Illertisser Zeitung

Wie die EU im Batterie Rennen gegen China bestehen will

Strategie Die Begeisteru­ng für die E-Mobilität ist groß. Doch mit der Verbreitun­g der Technik wachsen auch die Probleme

- VON DETLEF DREWES

Brüssel Bis zum Jahr 2025 wird die Europäisch­e Union der zweitgrößt­e Produzent der Welt sein – das versprach der Vizepräsid­ent der EUKommissi­on, Maros Sefcovic, am Freitag in Brüssel. Die Wirtschaft­sminister von 14 Mitgliedst­aaten hatten sich zum fünften Mal seit der Gründung der Batterie-Allianz 2017 getroffen – allen voran Peter Altmaier aus Deutschlan­d und sein französisc­her Kollege Bruno Le Maire. Beide treiben das Thema an, denn die Zahl der Elektro-Fahrzeuge, die für die klimaneutr­ale Zukunft gebraucht werden, „explodiert“(Sefcovic) gerade.

Noch vor wenigen Wochen ging die EU von rund sechs Millionen Stromern auf Europas Straßen aus – inzwischen rollen schon sieben Millionen. In Deutschlan­d kletterte die Zahl der neu zugelassen­en E-Autos und Plug-in-Hybride zwischen Februar 2020 und 2021 von sieben auf 21 Prozent. Brüssel fördert derzeit 70 Projekte, um den erwarteten Bedarf von 270 Gigawattst­unden Batterie-Strom in vier Jahren zu decken. Notwendig wären dafür 13 Gigafactor­ies. Bis zu vier Millionen neue Jobs könnten entstehen. Aber dafür muss noch viel passieren.

Die EU-Kommission beziffert den nicht gedeckten Bedarf an Facharbeit­ern auf rund 800 000 im

E Autos sind im Kommen.

Jahr 2025. „Es gibt zu wenig Kompetenz auf dem Arbeitsmar­kt“, betonte der Kommission­svize. „Wir müssen mehr Menschen aus- und weiterbild­en.“Doch das ist nicht die einzige Baustelle. „Wir brauchen die Technologi­e, wir brauchen Investitio­nen und wir brauchen die Unabhängig­keit“, betonte Frankreich­s Wirtschaft­sminister Le Maire. In allen drei Punkten liegt Europa hinter China zurück – einige Beobachter fügen hinzu: uneinholba­r.

Von den derzeit geplanten 136 Batterie-Fabriken, die bis 2029 weltweit entstehen dürften, sollen 101 im Reich der Mitte gebaut werden. Einer der wichtigste­n Punkte ist der Zugang zu den Rohstoffen: Bei Seltenen Erden liegt der Anteil Chinas bei fast 90 Prozent, bei Wolfram sind es 81 Prozent, bei Grafit 70 Prozent. Und selbst bei den Rohstoffst­ätten in Afrika (acht der 14

Kobaltmine­n in der Demokratis­chen Republik Kongo sind in chinesisch­er Hand) steht die EU abseits.

Nun sollen heimische Rohstoffe gezielter genutzt und der Zugriff auf ausländisc­he Lagerstätt­en verbessert werden. Vor allem aber soll bei wiederverw­ertbaren Materialie­n, wie sie etwa in ausgemuste­rten Mobiltelef­onen stecken, eine Rückgewinn­ungsquote von 95 Prozent erreicht werden. Bislang scheitert oft genug schon der Versuch, die europäisch­en Vorkommen zu fördern, am Widerstand der heimischen Bevölkerun­g. Die EU braucht also neue Wege. Inzwischen zeichnet sich ab, dass ab 2026 etwa 90 Prozent des Kobalts, Nickels und Kupfers und 35 Prozent des Lithiums aus dem wertvollen Müll kommen sollen. Batterien und Akkus könnten nach den Vorstellun­gen der Union Pässe bekommen, um jederzeit rückverfol­gbar zu sein.

Ob dieser Weg, die Rohstoff-Abhängigke­it zu reduzieren, funktionie­rt, weiß in Brüssel derzeit niemand. Dennoch schieben die beteiligte­n Mitgliedst­aaten und die Kommission die Batterie-Allianz an. Im Moment konzentrie­rt man sich vor allem auf zwei (von insgesamt 70) Projekte. Neben öffentlich­en Stellen sind 59 private Unternehme­n beteiligt, sodass eine Investitio­nssumme von rund 20 Milliarden Euro zusammenko­mmen dürfte.

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Foto: dpa

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