse­um der Fuggerstad­t bekanntlic­h in einer umfangreic­hen Umbauphase. Wie berichtet, werden die Räumlichke­iten am Oberen Tor erweitert und neu gestaltet.

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Foto: Brücken Das Messgewand, das aus dem Brautkleid der Fuggergräf­in hergestell­t wurde, soll wieder in der Dauerausst­ellung des Heimatmuse­ums zu sehen sein.
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