200 Liter Gefahrgut bei R Pharm ausgelaufen
Unfall Einsatzkräfte mussten bei dem Illertisser Chemiebetrieb ein säurehaltiges Reinigungsmittel abbinden
Illertissen Bei dem Illertisser Betrieb R-Pharm, der gerade vor allem in den Medien präsent ist, weil in der Firma möglicherweise bald der Corona-Impfstoff Sputnik V hergestellt wird, gab es am Mittwochvormittag einen größeren Einsatz. Um Punkt zehn Uhr wurde am Mittwochvormittag die Alarmstufe „ABC-groß“für mehrere Feuerwehren, Rettungsdienst, Technisches Hilfswerk und Polizei ausgelöst. Der Illertisser Chemiebetrieb R-Pharm hatte gemeldet, dass Gefahrgut ausgelaufen sei.
Die Feuerwehren Illertissen und Au sowie sämtliche Gefahrguteinheiten des Landkreises, mit Geräte-, Mess- und Dekontaminationsfahrzeugen und Mannschaften sowie die Unterstützungsgruppe Örtliche Einsatzleitung und eine Reihe von Führungskräften der Kreisbrandinspektion – insgesamt 85 Feuerwehrleute – unter Leitung von Kreisbrandrat Dr. Bernhard Schmidt sowie der BRK-Rettungsdienst mit Notarzt, zwei THW-Fachberater und eine Polizeistreife wurden in
Marsch gesetzt und trafen in kurzen Abständen an der Werkspforte der Firma ein. Insgesamt waren circa 100 Einsatzkräfte vor Ort.
Dort wurden sie von einem Mitarbeiter des werkseigenen Gefahrenmanagements (GM) in Empfang genommen und eingewiesen. Wie bald darauf ein GM-Mitarbeiter gemeinsam mit Kreisbrandrat Dr. Bernhard Schmidt gegenüber unserer Redaktion erklärte, war Folgendes vorgefallen: Infolge einer undichten Stelle an einer Rohrleitung war ein säurehaltiges Reinigungsmittel im Erdgeschoss eines Produktionsgebäudes ausgelaufen und hatte sich größtenteils in den darunter liegenden Kellern ausgebreitet. Sofort wurden sämtliche Abläufe, Schieber und Leitungen geschlossen, sodass eine weitere Ausbreitung des Gefahrgutes blockiert war. Währenddessen waren sämtliche Arbeitskräfte im Werk aufgefordert worden, sich ins Freie zu den vorgeschriebenen Sammelplätzen zu begeben; eine gute halbe Stunde später kam die Durchsage über die werkseigene Lautsprecheranlage, dass alle mit Ausnahme der Personen, die im betroffenen Gebäude beschäftigt sind, wieder an ihre Arbeitsplätze zurückkehren könnten.
Mehrere Feuerwehrleute waren inzwischen bereits mit Chemieschutzanzügen ausgerüstet unter schwerem Atemschutz in den betroffenen Keller vorgegangen und hatten dort damit begonnen, die ausgelaufene Flüssigkeit mithilfe von Chemikalien-Bindemittel aufzunehmen. Ausgelaufen waren rund 200 Liter; ein großer Teil des Reinigungsmittels wurde von der Isolierung der Rohrleitung aufgesaugt. Auch diese wurde entfernt und wird nun fachgerecht entsorgt.
Wie Kreisbrandrat
Bernhard
Schmidt inzwischen bestätigt hat, ist nichts der ausgetretenen Flüssigkeit in die Umwelt gelangt. Schmidt lobt außerdem die gute Zusammenarbeit des Gefahrenmanagments im Werk mit den Einsatzleitern der Feuerwehr. Der Einsatz hat insgesamt rund vier Stunden gedauert. Im Anschluss wurden sämtliche Rohrsysteme und Ablaufschächte im Werk von Fachkräften auf Rückstände von Chemikalien kontrolliert und wieder freigegeben.
R-Pharm steht momentan im Zentrum der Aufmerksamkeit, weil dort womöglich bald der russische Corona-Impfstoff Sputnik V hergestellt wird. Momentan prüft die Europäische Arzneimittelagentur EMA die Zulassung des Vakzins. So werden die Vorkommnisse in Illertissen auch auf dem Kurznachrichtendienst Twitter genau verfolgt. Der Zeit-Journalist Lars Weisbrod fragt seine mehr als 32.000 Follower seit mehreren Tagen in regelmäßigen Abständen, wann es denn nun endlich losgeht mit Sputnik V in Illertissen und hat der Vöhlinstadt in gewissen Kreisen zu neuem Ruhm verholfen.