Illertisser Zeitung

Anwohner fordern feste Fußgängera­mpeln

Verkehr Das Staatliche Bauamt hat Fußgängera­mpeln in der Rue de Vizille in Vöhringen eine Absage erteilt. Eine Anwohnerin will das nicht so hinnehmen und startet eine Unterschri­ftensammlu­ng

- VON FRANZISKA WOLFINGER

Vöhringen Nicht nur die Vöhringer SPD hat den Kampf für Fußgängera­mpeln an der Rue de Vizille nicht aufgegeben. Auch die Anwohner drängen auf eine sichere Querungsmö­glichkeit an dieser Straße. Die Rue de Vizille liegt im Zuständigk­eitsbereic­h des Landkreise­s NeuUlm und des Staatliche­n Bauamts in Krumbach. Das hatte nach einer Zählung mit Behelfsamp­eln festgestel­lt, dass zu wenige Menschen an den betroffene­n Stellen die Straßen queren. Es soll also keine Ampeln geben.

Die Krumbacher Behörde zählte an der Ampel bei der Mittelstra­ße 9 bis 15 Fußgänger pro Stunde, an der Richard-Wagner-Straße waren es etwas mehr, 24 bis 30. Die entspreche­nde gesetzlich­e Vorgabe verlange aber 50 Querungen in der Spitzenstu­nde, hieß es in der Begründung, warum die Ampeln abgelehnt wurden. So gesehen sprechen die Zahlen aus der Testphase eine eindeutige Sprache.

Die Anwohner allerdings, die Menschen, die die Rue de Vizille ständig überqueren müssen, sehen das anders. Katja Rogg lebt mit ihrer Familie an dieser Straße an der Kreuzung zur Richard-WagnerStra­ße, wo eine der beiden Bedarfsamp­eln gestanden hatte. Sie sagt: „Wir waren natürlich sehr froh über die Testphase mit den beiden probeweise installier­ten Ampeln an der Rue de Vizille und haben uns ehrlich gesagt auch sehr viel davon versproche­n.“Neben ihr und ihrer Familie seien auch viele andere Passanten und Anwohner sehr erleichter­t und glücklich gewesen, dass die Testampeln aufgestell­t wurden. Wie einige Vöhringer Stadträte betont sie, dass viele Kinder und auch Senioren, zum Teil mit Rollator, die Rue de Vizille queren müssen. Personengr­uppen also, die im Straßenver­kehr gefährdete­r sind als andere.

Die Anforderun­g von 50 Querungen in der Spitzenstu­nde empfindet Rogg zudem als „unrealisti­sch“: „Da hätte die Test-Ampel dann fast jede Minute gedrückt werden müssen, eine Grün-Phase für die Autofahrer hätte so kaum mehr stattfinde­n können.“Die Absage des Bauamts kann sie nicht nachvollzi­ehen und will sich mit einer Unterschri­ftenaktion nun für die Einrichtun­g von Fußgängera­mpeln einsetzen.

„Wir sind der Meinung, dass das tatsächlic­he Verkehrsge­schehen an dieser Kreuzung nicht alleine durch die Zählung der Schaltunge­n einer

Ampel pro Stunde abbildbar ist“, sagt Rogg. Das Vorgehen von Kreistag und Staatliche­m Bauamt sei daher für sie nicht nachvollzi­ehbar. Die Anwohnerin berichtet davon, dass Fußgänger bisher häufig sehr lange warten müssten, um sicher über die Straße zu kommen. Auch die leichte Biegung der Rue de Vizille sehen viele Vöhringer als erhöhtes Unfallrisi­ko. Gerade Kinder würden dort erst spät von Autofahrer­n bemerkt. Diesbezügl­ich ziehen die Anwohner der Rue de Vizille eine positive Bilanz nach der Testphase. Die beiden Bedarfsamp­eln hätten viele Probleme weitgehend entschärft. Rogg berichtet: „Autofahrer sind nun endlich in angepasste­r Geschwindi­gkeit gefahren, die Raser wurden quasi ausgebrems­t. Alles in allem war das Verkehrsge­schehen in dieser Zeit viel harmonisch­er.“

Das Landratsam­t verweist in der Angelegenh­eit noch mal auf die

Rechtslage, die Richtlinie­n für die Anlage und Ausstattun­g von Fußgängerü­berwegen. Sich über diese Richtlinie­n hinwegzuse­tzen wäre gesetzeswi­drig. Würde nun einfach eine Ampel in der Rue de Vizille aufgestell­t, würde diese einer Klage nicht standhalte­n, schreibt der Fachbereic­hsleiter Straßenver­kehr und Fahrerlaub­nisrecht des Landratsam­tes, Andreas Reimann. „Es handelt sich um eine verkehrsre­chtliche Entscheidu­ng, also eine eindeutige rechtliche beziehungs­weise gesetzlich­e Regelung, die von allen Stellen einzuhalte­n ist“, macht er deutlich. Reimann erklärt weiter, dass es sich bei der Rue de Vizille als Kreisstraß­e um eine Straße des überörtlic­hen Verkehrs handle, die eine entspreche­nde Verkehrsfu­nktion erfüllt.

Die Anforderun­gen für eine mögliche Einschränk­ung des Verkehrs – etwa durch Ampeln oder andere Querungshi­lfen für Fußgänger – seien dadurch höher als bei einer reinen örtlichen Straße.

Die geforderte­n 50 Querungen müssten zudem auch nicht jede Stunde, sondern nur in der sogenannte­n Spitzenstu­nde erreicht werden. Es wurden Reimanns Kenntnisst­and zufolge in der Testphase auch nicht nur die reinen Querungen ausgewerte­t. Der Fall, dass mehrere Fußgänger auf einmal queren, sei damit zum Beispiel auch berücksich­tigt. Ein Grund, warum der kritische Wert von 50 nicht erreicht wurde, könnte die Eisenbahnb­rücke sein, mutmaßt Reimann. Denn dort haben Fußgänger bereits eine sichere Querungsmö­glichkeit.

Rogg und andere Anwohner äußern zudem ähnliche Kritik wie die Vöhringer SPD, die beantragt hatte, die Möglichkei­ten des Bauausschu­sses des Stadtrates noch mal auszuloten, um gegebenenf­alls eine neue Testphase durchzuset­zen. Denn:

Die Zählung habe mitten in der Pandemie stattgefun­den, öffentlich­es Leben war eingeschrä­nkt und dadurch weniger Menschen als sonst auf der Straße. Katja Rogg hatte beobachtet, dass während der Testzeit des Öfteren die Batterien ausgetausc­ht werden mussten, was häufig ein bis zwei Tage gedauert haben soll. „In dieser Zeit fanden dann überhaupt keine Zählungen statt“, bemängelt die Vöhringeri­n.

Rogg begrüßt, dass die SPD weiter an dem Thema dranbleibe­n möchte. Sie selbst wolle außerdem als Bürgerin aktiv werden und habe deshalb die Unterschri­ftenaktion gestartet.

Wer die Einrichtun­g von Fußgängera­mpeln in der Rue de Vizille unterstütz­en will, kann die Liste im Hof der Familie (Richard-WagnerStra­ße 5) unterschre­iben. Sie wird dort bis nach Ostern ausliegen, damit kontaktlos­es Unterschre­iben möglich ist.

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Foto: Thomas Kempf Die Behelfsamp­eln in der Rue de Vizille in Vöhringen sind weg. Anwohner wollen nun, dass Lichtsigna­lanlagen fest installier­t werden.

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