Anwohner fordern feste Fußgängerampeln
Verkehr Das Staatliche Bauamt hat Fußgängerampeln in der Rue de Vizille in Vöhringen eine Absage erteilt. Eine Anwohnerin will das nicht so hinnehmen und startet eine Unterschriftensammlung
Vöhringen Nicht nur die Vöhringer SPD hat den Kampf für Fußgängerampeln an der Rue de Vizille nicht aufgegeben. Auch die Anwohner drängen auf eine sichere Querungsmöglichkeit an dieser Straße. Die Rue de Vizille liegt im Zuständigkeitsbereich des Landkreises NeuUlm und des Staatlichen Bauamts in Krumbach. Das hatte nach einer Zählung mit Behelfsampeln festgestellt, dass zu wenige Menschen an den betroffenen Stellen die Straßen queren. Es soll also keine Ampeln geben.
Die Krumbacher Behörde zählte an der Ampel bei der Mittelstraße 9 bis 15 Fußgänger pro Stunde, an der Richard-Wagner-Straße waren es etwas mehr, 24 bis 30. Die entsprechende gesetzliche Vorgabe verlange aber 50 Querungen in der Spitzenstunde, hieß es in der Begründung, warum die Ampeln abgelehnt wurden. So gesehen sprechen die Zahlen aus der Testphase eine eindeutige Sprache.
Die Anwohner allerdings, die Menschen, die die Rue de Vizille ständig überqueren müssen, sehen das anders. Katja Rogg lebt mit ihrer Familie an dieser Straße an der Kreuzung zur Richard-WagnerStraße, wo eine der beiden Bedarfsampeln gestanden hatte. Sie sagt: „Wir waren natürlich sehr froh über die Testphase mit den beiden probeweise installierten Ampeln an der Rue de Vizille und haben uns ehrlich gesagt auch sehr viel davon versprochen.“Neben ihr und ihrer Familie seien auch viele andere Passanten und Anwohner sehr erleichtert und glücklich gewesen, dass die Testampeln aufgestellt wurden. Wie einige Vöhringer Stadträte betont sie, dass viele Kinder und auch Senioren, zum Teil mit Rollator, die Rue de Vizille queren müssen. Personengruppen also, die im Straßenverkehr gefährdeter sind als andere.
Die Anforderung von 50 Querungen in der Spitzenstunde empfindet Rogg zudem als „unrealistisch“: „Da hätte die Test-Ampel dann fast jede Minute gedrückt werden müssen, eine Grün-Phase für die Autofahrer hätte so kaum mehr stattfinden können.“Die Absage des Bauamts kann sie nicht nachvollziehen und will sich mit einer Unterschriftenaktion nun für die Einrichtung von Fußgängerampeln einsetzen.
„Wir sind der Meinung, dass das tatsächliche Verkehrsgeschehen an dieser Kreuzung nicht alleine durch die Zählung der Schaltungen einer
Ampel pro Stunde abbildbar ist“, sagt Rogg. Das Vorgehen von Kreistag und Staatlichem Bauamt sei daher für sie nicht nachvollziehbar. Die Anwohnerin berichtet davon, dass Fußgänger bisher häufig sehr lange warten müssten, um sicher über die Straße zu kommen. Auch die leichte Biegung der Rue de Vizille sehen viele Vöhringer als erhöhtes Unfallrisiko. Gerade Kinder würden dort erst spät von Autofahrern bemerkt. Diesbezüglich ziehen die Anwohner der Rue de Vizille eine positive Bilanz nach der Testphase. Die beiden Bedarfsampeln hätten viele Probleme weitgehend entschärft. Rogg berichtet: „Autofahrer sind nun endlich in angepasster Geschwindigkeit gefahren, die Raser wurden quasi ausgebremst. Alles in allem war das Verkehrsgeschehen in dieser Zeit viel harmonischer.“
Das Landratsamt verweist in der Angelegenheit noch mal auf die
Rechtslage, die Richtlinien für die Anlage und Ausstattung von Fußgängerüberwegen. Sich über diese Richtlinien hinwegzusetzen wäre gesetzeswidrig. Würde nun einfach eine Ampel in der Rue de Vizille aufgestellt, würde diese einer Klage nicht standhalten, schreibt der Fachbereichsleiter Straßenverkehr und Fahrerlaubnisrecht des Landratsamtes, Andreas Reimann. „Es handelt sich um eine verkehrsrechtliche Entscheidung, also eine eindeutige rechtliche beziehungsweise gesetzliche Regelung, die von allen Stellen einzuhalten ist“, macht er deutlich. Reimann erklärt weiter, dass es sich bei der Rue de Vizille als Kreisstraße um eine Straße des überörtlichen Verkehrs handle, die eine entsprechende Verkehrsfunktion erfüllt.
Die Anforderungen für eine mögliche Einschränkung des Verkehrs – etwa durch Ampeln oder andere Querungshilfen für Fußgänger – seien dadurch höher als bei einer reinen örtlichen Straße.
Die geforderten 50 Querungen müssten zudem auch nicht jede Stunde, sondern nur in der sogenannten Spitzenstunde erreicht werden. Es wurden Reimanns Kenntnisstand zufolge in der Testphase auch nicht nur die reinen Querungen ausgewertet. Der Fall, dass mehrere Fußgänger auf einmal queren, sei damit zum Beispiel auch berücksichtigt. Ein Grund, warum der kritische Wert von 50 nicht erreicht wurde, könnte die Eisenbahnbrücke sein, mutmaßt Reimann. Denn dort haben Fußgänger bereits eine sichere Querungsmöglichkeit.
Rogg und andere Anwohner äußern zudem ähnliche Kritik wie die Vöhringer SPD, die beantragt hatte, die Möglichkeiten des Bauausschusses des Stadtrates noch mal auszuloten, um gegebenenfalls eine neue Testphase durchzusetzen. Denn:
Die Zählung habe mitten in der Pandemie stattgefunden, öffentliches Leben war eingeschränkt und dadurch weniger Menschen als sonst auf der Straße. Katja Rogg hatte beobachtet, dass während der Testzeit des Öfteren die Batterien ausgetauscht werden mussten, was häufig ein bis zwei Tage gedauert haben soll. „In dieser Zeit fanden dann überhaupt keine Zählungen statt“, bemängelt die Vöhringerin.
Rogg begrüßt, dass die SPD weiter an dem Thema dranbleiben möchte. Sie selbst wolle außerdem als Bürgerin aktiv werden und habe deshalb die Unterschriftenaktion gestartet.
Wer die Einrichtung von Fußgängerampeln in der Rue de Vizille unterstützen will, kann die Liste im Hof der Familie (Richard-WagnerStraße 5) unterschreiben. Sie wird dort bis nach Ostern ausliegen, damit kontaktloses Unterschreiben möglich ist.