Illertissen verbietet Alkohol an öffentlichen Orten
Sicherheit Scherben, Dreck und Lärm ärgern nicht nur die Anwohner am Marktplatz und am Weiher. Die Stadt greift jetzt deswegen durch. Welche Regeln auf den betreffenden Arealen künftig gelten
SAMSTAG, 27. MÄRZ 2021
Illertissen Mit den ersten Sonnenstrahlen im Frühling kehrt wieder Leben auf den Illertisser Marktplatz zurück. Allerdings hat die jährliche Belebung auch ihre Schattenseiten – denn gerade abends und nachts wird es oft laut und schmutzig. Bis zu 100 Jugendliche treffen sich dort in den Sommermonaten, hat die Polizei festgestellt. Und die Überreste dieser Feiern sind nicht zu übersehen: Jeden Morgen sei der Bauhof damit beschäftigt, Glasscherben zu beseitigen. Polizei und Stadt wollen jetzt durchgreifen.
Dass die Stadt den Konsum von Alkohol an bestimmten Stellen im Stadtgebiet verbietet, ist übrigens nichts Neues. Es gibt bereits bestehende Alkoholverbote beispielsweise auf Spielplätzen. Doch die Situation am Marktplatz ist der Polizei seit mehreren Jahren ein Dorn im Auge. Deshalb war die Inspektion auch mit der Bitte an die Stadt herangetreten, auch hier klare Verhältnisse zu schaffen. Das größte Problem laut Bürgermeister Jürgen Eisen: die Scherben, die von den zumeist alkoholischen Getränken zurückbleiben. „Die Jugendlichen treffen sich am Marktplatz, trinken – und bevor sie wieder gehen, hauen sie die Flaschen zusammen.“Mitarbeiter des Bauhofs müssten jeden Morgen die Spuren davon beseitigen. Und auch am Weiher landen immer wieder Flaschen auf dem Boden oder im Wasser.
Wird ein reines Verbot in diesen beiden Bereichen das Problem nicht an andere Stellen im Stadtgebiet verlagern? Andreas Fleischer (SPD) warf die Frage auf, die sich auch an
Auch im Wald bleibt Abfall zurück
dere Stadträte gestellt hatten. Bürgermeister Eisen räumte ein, dass gerade derzeit bedingt durch die strengen Corona-Auflagen viele Jugendliche eher den Wald als Treffpunkt nutzen würden. Und auch hier bleibe leider viel Müll liegen. „Hier haben wir aber leider wenig Handhabe für ein Verbot oder auch zum Kontrollieren.“Am Marktplatz hingegen könne die Polizei eine Kontrolle des Verbots gewährleisten, das habe die Inspektion auch so angekündigt. Eisen: „Das ist ein scharfes Schwert.“
Ein nächtliches Alkoholverbot nur in den Sommermonaten war Andreas Lanwehr (Freie Wähler) fast schon zu wenig. Gerade der Konsum von harten Alkoholika enthemme, die Folge: Die Feiernden würden immer lauter und die Belastung für die Anlieger höher. „Warum sollte es nur im Sommer verboten sein, aber im Winter nicht?“Diese Frage habe er auch gestellt, so Bürgermeister Eisen. Die Antwort von Tanja Schmidt, die bei der Verwaltung für das Thema zuständig ist, leuchtete beiden ein: „Wir wollen kein pauschales Alkoholverbot erheben, sondern bewusst in der Zeit eine Regelung schaffen, in der das Problem überhandnimmt.“Damit folge die Verwaltung auch dem Vorschlag der Polizei, die den Zeitraum angegeben hatte.
Was aber macht gerade den Marktplatz für die Feiernden am Abend so attraktiv? CSU-Stadtrat Peter Grashei hat bei Jugendlichen nachgefragt: „Die Aussage war: Dort gibt es freies WLAN. Und zwar ein ziemlich gutes.“Für diesen
Punkt zeichnete sich bereits in der Sitzung eine pragmatische Lösung ab: Die kostenlose Internetverbindung lasse sich in den Nachtstun
Verbot gilt ab dem 1. April
den, etwa ab 21 Uhr, problemlos abschalten, hieß es aus der Stadtverwaltung.
Zweiter Bürgermeister Wolfgang Ostermann fand den Vorschlag nach kurzem Nachdenken aber nicht so gut. „Wir haben das WLAN eigens eingerichtet, damit der Marktplatz als Treffpunkt noch attraktiver wird.“Bei Weitem nicht alle, die das Netzwerk nutzen, gehörten auch zu denjenigen, die die Probleme verursachen.
Das Verbot gilt künftig ab dem 1. April und bis 31. Oktober. In diesen Monaten ist nach der Grünanlagensatzung der Stadt der Verzehr von Alkohol oder alkoholhaltigen Getränken zwischen 19 Uhr und 6 Uhr des darauffolgenden Tages auf dem Marktplatz und an der Parkanlage „Am Weiher“verboten. Ausdrücklich ausgenommen sind zugelassene Freischankflächen.
Der Stadtrat hat der neuen Regelung einhellig zugestimmt – und folgte auch einhellig dem Antrag von Helga Sonntag, einen weiteren Passus aus der Grünanlagenordnung zu streichen. Die Fraktionsvorsitzende von ÖDP/AB/Grüne hatte bemängelt, dass in der Satzung das Verbot steht, Papierkörbe, Abfallbehälter, Mülltonnen, Großmüllcontainer und Abfallsammelstationen zu durchsuchen und Gegenstände daraus zu entnehmen. „Warum sollen nicht Leute, die es nötig haben, Pfandflaschen aus den Behältern holen dürfen?“Das wird mit dem Inkrafttreten der neuen Satzung nun nicht mehr verboten sein.