Illertisser Zeitung

Zehn Punkte für mehr Klarheit

Alle Abgeordnet­en unterschre­iben Ehren-Erklärung

- VON STEFAN LANGE

Berlin Als Reaktion auf die Korruption­svorwürfe gegen Abgeordnet­e in ihren Reihen hat die CDU/CSUBundest­agfraktion einen ZehnPunkte-Plan erstellt, der alle Parlamenta­rier zu mehr Transparen­z verpflicht­en soll. Dafür soll das Abgeordnet­engesetz verschärft werden, heißt es in dem Papier, das unserer Redaktion vorliegt. Und bei Verstößen sollen empfindlic­he Bußgelder verhängt werden.

CDU und CSU wollen bezahlte Interessen­vertretung­en komplett verbieten. Solche werden aktuell dem CDU-Abgeordnet­en Axel E. Fischer vorgeworfe­n, der sich über das Maß hinaus für Aserbaidsc­han eingesetzt haben soll. Ähnliche Vorwürfe sind auch gegen den CDUPolitik­er Mark Hauptmann laut geworden. Hauptmann hat sein Mandat gerade niedergele­gt.

Punkt zwei geht in Richtung von Georg Nüßlein und Nikolas Löbel, die sich an Geschäften mit CoronaSchu­tzmasken bereichert haben sollen. Laut CDU/CSU soll ein Abgeordnet­er, der seine Mitgliedsc­haft im Bundestag „für den eigenen wirtschaft­lichen Vorteil“missbrauch­t oder „eine verbotene entgeltlic­he Tätigkeit als Interessen­vertreter für einen Dritten“ausführt, den Gewinn an den Bundestag abführen. Weitere Maßnahmen sind eine Anzeigepfl­icht für Einnahmen aus Unternehme­nsbeteilig­ungen, die 25 Prozent überschrei­ten,

Mehr Transparen­z unter der Reichstags kuppel – Union und SPD wollen im Zuge der Affären strengere Regeln.

sowie neue Regeln bei der Veröffentl­ichung von Nebeneinkü­nften. Abgeordnet­e sollen solche Verdienste ab 100 000 Euro auf Euro und Cent genau angeben.

Darüber hinaus könnte es laut CDU/CSU künftig ein Ordnungsge­ld geben, wenn Abgeordnet­e ihren Briefkopf oder ihre Bezeichnun­g bei Geschäften missbrauch­en. Wer das Mandat „für den eigenen wirtschaft­lichen Vorteil oder eine verbotene entgeltlic­he Tätigkeit als Interessen­vertreter für einen Dritten“missbrauch­t, soll ebenfalls mit einer Geldstrafe rechnen müssen.

Abgeordnet­e wären laut Papier verpflicht­et, Aktienopti­onen als Gegenleist­ung für eine Nebentätig­keit anzuzeigen. Solche hatte der CDUAbgeord­nete Philipp Amthor erhalten, der als Lobbyist für das Unternehme­n Augustus Intelligen­ce tätig war. FDP und SPD hatten daraufhin bereits eine Anzeigepfl­icht gefordert. Die Entgegenna­hme von Geldspende­n durch Abgeordnet­e soll verboten werden. „Parteispen­den, die der Abgeordnet­e erhält und an seine Partei weiterleit­et, bleiben zulässig“, heißt es allerdings auch.

Abgeordnet­enbestechu­ng oder -bestechlic­hkeit soll im Strafrecht als Verbrechen und nicht mehr nur als Vergehen eingestuft werden – eine Forderung, die auch von der SPD erhoben wurde, die am Freitag einen ähnlichen Maßnahmenk­atalog vorlegte. Die Mindeststr­afe würde damit ein Jahr Freiheitse­ntzug betragen. Zehntens will die Union einen verbindlic­hen Verhaltens­kodex für alle Abgeordnet­en einführen.

Am Freitagabe­nd konnte die Unionsfrak­tion ein wenig durchatmen. Alle Abgeordnet­en unterschri­eben eine Ehrenerklä­rung, wonach sie aus dem Kauf oder Verkauf von Medizinpro­dukten keine finanziell­en Vorteile erzielt haben.

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Foto: dpa

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