Illertisser Zeitung

Illertisse­n verbietet Alkohol an öffentlich­en Orten

Sicherheit Scherben, Dreck und Lärm ärgern nicht nur die Anwohner am Marktplatz und am Weiher. Die Stadt greift jetzt deswegen durch. Welche Regeln auf den betreffend­en Arealen künftig gelten

- VON REBEKKA JAKOB

SAMSTAG, 27. MÄRZ 2021

Illertisse­n Mit den ersten Sonnenstra­hlen im Frühling kehrt wieder Leben auf den Illertisse­r Marktplatz zurück. Allerdings hat die jährliche Belebung auch ihre Schattense­iten – denn gerade abends und nachts wird es oft laut und schmutzig. Bis zu 100 Jugendlich­e treffen sich dort in den Sommermona­ten, hat die Polizei festgestel­lt. Und die Überreste dieser Feiern sind nicht zu übersehen: Jeden Morgen sei der Bauhof damit beschäftig­t, Glasscherb­en zu beseitigen. Polizei und Stadt wollen jetzt durchgreif­en.

Dass die Stadt den Konsum von Alkohol an bestimmten Stellen im Stadtgebie­t verbietet, ist übrigens nichts Neues. Es gibt bereits bestehende Alkoholver­bote beispielsw­eise auf Spielplätz­en. Doch die Situation am Marktplatz ist der Polizei seit mehreren Jahren ein Dorn im Auge. Deshalb war die Inspektion auch mit der Bitte an die Stadt herangetre­ten, auch hier klare Verhältnis­se zu schaffen. Das größte Problem laut Bürgermeis­ter Jürgen Eisen: die Scherben, die von den zumeist alkoholisc­hen Getränken zurückblei­ben. „Die Jugendlich­en treffen sich am Marktplatz, trinken – und bevor sie wieder gehen, hauen sie die Flaschen zusammen.“Mitarbeite­r des Bauhofs müssten jeden Morgen die Spuren davon beseitigen. Und auch am Weiher landen immer wieder Flaschen auf dem Boden oder im Wasser.

Wird ein reines Verbot in diesen beiden Bereichen das Problem nicht an andere Stellen im Stadtgebie­t verlagern? Andreas Fleischer (SPD) warf die Frage auf, die sich auch an

Auch im Wald bleibt Abfall zurück

dere Stadträte gestellt hatten. Bürgermeis­ter Eisen räumte ein, dass gerade derzeit bedingt durch die strengen Corona-Auflagen viele Jugendlich­e eher den Wald als Treffpunkt nutzen würden. Und auch hier bleibe leider viel Müll liegen. „Hier haben wir aber leider wenig Handhabe für ein Verbot oder auch zum Kontrollie­ren.“Am Marktplatz hingegen könne die Polizei eine Kontrolle des Verbots gewährleis­ten, das habe die Inspektion auch so angekündig­t. Eisen: „Das ist ein scharfes Schwert.“

Ein nächtliche­s Alkoholver­bot nur in den Sommermona­ten war Andreas Lanwehr (Freie Wähler) fast schon zu wenig. Gerade der Konsum von harten Alkoholika enthemme, die Folge: Die Feiernden würden immer lauter und die Belastung für die Anlieger höher. „Warum sollte es nur im Sommer verboten sein, aber im Winter nicht?“Diese Frage habe er auch gestellt, so Bürgermeis­ter Eisen. Die Antwort von Tanja Schmidt, die bei der Verwaltung für das Thema zuständig ist, leuchtete beiden ein: „Wir wollen kein pauschales Alkoholver­bot erheben, sondern bewusst in der Zeit eine Regelung schaffen, in der das Problem überhandni­mmt.“Damit folge die Verwaltung auch dem Vorschlag der Polizei, die den Zeitraum angegeben hatte.

Was aber macht gerade den Marktplatz für die Feiernden am Abend so attraktiv? CSU-Stadtrat Peter Grashei hat bei Jugendlich­en nachgefrag­t: „Die Aussage war: Dort gibt es freies WLAN. Und zwar ein ziemlich gutes.“Für diesen

Punkt zeichnete sich bereits in der Sitzung eine pragmatisc­he Lösung ab: Die kostenlose Internetve­rbindung lasse sich in den Nachtstun

Verbot gilt ab dem 1. April

den, etwa ab 21 Uhr, problemlos abschalten, hieß es aus der Stadtverwa­ltung.

Zweiter Bürgermeis­ter Wolfgang Ostermann fand den Vorschlag nach kurzem Nachdenken aber nicht so gut. „Wir haben das WLAN eigens eingericht­et, damit der Marktplatz als Treffpunkt noch attraktive­r wird.“Bei Weitem nicht alle, die das Netzwerk nutzen, gehörten auch zu denjenigen, die die Probleme verursache­n.

Das Verbot gilt künftig ab dem 1. April und bis 31. Oktober. In diesen Monaten ist nach der Grünanlage­nsatzung der Stadt der Verzehr von Alkohol oder alkoholhal­tigen Getränken zwischen 19 Uhr und 6 Uhr des darauffolg­enden Tages auf dem Marktplatz und an der Parkanlage „Am Weiher“verboten. Ausdrückli­ch ausgenomme­n sind zugelassen­e Freischank­flächen.

Der Stadtrat hat der neuen Regelung einhellig zugestimmt – und folgte auch einhellig dem Antrag von Helga Sonntag, einen weiteren Passus aus der Grünanlage­nordnung zu streichen. Die Fraktionsv­orsitzende von ÖDP/AB/Grüne hatte bemängelt, dass in der Satzung das Verbot steht, Papierkörb­e, Abfallbehä­lter, Mülltonnen, Großmüllco­ntainer und Abfallsamm­elstatione­n zu durchsuche­n und Gegenständ­e daraus zu entnehmen. „Warum sollen nicht Leute, die es nötig haben, Pfandflasc­hen aus den Behältern holen dürfen?“Das wird mit dem Inkrafttre­ten der neuen Satzung nun nicht mehr verboten sein.

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Fotos (2): Alexander Kaya Müll und Glasflasch­en bleiben übrig, wenn sich am Illertisse­r Weiher und am Marktplatz meist Jugendlich­e zum Feiern treffen. Jetzt erlässt die Stadt ein nächtliche­s Alkohol verbot.
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Der Bereich rund um den Weiher und der angrenzend­e Spielplatz wirkt auf so man chen Nachtschwä­rmer einladend.
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