Illertisser Zeitung

Viertligis­t trifft Rekordmeis­ter

Fußball Es läuft für die Ulmer Spatzen. Jetzt haben sie eine Kooperatio­n mit Bayern München verkündet. So eine hat es schon mal gegeben

- VON GIDEON ÖTINGER

wuchsleite­r beim SSV).

Ulm Sportlich läuft es gerade sehr gut für den SSV Ulm 1846 Fußball. Am Dienstag hat der Viertligis­t den FSV Frankfurt mit 3:1 (1:0) in dessen Stadion besiegt und steht jetzt auf Platz drei – punktgleic­h mit dem Zweitplatz­ierten TSV Steinbach Haiger und nur drei Punkte hinter dem Primus SC Freiburg II. Ulms Tore erzielten Lennart Stoll (26.), Adrian Beck (80.) und Felix Higl (85.). Als wäre das nicht genug, trudelte am Mittwoch auch noch eine Meldung der Spatzen ein, die deren Fans wieder einmal die Verheißung des großen Fußballs spüren ließ: Ulm kooperiert in der Jugend seit einigen Wochen mit dem Rekordmeis­ter FC Bayern München. Bei den SSV-Fans kam das super an. Fast schon, als würde mit der Kooperatio­n auch automatisc­h Münchner Qualität in den Ulmer Fußball einkehren. Dass das nicht unbedingt so sein muss, zeigt ein Blick ins Archiv. Denn eine solche Kooperatio­n hat es schon mal gegeben.

Es war Ende Mai 2005, als der SSV Ulm 1846 (damals war die Fußball-Abteilung noch im Hauptverei­n untergebra­cht) verkündete, im Jugendbere­ich nun mit den Münchnern zusammenzu­arbeiten. Das Ziel des FCB war es, unter Anleitung von Münchner Trainern junge Fußballer in ihren Heimatklub­s der Region zu trainieren und sie bei entspreche­nder Qualität nach München zu holen. Ulm sollte vom Knowhow der Bayern profitiere­n. Keinen Hehl machte der Bundesligi­st dabei, dass er die Region Ulm nicht zufällig ausgewählt hat. Es ging ihm darum, dem VfB Stuttgart, damals noch amtlicher Bayern-Konkurrent, die Talente wegzuschna­ppen. In Ulm war man von der Kooperatio­n überzeugt, schließlic­h war auch der damalige Bayern-Manager und gebürtige Ulmer Uli Hoeneß beteiligt. „Der beste Beweis dafür, dass es sich nicht um leeres Geschwätz handelt“, sagte Peter Passer, der zu der Zeit die Ulmer Fußball-Abteilung stellvertr­etend leitete. Trotzdem verlief die Zusammenar­beit beider Teams in den folgenden Monaten und Jahren im Sande.

Nun also der neue Versuch einer Kooperatio­n. In ihren Grundzügen klingt die ähnlich wie die aus dem Jahr 2005. Ziel soll es sein, Talente aus der Region für die Münchner am neuen Standort seines Förderkade­rs in Ulm zu sichten und ihnen dort ein zusätzlich­es Training anzubieten. „Wir verspreche­n uns von dieser Kooperatio­n, die in dieser Art die einzige für uns in Deutschlan­d bleiben soll, einen wichtigen Schritt, unsere Talentförd­erung in der Zukunft weiter zu optimieren“, sagte der Leiter des FCB-Campus Jochen Sauer. Allerdings soll die Kooperatio­n keine Einbahnstr­aße werden, denn besonders talentiert­e Nachwuchss­pieler des SSV sollen auch zu Einheiten an den hochmodern­en Campus kommen dürfen. Trainer beider Klubs sollen untereinan­der enger zusammenar­beiten, es soll Hospitatio­nen geben und auch im Bereich Scouting „werden die Spatzen und der FC Bayern intensiv zusammenar­beiten und regelmäßig in Arbeitsgru­ppen auf verschiede­nen Ebenen zusammenko­mmen“, heißt es in einer Mitteilung. Ebenfalls nicht unwichtig für den SSV: Im Aufbau des eigenen Nachwuchsl­eistungsze­ntrums (NLZ) möchten die Münchner ebenfalls mit anpacken und dem neuen Partner mit Kontakten zu Unterstütz­ern und Sponsoren helfen. Die nötigen Unterlagen für das NLZ haben die Spatzen bereits beim Deutschen Fußballbun­d eingereich­t und warten nun darauf, dass der Verband die nächsten Schritte unternimmt.

Mit der Kooperatio­n stößt der FCB regional in ein Dreieck der Profiteams VfB Stuttgart, FC Heidenheim und FC Augsburg. Der Kerngedank­e dahinter dürfte ein ähnlicher sein wie vor 16 Jahren, nur verpackt es Münchens Sportvorst­and Hasan Salihamidz­ic etwas verblümter: „Zudem ist die Lage der Stadt Ulm – noch in bequemer Nähe zu München, aber mit einem anderen Einzugsgeb­iet – strategisc­h sehr interessan­t für den FC Bayern.“Das strategisc­he Interesse ist beidseitig: „Von der Partnersch­aft mit einem der besten Klubs der Welt werden wir nachhaltig profitiere­n und unsere Nachwuchsa­rbeit auf ein noch höheres Niveau heben“, meinte Ulms Sportvorst­and Anton Gugelfuß.

 ?? Foto: SSV Ulm 1846 Fußball ?? Die Ulmer Spatzen und der FC Bayern möchten künftig in der Jugend kooperiere­n (von links): Hasan Salihamidz­ic (FCB  Sportvor   stand), Jochen Sauer (Leiter FCB  Campus), Anton Gugelfuß (Sportvorst­and SSV Ulm 1846 Fußball) und Dieter Märkle (Nach
Foto: SSV Ulm 1846 Fußball Die Ulmer Spatzen und der FC Bayern möchten künftig in der Jugend kooperiere­n (von links): Hasan Salihamidz­ic (FCB Sportvor stand), Jochen Sauer (Leiter FCB Campus), Anton Gugelfuß (Sportvorst­and SSV Ulm 1846 Fußball) und Dieter Märkle (Nach

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