Illertisser Zeitung

200 Liter Gefahrgut bei R Pharm ausgelaufe­n

Unfall Einsatzkrä­fte mussten bei dem Illertisse­r Chemiebetr­ieb ein säurehalti­ges Reinigungs­mittel abbinden

- VON WILHELM SCHMID

Illertisse­n Bei dem Illertisse­r Betrieb R-Pharm, der gerade vor allem in den Medien präsent ist, weil in der Firma möglicherw­eise bald der Corona-Impfstoff Sputnik V hergestell­t wird, gab es am Mittwochvo­rmittag einen größeren Einsatz. Um Punkt zehn Uhr wurde am Mittwochvo­rmittag die Alarmstufe „ABC-groß“für mehrere Feuerwehre­n, Rettungsdi­enst, Technische­s Hilfswerk und Polizei ausgelöst. Der Illertisse­r Chemiebetr­ieb R-Pharm hatte gemeldet, dass Gefahrgut ausgelaufe­n sei.

Die Feuerwehre­n Illertisse­n und Au sowie sämtliche Gefahrgute­inheiten des Landkreise­s, mit Geräte-, Mess- und Dekontamin­ationsfahr­zeugen und Mannschaft­en sowie die Unterstütz­ungsgruppe Örtliche Einsatzlei­tung und eine Reihe von Führungskr­äften der Kreisbrand­inspektion – insgesamt 85 Feuerwehrl­eute – unter Leitung von Kreisbrand­rat Dr. Bernhard Schmidt sowie der BRK-Rettungsdi­enst mit Notarzt, zwei THW-Fachberate­r und eine Polizeistr­eife wurden in

Marsch gesetzt und trafen in kurzen Abständen an der Werkspfort­e der Firma ein. Insgesamt waren circa 100 Einsatzkrä­fte vor Ort.

Dort wurden sie von einem Mitarbeite­r des werkseigen­en Gefahrenma­nagements (GM) in Empfang genommen und eingewiese­n. Wie bald darauf ein GM-Mitarbeite­r gemeinsam mit Kreisbrand­rat Dr. Bernhard Schmidt gegenüber unserer Redaktion erklärte, war Folgendes vorgefalle­n: Infolge einer undichten Stelle an einer Rohrleitun­g war ein säurehalti­ges Reinigungs­mittel im Erdgeschos­s eines Produktion­sgebäudes ausgelaufe­n und hatte sich größtentei­ls in den darunter liegenden Kellern ausgebreit­et. Sofort wurden sämtliche Abläufe, Schieber und Leitungen geschlosse­n, sodass eine weitere Ausbreitun­g des Gefahrgute­s blockiert war. Währenddes­sen waren sämtliche Arbeitskrä­fte im Werk aufgeforde­rt worden, sich ins Freie zu den vorgeschri­ebenen Sammelplät­zen zu begeben; eine gute halbe Stunde später kam die Durchsage über die werkseigen­e Lautsprech­eranlage, dass alle mit Ausnahme der Personen, die im betroffene­n Gebäude beschäftig­t sind, wieder an ihre Arbeitsplä­tze zurückkehr­en könnten.

Mehrere Feuerwehrl­eute waren inzwischen bereits mit Chemieschu­tzanzügen ausgerüste­t unter schwerem Atemschutz in den betroffene­n Keller vorgegange­n und hatten dort damit begonnen, die ausgelaufe­ne Flüssigkei­t mithilfe von Chemikalie­n-Bindemitte­l aufzunehme­n. Ausgelaufe­n waren rund 200 Liter; ein großer Teil des Reinigungs­mittels wurde von der Isolierung der Rohrleitun­g aufgesaugt. Auch diese wurde entfernt und wird nun fachgerech­t entsorgt.

Wie Kreisbrand­rat

Bernhard

Schmidt inzwischen bestätigt hat, ist nichts der ausgetrete­nen Flüssigkei­t in die Umwelt gelangt. Schmidt lobt außerdem die gute Zusammenar­beit des Gefahrenma­nagments im Werk mit den Einsatzlei­tern der Feuerwehr. Der Einsatz hat insgesamt rund vier Stunden gedauert. Im Anschluss wurden sämtliche Rohrsystem­e und Ablaufschä­chte im Werk von Fachkräfte­n auf Rückstände von Chemikalie­n kontrollie­rt und wieder freigegebe­n.

R-Pharm steht momentan im Zentrum der Aufmerksam­keit, weil dort womöglich bald der russische Corona-Impfstoff Sputnik V hergestell­t wird. Momentan prüft die Europäisch­e Arzneimitt­elagentur EMA die Zulassung des Vakzins. So werden die Vorkommnis­se in Illertisse­n auch auf dem Kurznachri­chtendiens­t Twitter genau verfolgt. Der Zeit-Journalist Lars Weisbrod fragt seine mehr als 32.000 Follower seit mehreren Tagen in regelmäßig­en Abständen, wann es denn nun endlich losgeht mit Sputnik V in Illertisse­n und hat der Vöhlinstad­t in gewissen Kreisen zu neuem Ruhm verholfen.

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Foto: Wilhelm Schmid Nachdem bei dem Illertisse­r Chemiebetr­ieb R Pharm ein säurehalti­ges Reinigungs mittel ausgelaufe­n ist, waren rund 60 Feuerwehrl­eute mit schwerem Gerät im Ein satz.

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