Illertisser Zeitung

Olga Grjasnowa zum Leben in vielen Sprachen

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„Ein paar Leute suchen das Glück und lachen sich tot“– hieß der De bütroman von

(*1962). Das war 1997 und könnte man geradezu Anti Pop nennen – wie zuletzt „GRM. Brainfuck“, in dem ja Musik (Grime) eine tragende Ne benrolle spielt. Und die Liebe und die Gegenwart und der Sound der Bü cher, das alles ist auch…Ja, aber nö. Es ist einfach Sibylle Berg. Höchstens ist das eben der in den Albtraum ge kippt Pop, die Beat Rache für die von ihren durchkapit­alisierten Kindern gefressene Revolution. Oder so.

Ihn kategorisi­eren wollen? Vielleicht so:

(*1954) macht meist, was andere später irgendwann auch mal entdecken und dann zum Phänomen wird. Schrieb zum Beispiel 1998 mit seinem Netztagebu­ch „Abfall für alle“schon den Abgesang auf die Blogs, die dann ja erst kamen. Oder schrieb eben mit „Irre“(1983) schon den Ich Roman mit Punk zu Ende.

Und mit „Rave“den Techno. Ist

das Pop? Alles, auch, klar.

Es ist ein Phänomen mit vielen Facetten: Mehrsprach­igkeit. Bei einigen Menschen gilt sie als schick und elitär, bei anderen wiederum als Bildungsfe­rne. Olga Grjasnowa, geboren in Aserbaidsc­han, aufgewachs­en in Deutschlan­d und Star-Autorin der hiesigen postmigran­tischen Literatur, widmet sich dem scheinheil­igen Umgang mit Mehrsprach­igkeit in der deutschen Gesellscha­ft. Sie schreibt: „Mehrsprach­igkeit ist weder ein Privileg noch ein Problem.“Anstatt diese gerade bei Kindern zu fördern, werde sie oft als Risiko für den Bildungser­folg und die frühkindli­che Erziehung stigmatisi­ert. Dabei sei Einsprachi­gkeit, das Aufwachsen mit nur einer Sprache, bei 7000 Sprachen und 195 Staaten eine Seltenheit – die sich jedoch bei einer mächtigen Minderheit befinde.

Grjasnowa spricht viel aus eigener Erfahrung und beschreibt in lebhaften Anekdoten, wie sie zwischen ihren Sprachen wechselt: Englisch mit ihrem Mann, Russisch mit ihren Kindern und Deutsch als Sprache ihrer Texte. Jede habe ihre Eigenheite­n, Vorteile, Nachteile. Die 36-Jährige beleuchtet die Schönheit von Wortspiele­n, das eigentümli­che Konzept der Mutterspra­che und den Mangel an Möglichkei­ten multilingu­aler Bildung. Sie schreibt: „Bildung ist keine Ware, auch wenn sich mit ihr ein Vermögen umsetzen lässt.“In „Die Macht der Mehrsprach­igkeit“zeichnet Grjasnowa ein fasziniere­ndes Bild der Sprachenwe­lt und findet klare Worte für ihre noch ungenutzte­n Möglichkei­ten. Anna Katharina Schmid

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