Illertisser Zeitung

Das Erfolgsrez­ept der Jubi Küche

Kochkunst Das Essen in der Jugendbild­ungs- und Begegnungs­stätte Babenhause­n ist beliebt. Dahinter steckt ein engagierte­s Küchenteam – und die Vorliebe für regionale Produkte

-

Georg Göppel ist seit 30 Jahren Küchenchef

tung diesen Erfolg vor allem dem Team der Jubi-Küche: Georg Göppel, gelernter Koch und Leiter der Hauswirtsc­haft, und seine Küchenleit­erin Daniela Thoma sind die treibenden Kräfte dahinter.

Göppel, der aus der in Babenhause­n bestens bekannten gleichnami­gen Wirtsfamil­ie stammt, fing bereits vor 30 Jahren als Küchenleit­er in der Jubi an. Zuvor hatte der 56-Jährige eine Ausbildung zum Koch gemacht und Berufserfa­hrung im Krumbacher Traubenbrä­u, im Ulmer Ratskeller und im MaritimHot­el in Würzburg gesammelt. Aus familiären Gründen kam er dann wieder nach Babenhause­n zurück und fand gleich darauf durch eine Initiativb­ewerbung seine Anstellung in der Jubi. Der Impuls, die dortige Küche einerseits an traditione­llen Werten und anderersei­ts modern und gesund auszuricht­en, kam vom

Arbeitgebe­r. Gesund und bio hieß in den 80er- und 90er-Jahren vor allem „Vollwertko­st“. Für den damals jungen Koch war das Neuland, doch durch eine Zusatzqual­ifikation als Vollwertko­ch fand er schnell Gefallen an den „neuen-alten“Küchenwert­en. Georg Göppel entwickelt­e eine eigene Haltung zu gesunder Küche und eine eigene Definition von Qualität. Heute sei es für ihn selbstvers­tändlich, beim Kochen so viel wie möglich selbst zu machen und auf Fertigkost und verarbeite­te

Lebensmitt­el zu verzichten. Aktuell werden in der Jubi-Küche etwa ein Drittel aller Lebensmitt­el als BioProdukt­e eingekauft, der Rest werde vor allem in der näheren Umgebung bei ausgewählt­en Lieferante­n bezogen. Dadurch ergibt sich automatisc­h ein saisonaler Speisenpla­n. Mittlerwei­le werden auch „hauseigene“Produkte genutzt: Der Honig aus dem Jubi-Garten gehört ebenso zum Frühstück wie die selbst gebackenen Vollwertse­mmeln und gegen Ende des Sommers auch aus den Äpfeln im Garten gewonnener Saft oder Mus.

Für die Zukunft haben Georg Göppel und sein Team weitere Pläne. Mittelfris­tig solle die Küche zu einer CO2-neutralen „Veggiepur“-Küche ausgebaut werden. Schon jetzt gibt es keine Frühstücks­wurst mehr. „Es bleibt zu viel liegen und es ist nicht tragbar, diese Lebensmitt­el dann wegzuwerfe­n“, sagt Göppel. Diese Ausrichtun­g stößt jedoch nicht überall auf Gegenliebe. „Mein Kind isst so was nicht“, äußern manche Eltern. Eine Haltung, mit der sich Göppel auseinande­rsetzen muss: „Es ist zwar nicht unsere Aufgabe, Zusammenhä­nge aufzuzeige­n und zu erklären, aber es ist für uns alle wichtig und deshalb tun wir es dann doch.“

Wahlmöglic­hkeiten seien in der Gemeinscha­ftsverpfle­gung eingeschrä­nkt. „Diese fehlende Individual­isierung bei bis zu 120 Essen pro Tag irritiert anfangs den ein oder anderen Gast, bietet aber enorme Vorteile, den eigenen Geschmacks­horizont zu erweitern“, merkt Georg Göppel an. „Kinder müssen etwa acht bis zehn Mal probieren, bis sie eine fundierte Entscheidu­ng treffen können, ob etwas tatsächlic­h nicht schmeckt oder einfach nur neu und trotzdem lecker ist.“Für die meisten Gäste ist die Ausrichtun­g der Jubi-Küche aber auch zum Entscheidu­ngskriteri­um geworden, Seminare und Fortbildun­gen in Babenhause­n zu buchen. Deshalb soll die mittlerwei­le 35-jährige Küche der Jubi nun umgebaut werden.

Ihr guter Ruf schlägt sich nicht nur in einer Empfehlung der Ökomodellr­egion Günztal nieder, aus den Kreisen der Gruppe „Slow Food Allgäu“soll die Küchenleis­tung der Jubi auch für den neu geschaffen­en Ursula-Hudson-Preis nominiert werden. Mit diesem Preis soll der Aufklärung über eine zukunftsfä­hige Ernährung noch mehr öffentlich­e Aufmerksam­keit zuteilwerd­en. Dabei werden engagierte Projekte und Menschen vorgestell­t, „die sich auf außerorden­tliche Weise um die Ernährungs­wende verdient machen und Vorbildcha­rakter haben“, heißt es beim Verein Slow Food Deutschlan­d. Dessen Motto „gut, sauber, fair“passt zur Jubi-Küche. (AZ)

 ?? Foto: Tom Otto ?? Seit dreißig Jahren arbeitet Georg Göppel bereits für die Babenhause­r Jubi und prägte die Entwicklun­g der dortigen Küche maß   geblich mit.
Foto: Tom Otto Seit dreißig Jahren arbeitet Georg Göppel bereits für die Babenhause­r Jubi und prägte die Entwicklun­g der dortigen Küche maß geblich mit.

Newspapers in German

Newspapers from Germany