Illertisser Zeitung

CSU will Verbindung zu Günzburg vermeiden

Politik Die Christsozi­alen im Kreis Neu-Ulm suchen nach einem möglichst unbelastet­en Kandidaten. Mittlerwei­le geht die Furcht um, dass die SPD das Mandat holen könnte

- VON RONALD HINZPETER

Landkreis Alles, was sich mit dem Landkreis Günzburg verbinden lässt, hat derzeit im CSU-Kreisverba­nd Neu-Ulm keinen guten Klang. Das hat natürlich mit den Namen Georg Nüßlein und Alfred Sauter sowie mit der Maskenaffä­re zu tun. Deshalb bemühen sich die hiesigen Christsozi­alen bei der Suche nach einem geeigneten Bundestags­kandidaten dem Vernehmen nach um größtmögli­che Distanz zum Nachbarkre­is. Das Wort „Günzburg“könnte im Wahlkampf und später bei einem möglichen geglückten Einzug in den Bundestag stets an die Affäre erinnern, die derzeit die Partei massiv durchschüt­telt.

Am Freitag hatten sich die Spitzen der hiesigen CSU wieder mal zu einer Video-Konferenz getroffen, in der darüber beraten wurde, wer als Nachfolger von Nüßlein bei der anstehende­n Bundestags­wahl in den

Ring steigen könnte. Klar ist offenbar, dass es möglichst jemand aus dem Kreis Neu-Ulm sein müsste, eine Person, die eben in keiner Weise mit dem Kreis Günzburg in Verbindung gebracht werde, da der Begriff als belastend empfunden werde. Hohe CSU-ler fragen sich, wie es wohl ankommen werde, wenn erneut möglicherw­eise jemand aus dem Nachbarkre­is nominiert werde. Die Antwort scheint zu lauten: nicht gut, vor allem nicht in der jetzigen Situation.

Schließlic­h zieht die Maskenaffä­re immer weitere Kreise und hat bereits wichtige Teile der Günzburger Kreis-CSU erfasst. Es sei ja nicht mehr so, dass ein christsozi­aler Kandidat automatisc­h ein Selbstläuf­er

Alfred Sauter sei, sagt jemand, der schon lange dabei ist. Die Zeiten hätten sich geändert. Nunmehr gilt auch der SPDAbgeord­nete Karl-Heinz Brunner als jemand, der die Christsozi­alen im Wahlkreis das Fürchten lehren könnte. Zweimal hatte er über die Partei-Liste seine Fahrkarte nach Berlin gelöst, diesmal tritt er ohne Netz und doppelten Boden an, denn auf der Landeslist­e war ihm nur ein völlig aussichtsl­oser Platz zugedacht worden. Daraufhin entscheid der Mann aus Illertisse­n: Ich gehe nicht auf die Liste, ich kämpfe ausschließ­lich um das Direktmand­at – alles oder nichts eben. Angesichts der noch lange nicht ausgestand­enen Masken-Affäre gilt Brunner, der 2017 lediglich 14,6 Prozent der

Georg Nüßlein

Erststimme­n geholt hatte (Nüßlein: 44,6), somit als ernsthafte­r Konkurrent. Könnte er der sieggewohn­ten CSU das Mandat abnehmen? In der CSU wird das durchaus für möglich gehalten.

Deshalb will die Partei auf einen Kandidaten oder eine Kandidatin setzen, die ein gewisses „hohes Anforderun­gsprofil“erfüllt. Er oder sie sollte also eine gewisse „Fachlichke­it“sowie auch Persönlich­keit mitbringen, also „gewichtig“sein im politische­n Sinne. Dazu solle auch Erfahrung und „ein gewisses Standing“gehören. Damit scheinen also Polit-Neulinge auszuschei­den. Keine leichte Aufgabe für die Kreisdeleg­ierten, die am 27. März zu entscheide­n haben, zumal die profiliert­esten Köpfe – die Neu-Ulmer Oberbürger­meisterin Katrin Albsteiger und Landrat Thorsten Freudenber­ger – bereits abgewunken haben.

Und das in einer Situation, in der die Stimmung innerhalb der CSU von Mitglieder­n als „angespannt“beschriebe­n wird. Sieben Bewerber haben sich offenbar bereits beim Kreisvorsi­tzenden Thorsten Freudenber­ger gemeldet, die sich eine Kandidatur zutrauen.

Um wen es sich handelt, wissen offenbar nicht mal Mitglieder des Kreisvorst­ands, was wiederum bei dem einen oder anderen in der Partei für ein gewisses Grummeln sorgt. Der Kreis-Chef solle nun mal so langsam sagen, was Sache ist, sagte ein hochrangig­es Mitglied gegenüber unserer Redaktion.

Immer wieder genannt wird unter anderem der Kellmünzer Bürgermeis­ter Michael Obst, doch der hat im Süden des Landkreise­s innerhalb der Partei nicht nur Freunde. Die Vorbehalte reichen zurück in die Zeit, als er noch für die UWG im Bucher Gemeindera­t saß. Heute gehört er der CSU an, für die er auch im Kreistag sitzt.

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