Illertisser Zeitung

Es geht auch ohne fiese Sprüche

Sprache Wie gemein! In der Musikricht­ung Hip-Hop gibt es einige Texte mit schlimmen Schimpfwör­tern. Oft werden dabei Frauen von Rappern beleidigt. Muss das sein?

- VON SOPHIA REDDIG

Oft wird in diesen Liedern superschne­ll gesprochen. Genauer gesagt: gerappt. Denn es geht um die Rap-Musik. Der Sprechgesa­ng gehört zum Hip-Hop. Manche Rap-Texte enthalten echt viele Schimpfwör­ter. Einige Rapper machen in ihren Liedern andere fertig. Die Wissenscha­ftlerin Heidi Süß hat das Thema erforscht.

„Zum einen bekommen sie natürlich viel Aufmerksam­keit, wenn sie sich so benehmen“, sagt sie. „Zum anderen wollen diese Rapper, dass alle sie für besonders hart und gefährlich halten.“Das liege daran, dass viele von ihnen selbst schon schlimme Erfahrunge­n gemacht haben. Sie wissen zum Beispiel, wie weh es tut, ausgegrenz­t zu werden. Als Rapper könnten sie stark dastehen, indem sie fies zu anderen sind. „Natürlich ist das eigentlich ziemlich doof, seine Gefühle an anderen auszulasse­n, die gar nichts mit der Sache zu tun haben“, sagt Frau Süß. Denn auch mit Worten kann man andere sehr verletzen.

Einige männliche Rapper äußern sich oft besonders schlimm über Frauen. Warum eigentlich? „Vielen Rappern ist es wichtig, als starke Männer dazustehen“, sagt die Fachfrau. Dass all diese Rapper deshalb auch schlecht über Frauen denken, kann man aber nicht so einfach sagen.

Wusstest du …

… dass es die Musikricht­ung Hip Hop schon seit fast 50 Jahren gibt? Entstanden ist sie damals in der Stadt New York in dem

Land USA. Vor allem nicht weiße Menschen haben unter ande rem mit der Musik ihre Gefühle verarbeite­t. Sie berichten etwa darüber, wie es sich anfühlt, von der Gesellscha­ft ausgegrenz­t und benachteil­igt zu werden.

„Viele Künstler trennen bei diesem Thema streng zwischen ihrer richtigen Person und der Rolle des Rappers“, sagt Heidi Süß und fügt hinzu: „Natürlich ändert das aber nichts daran, dass diese gemeinen Dinge ausgesproc­hen werden und sich Leute das auch anhören.“

Das sieht die Rapperin Sukini ähnlich. Früher hat sie unter dem Namen Sookee Hip-Hop für Erwachsene gemacht. Nun rappt sie als Sukini für Kinder. Sie erinnert sich: „Als ich mit dem Rappen angefangen habe, wollte ich von den Jungs einfach akzeptiert werden und dazugehöre­n.“Deswegen habe sie auch oft über Sachen gelacht, die sie gar nicht witzig fand. „Es hat lange gedauert, bis ich den Mut gesammelt hatte, um etwas dagegen zu sagen“, sagt sie. Dabei stellte sie fest: Ich muss gar nicht dazugehöre­n. Ich will lieber mein eigenes Ding machen. Und das macht sie jetzt.

Sukini singt nun zum Beispiel darüber, wie es ist, zwei Mamas zu haben. In einem anderen Song geht es darum, dass Prinzessin­nen nicht nur dafür da sind, gerettet zu werden. Sie rappt, ohne Leute dabei zu verletzen. „Dann haben sowohl die großen als auch die kleinen Leute die Wahl, was sie sich anhören wollen. Ich hoffe, dass dann immer weniger Menschen den Rappern zuhören, die fies zu anderen sind.“(dpa)

 ??  ?? Auch Frauen haben im Hip  Hop etwas zu sagen und stellen sich ans Mikrofon. Zum Beispiel Nura.
Auch Frauen haben im Hip Hop etwas zu sagen und stellen sich ans Mikrofon. Zum Beispiel Nura.
 ??  ?? Heute rappt die Künstlerin Sukini (Mitte) für Kinder und macht Hip  Hop ohne Belei   digungen. Früher trat sie als Sookee auf.
Heute rappt die Künstlerin Sukini (Mitte) für Kinder und macht Hip Hop ohne Belei digungen. Früher trat sie als Sookee auf.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany