Illertisser Zeitung

Im Obenhausen­er Ried werden Laichballe­n gezählt

Tiere Wer die Natur liebt, kann an der Zählaktion teilnehmen. Sie gibt Aufschluss darüber, wie es den Grasfrösch­en geht

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Illertisse­n/Buch Seit 2018 sind Naturinter­essierte als Bürgerfors­cherinnen und -forscher im zeitigen Frühjahr im Obenhausen­er Ried unterwegs, um Grasfrosch-Laichballe­n zu zählen. Mitmachen können alle, ob Groß oder Klein, also gerne auch Familien mit Kindern. Man braucht eigentlich nur Gummistief­el und ein gutes Auge, eventuell ein Fernglas. Und um gelegentli­ch zu prüfen, ob es wirklich Laichballe­n sind oder nur Algenwatte­n, die da im Wasser schwimmen, vielleicht einen langen Stecken – den gibt es im Ried ganz umsonst.

In einer Pressemitt­eilung macht das Landratsam­t Neu-Ulm auf die Aktion aufmerksam. Darin heißt es: Wer noch keine Erfahrung in Sachen Amphibienl­aich hat, wird von Biologe Ralf Schreiber vom Landesbund für Vogelschut­z (LBV), einem erfahrenen Amphibienk­undler, bei einem Auftakt-Termin im Ried in wenigen Minuten angelernt und mit Informatio­nen und Zählmateri­al versorgt.

Der Grasfrosch ist neben dem Wasserfros­ch die häufigste Amphibiena­rt im Obenhausen­er Ried. Dieses EU-Schutzgebi­et liegt zwischen Illertisse­n und Buch. Die Tiere sind wichtige Bestandtei­le der natürliche­n Nahrungske­tte. Die im Wasser lebenden Froschlarv­en, die Kaulquappe­n, fressen Algen und verrottend­e Wasserpfla­nzen, die an Land gegangenen Frösche Kleintiere wie Schnecken, Mückenlarv­en oder Würmer. Und sie werden selber gefressen: Kleine und große Frösche sind Nahrung für Igel, Marder, Enten, Graureiher, Weißstorch oder Fuchs.

Grasfrösch­e sind wie die meisten Amphibien eigentlich Landbewohn­er. Nur zur Fortpflanz­ung zieht es sie ins Wasser. Dann legt das Weibchen einen haselnussg­roßen Eiklumpen ins Wasser ab, der vom rittlings auf ihm sitzenden Männchen besamt wird. Der Eiklumpen quillt im Wasser schnell auf, wird zum handballgr­oßen Laichballe­n und schwimmt dann an der Wasserober­fläche. Dann kann man ihn gut sehen. Die Grasfrosch-Bestände sind fast überall stark zurückgega­ngen. In Bayern stehen Grasfrösch­e deshalb inzwischen auf der so genannten Vorwarnlis­te, der Vorstufe zur Roten Liste der gefährdete­n Arten. Nach Angaben der Kreisbehör­de haben die Untere Naturschut­zbehörde am Landratsam­t und der LBV im Obenhausen­er Ried viele kleine und größere Weiher und Tümpel als Laichplätz­e für die Grasfrösch­e angelegt. Auch Gräben sind interessan­t, wenn sie lange genug Wasser führen. Fischweihe­r gibt es dort auch, aber die sind eher eine Falle beziehungs­weise eine Gefahr, da die meisten Fische Laich und Kaulquappe­n fressen.

In Verbindung mit dem großen, extensiv genutzten Landlebens­raum des Niedermoor­gebiets im Rothtal konnte sich so eine große Grasfrosch-Population entwickeln und relativ gut halten. Allerdings sind viele kleine Gewässer inzwischen stark verlandet und führen kaum mehr Wasser. Auch gab es in den vergangene­n Jahren wenig Niederschl­äge im Frühjahr, so dass manche Tümpel im Ried trocken blieben. Deshalb könnte es sein, dass die Obenhausen­er Grasfrösch­e nicht mehr genug Laichplätz­e haben. Um das herauszufi­nden, muss man eben zählen.

Amphibienk­undler haben herausgefu­nden, dass ein Laichballe­n ungefähr drei erwachsene­n Grasfrösch­en entspricht. Wenn man also die Laichballe­n in allen Gewässern addiert, kann man die Größe der Grasfrosch-Population schätzen. Dazu muss man sie wirklich alle zählen – und das machen Mitglieder der LBV-Kreisgrupp­e Neu-Ulm seit 2018 immer kurz nach Ende des Winters, wenn die Grasfrösch­e abgelaicht haben. Bisher waren es zwischen 250 und 300 Laichballe­n.

Die Laichballe­n-Zählaktion lässt sich praktische­rweise auch in Corona-Zeiten durchführe­n, da die Teilnehmer immer an der frischen Luft sind, Abstand halten und sich die Zeit selber einteilen können. Allerdings laichen die Frösche nicht nach Kalenderda­tum, sondern nach Witterungs­verlauf. Das heißt, man muss zeitlich etwas flexibel sein. Denn es kann schon Ende Februar losgehen, aber auch erst Ende März. Die LBVler schauen regelmäßig nach, wann es so weit ist, und geben dann Bescheid. Dann hat man meist zwei bis drei Wochen Zeit, bevor die Laichballe­n zerfallen.

Wer sich an der Laichballe­nZählaktio­n beteiligen möchte, kann sich bei Ralf Schreiber melden: Per E-Mail ist er unter schreiber.lbvnu@gmx.de, per Telefon unter 0731/7290649 erreichbar. (AZ)

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Fotos: Christoph Moning/Klaus Müller So sieht der Laich des Grasfrosch­es aus. Naturliebh­aber können sich an der Laichbal len Zählung im Obenhausen­er Ried beteiligen.
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