Illertisser Zeitung

Einmal ein Spatz, immer ein Spatz

Erinnerung­en Hans-Peter „Eise“Steck war Teil einer legendären Ulmer Fußballman­nschaft. Er scheute keinen Zweikampf, aber sein Spitzname hat nichts mit seiner Spielweise zu tun

- VON STEFAN KÜMMRITZ

Dietenheim/Ulm Ein Fan des Bundesliga-Prügelknab­en Schalke 04 muss über eine gewisse Leidensber­eitschaft verfügen und er muss Hänseleien aushalten können. Hans-Peter „Eise“Steck kann das und er konnte es auch früher schon. Als Spieler des SSV Ulm 1846 und des FV Illertisse­n ging er unerschroc­ken in jeden Zweikampf, genau dahin, wo es ihm und möglicherw­eise auch dem Gegenspiel­er richtig wehtat – eisenhart eben. Sein Spitzname hat trotzdem nichts mit der Spielweise zu tun. Die wahre Geschichte: „Mein Onkel hatte am Ulmer Hauptbahnh­of einen Friseursal­on und hat Models gesucht. Mir hat er eine Prinz-Eisenherz-Frisur verpasst. Daraus wurde Prinz Eise und dann nur noch Eise.“

Der inzwischen 59 Jahre alte und immer noch gertenschl­anke Steck hätte gerne einmal in der Bundesliga gespielt, am liebsten natürlich bei den Königsblau­en auf Schalke. „Das wäre ein Traum gewesen“, bekennt er: „Aber ich habe dieses Ziel nie erreicht.“So blieb es für ihn bei rund 100 Spielen in der Zweiten Bundesliga und etlichen weiteren von der Bezirkslig­a bis hoch zur Oberliga. Als er knapp 40 Jahre alt war, hat Eise dem Fußball endgültig den Rücken gekehrt.

Der Einstieg in den Profifußba­ll war für Steck durchaus schwierig. Nach der württember­gischen Meistersch­aft mit der Ulmer A-Jugend

Zwei Jahre spielte er für den FV Illertisse­n

hatte er zunächst keinen Vertrag bekommen. Zwei Jahre lange spielte Eise deswegen zunächst für den FV Illertisse­n und eine Saison für die SpVgg Au, bevor er 1984 zu den Spatzen zurückkehr­te, bei denen er von Trainer Fritz Fuchs dann aus der Landesliga-Mannschaft in die erste Garnitur hochbeorde­rt wurde. Sein erstes Spiel in der zweithöchs­ten deutschen Liga bestritt Steck am 2. März 1985 bei Alemannia Aachen. Zur Ulmer Mannschaft gehörten damals außerdem unter anderem Günther Berti, Walter Kubanczyk, Thomas Schmidt, Erich Steer und Dieter Kohnle. Die Ulmer erkämpften sich vor 5000 Zuschauern 2:2. Ein guter Einstand also für Steck, auch wenn er bei Halbzeit für Gunnar Weiß Platz machen musste. Eine Pikanterie am Rande: Die Alemannen wurden damals von Werner Fuchs trainiert, die Spatzen von dessen älterem Bruder Fritz.

Ulm stieg damals trotzdem ab und unter Trainer Werner Nickel wieder auf, Steck zog es 1990 weiter, seine weiteren Stationen waren der FC Pforzheim, FC Memmingen, FC Augsburg und FV Biberach. Nach dem Ende seiner aktiven Karriere blickt Steck mit Dankbarkei­t und ohne Wehmut zurück.

Zum Beispiel auf diese Aufstiegsr­unde zur zweiten Liga: „Unsere Gegner waren 1860 München, Kickers Offenbach und FSV Salmrohr. Ich habe wichtige Tore gemacht und wir haben es nach oben geschafft.“Zu den Höhepunkte­n seiner Laufbahn gehörten auch Auslandsre­isen mit der bayerische­n Auswahl zum Beispiel nach Vietnam und Katar oder die Torjäger-Krone in der

Bayernliga in seiner Zeit beim FC Memmingen.

Als seinen Lieblingst­rainer bezeichnet Eise übrigens nicht etwa einen aus der Ulmer Zeit. Bei den Spatzen hat der Dietenheim­er unter Fritz Fuchs, Werner Nickel, Erich Steer und Klaus Toppmöller gespielt. Am besten klargekomm­en ist er vielmehr mit „Bobby“Jovanic in Pforzheim. Selbst hatte Steck nie den ganz großen Ehrgeiz, als Trainer zu arbeiten, es blieb bei ein paar kurzen Gastspiele­n in Memmingen, beim FV Illertisse­n unter KarlHeinz Bachthaler und als Spielertra­iner bei der SG Dietenheim/Reggliswei­ler.

Die Frau und die inzwischen 23 Jahre alte Tochter gingen vor: „Ich wollte weg vom Fußball. Ich fahre gerne Motorrad und gehe mit unserem Hund spazieren.“Zudem spielt Eise Steck ein wenig Schlagzeug, seit er Mitglied des Dietenheim­er Spielmanns­zugs war.

Gearbeitet hat er früher als Bankund Bürokaufma­nn sowie als Versicheru­ngsfachman­n, jetzt verkauft Steck Fenster. Sein Chef ist Anton Gugelfuß, der Sportvorst­and des SSV Ulm 1846 Fußball. Und so gilt eben auch für Eise, der sich nur noch selten im Donaustadi­on blicken lässt: einmal ein Spatz, immer ein Spatz.

 ?? Foto: Stefan Kümmritz ?? Immer noch rank und schlank, aber keine Prinz  Eisenherz  Frisur mehr: Hans  Peter Steck, der frühere Zweitligas­pieler beim SSV Ulm 1846.
Foto: Stefan Kümmritz Immer noch rank und schlank, aber keine Prinz Eisenherz Frisur mehr: Hans Peter Steck, der frühere Zweitligas­pieler beim SSV Ulm 1846.

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