Das Unterallgäuer Landratsamt kann wachsen
Anbau Ein Gutachten erklärt die Aufstockung für sinnvoll. Einen AfD-Antrag zum Bau lehnen die Kreisräte aber ab
Unterallgäu Um dringend benötigten Platz für weitere Büros zu schaffen, soll das Hauptgebäude des Landratsamts in Mindelheim um ein viertes Stockwerk erweitert werden. Dass dies tatsächlich sinnvoll ist, hat nun Hilmar Quantz von der Konstruktionsgruppe Bauen in Kempten bestätigt. In der jüngsten Sitzung des Kreis-Bauausschusses stellte er das Gutachten vor. Außerdem wurde darin ein Antrag der AfD-Fraktion behandelt, der ebenfalls mit der geplanten Erweiterung zu tun hat, und zwar mit deren künstlerischer Gestaltung.
Wie Quantz ausführte, ist sowohl der statische als auch der energetische Zustand des Landratsamtes in Mindelheim gut bis sehr gut – „insbesondere im Vergleich mit ähnlichen Gebäuden“. Das Hauptgebäude, das zwischen 1966 und 1968 in Massivbauweise mit Stahlbetondecken erbaut und zuletzt 2018 statisch untersucht wurde, wurde nun als sehr robust bewertet. Dank einer energetischen Sanierung, bei der seit 2004 die Fenster ausgetauscht und die Fassade gedämmt wurde, liege der Energieverbrauch 35 Prozent unter dem ähnlicher Gebäude. Auch der Brandschutz sei auf dem neuesten Stand. Die Aufstockung sei damit insgesamt auch langfristig wirtschaftlich. Hinzu kommt, das wegen des bestehenden vierstöckigen Erweiterungsbaus, sowohl der Aufzug als auch das Treppenhaus schon jetzt bis in den vierten Stock reichen. Es müsse deshalb nur noch ein zweiter Rettungsweg ergänzt werden, so Quantz.
Er empfahl außerdem, für das neue Geschoss die bisherige Gebäudestruktur zu übernehmen. Das ebenfalls mit dem Gutachten beauftragte Ottobeurer Architekturbüro Jenn war zu dem Ergebnis gekommen, dass dessen Raumaufteilung und der Zuschnitt funktional seien. Zudem ist aus Sicht von Quantz die Aufstockung auch zu befürworten, weil so für die benötigten neuen Büros keine Fläche verbraucht und damit auch der Nachhaltigkeit Genüge getan werde.
Ernst Gradl (AfD), selbst Architekt, brachte schließlich die Gestaltung des Anbaus ins Gespräch. Seine Fraktion hatte beantragt, die Aufstockung mit einem baukünstlerischen Wettbewerb zu verbinden. Zum einen empfehle das Bundesamt für Bauwesen einen solchen bei Projekten bestimmter Größe und zum anderen hätten Kunst und Kultur während der Corona-Pandemie sehr gelitten, sagte Gradl. Viele Künstler könnten die Unterstützung gut gebrauchen. Laut dem Antrag seiner Fraktion sollte der Wettbewerb die Aufstockung selbst, die Integration des neuen Stockwerks in den Bestandsbau im Bereich der Treppenräume, die öffentlichen Flure und die Außengestaltung beinhalten.
„Die Kosten für diesen Wettbewerb sollen maximal 1,5 Prozent der Bausumme ausmachen. Nach vorläufiger Schätzung der Baukosten entspricht dies circa 50.000 Euro.“Unter den Kreisräten fand er für diesen Vorschlag allerdings keine Mitstreiter: Mehmet Yesil (SPD) gab zu bedenken, dass es sich um einen reinen Zweckbau handle, der in erster Linie funktional sein müsse. Außerdem wolle er nicht riskieren, „dass uns die Kosten davonlaufen“.
Landrat Alex Eder versuchte zu vermitteln: Da auch der Empfangsbereich nicht mehr zeitgemäß sei, könnte man vielleicht über ein gestalterisches Gesamtkonzept für alle Besucherbereiche des Landratsamtes nachdenken. Auch Roland Demmeler (JWU) wollte sich einer ansprechenden Gestaltung dieser Bereiche nicht verschließen. Bei einem reinen Zweckbau erscheine ihm „Kunst am Bau“aber nicht so wichtig. Dieser Meinung war auch Erich Lerf (CSU). Er regte an, Flure und eventuell auch Büros mit Werken von Künstlern aus der Region auszustatten. Das würde diesen mehr nutzen als der gewünschte Wettbewerb. Letztlich lehnten Kreisräte und Landrat den Antrag mit Ausnahme Gradls geschlossen ab.