Kirchenmusiker wollen an Ostern spielen
Pandemie Organist Markus Hubert und Vorsitzender Hans Scherrer planen in Illertissen Musik in kleinen Formaten. Die beiden Veranstalter sind froh, dass überhaupt etwas möglich ist. Sie bieten über die Ostertage ein Programm
Illertissen Wenn – coronabedingt – das Singen den Gottesdienstbesuchern verboten ist, so springt die Orgel ein. Und damit das in der Pfarrkirche St. Martin in Illertissen auf Dauer nicht eintönig wird, holt sich der Organist Markus Hubert für Solobeiträge mal den einen oder anderen Profi auf die Empore. Musikalisches Gestalten der Gottesdienste ist so ziemlich die einzige Form von Livemusik, die erlaubt ist. Froh, dass überhaupt etwas geht, haben der Kirchenmusiker und Hans Scherrer, Vorsitzender des Förderkreises für Kirchenmusik und klassische Musik, ein musikalisch-liturgisches Programm über Ostern zusammengestellt. Was ist geplant?
Was den Auftakt ihres heuer vergleichsweise schmalen Konzertprogramms angeht, liegen die Musikfreunde mit Aufführungen zur Osterzeit somit sogar ziemlich im Plan. Die Mitgliederversammlung, traditionell in Form einer Matinee zum Jahresauftakt, musste jedoch ausfallen. Eine Online-Veranstaltung wäre nicht sinnvoll gewesen, der Termin werde aber nachgeholt, verspricht der Vorsitzende: „Wir haben nicht viel versäumt, da keine Wahlen anstehen und auch keine kostspieligen Konzertausgaben, sodass wir finanziell abgesichert durch die Mitgliedsbeiträge über die Runden kommen.“
Infolge des Pandemiebeginns im Frühjahr 2020 fiel das Karfreitagskonzert aus und ab da eine Aufführung nach der anderen, sei es bei Kirchenchor (65 Sänger), Kammerchor (30 Mitwirkende) oder Kammerorchester (25 Musiker). Es entfiel auch die geistliche Abendmusik in der Schlosskapelle, die ihr 40-Jähriges hätte feiern wollen, ebenso das Konzert in der Silvesternacht.
Als künstlerischer Leiter hatte Hubert Plan A durch Plan B ersetzt, doch dem machte der zweite Lockdown im Herbst ebenfalls einen Strich durch die Rechnung: „Auf Corona war niemand vorbereitet, also verständlich, wenn das gewohnte Schema nicht mehr funktionierte.“Ein alle Hygieneregeln berücksichtigender Plan B wurde ausgetüftelt. Doch wieder musste Hubert alles absagen. Das Orchester
hatte zu zwei Dritteln fertig geprobt und der Kammerchor war „nahe am Aufstand“, erinnert sich der Kirchenmusiker.
Was vom Jahresprogramm 2020 übrig blieb, war das Carillonkonzert. Und noch ein Konzept ließ sich realisieren: eine fünfteilige Serie kleiner Orgelandachten. Die Idee zu exklusiver kirchenmusikalischer Umrahmung entwickelte sich im Zuge der Streaming-Gottesdienste und bildet nun auch den Rahmen, in dem sich die festliche Musik in der Kar- und Osterwoche bewegt: viel Orgel, aus der Region verfügbare Profis für den Fall unerwarteter Absagen und die „hauseigene“Schola,
welche beim Singen auf der Empore Abstände einhält.
Die Besucher bekommen anspruchsvolle, solistisch besetzte Messen verschiedener Jahrhunderte zu hören, und die musikalischen Andachten an den Festtagen stehen anstelle der Kirchenkonzerte. So werde Händels Halleluja bei der Abendandacht am Ostersonntag im Arrangement mit Trompete, Pauke, Vibrafon zu hören sein und die Orgel soll das Orchester abbilden.
Ein neues Format gewissermaßen, das da heißt: „Orgel plus“. Orgelmusik eben mit einzelnen Solisten. Doch das passe gerade ins „Jahr der Orgel 2021“und setze die vor 30
Jahren angeschaffte Jann-Orgel in Szene, freut sich Hubert. Für ihn als Organisten bedeute das allerdings üben und nochmals üben. „Doch dazu habe ich Zeit, indem bis auf die Schola alle regelmäßigen Chor- und Orchesterproben ausfallen.“
Gespannt ist Scherrer auf den Wiedereinstieg. Er nutzt die probenfreie Zeit auch, um intensiver Cello zu spielen. Hubert setzt den Beginn der Orchesterproben vorsichtig für die Zeit nach Pfingsten an. Bei den Chorproben könnte es Jahresende werden, fürchtet er. „Und das dürfte dann richtig hart sein.“Scherrer ergänzt: „Wir müssen weiterhin auf Sicht fahren, wie
es so schön heißt.“Angedacht sei eine Brunnenhofserenade „light“, in zwei Besetzungen und Terminen hintereinander und das Carillonkonzert, beides im Freien. Fest hingegen die musikalische Marienandacht (2. Mai, 18 Uhr) unter anderem mit Gitarristen Stefan Barcsay.
Scherrer nennt es „bildlich gesprochen eine musikalisch-kulturell-spirituelle Wüstenwanderung“. Dabei sieht der Mediziner, der sich auch als Impfarzt einbringt, optimistisch in die Zukunft: „Wenn durch Impfung und Teststrategien Lockerungen möglich sind, kann hoffentlich die so schwer gebeutelte Kultur zurückkehren.“