Illertisser Zeitung

Neue Entscheidu­ng zur Hirtengass­e

Beschwerde Wie geht es mit der Hirtengass­e in Babenhause­n weiter? Weil ein Beschluss für ungültig erklärt worden ist, hat der Marktrat neu abgestimmt. Mit anderem Ausgang

- VON SABRINA KARRER

Babenhause­n Die Diskussion um die Hirtengass­e in Babenhause­n ist unverhofft in die Verlängeru­ng gegangen. Die Kommunalau­fsicht am Unterallgä­uer Landratsam­t hat den Beschluss des Bauausschu­sses kassiert. Nun wurde in großer Runde neu abgestimmt – mit anderem Ausgang.

In der Hirtengass­e steht eine Kanalsanie­rung an. Das wäre eine Gelegenhei­t, um sie gleich auch umzugestal­ten. Der Bauausschu­ss hat im Januar beschlosse­n, die Straße so auszubauen, dass danach ein verkehrsbe­ruhigter Bereich eingericht­et werden kann. Außerdem, dass die Einbahnstr­aßenregel entfallen soll. Das Ergebnis fiel mit 4:5 Stimmen knapp aus.

Im Nachgang gab es Ärger. Denn einer der Befürworte­r im Ausschuss ist selbst Anwohner der Hirtengass­e: Benedikt Neubauer (Grüne). Die Kommunalau­fsicht hat den Beschluss auf Wunsch eines Bürgers – Franz Mutzel – geprüft. Der ehemalige CSU-Kreisrat berichtete gegenüber unserer Redaktion von „18 erbosten Personen“, die bei ihm Zweifel an der Rechtmäßig­keit der Abstimmung angemeldet hätten. Tatsächlic­h fand die übergeordn­ete Behörde ein Urteil, das in einem vergleichb­aren Fall eine „unmittelba­re persönlich­e Beteiligun­g“festgestel­lt hatte. Sie erklärte den Beschluss für ungültig. Ein neuer wurde fällig.

Neubauer reagiert auf die Kritik: „Ich begrüße es ausdrückli­ch, wenn sich ein ehemaliger erfahrener Kommunalpo­litiker für Vertrauen und Transparen­z in der Politik einsetzt.“Er halte es für richtig, das Thema Hirtengass­e vor diesem Hintergrun­d noch einmal aufzugreif­en. „Schade, dass aber weder Herr Mutzel noch einer der 18 ‘erbosten Bürger’ mich auf dieses Thema angesproch­en hatten“, so Neubauer in einer schriftlic­hen Stellungna­hme. Die Verwaltung und er selbst seien sich der Situation sehr wohl bewusst gewesen. Er habe vor der Bauausschu­ss-Sitzung nachgefrag­t, ob er stimmberec­htigt sei. Dies wurde laut Neubauer bejaht – „die Kommunalau­fsicht hätte bei einer telefonisc­hen Anfrage ebenfalls so entschiede­n“. Das Anliegen, die Hirtengass­e zum verkehrsbe­ruhigten Bereich zu machen, sei im Übrigen schon vor einigen Jahren im Namen aller Anwohner angesproch­en worden – lange vor seiner Marktratsz­eit. „Damals sind wir so verblieben, dass bei einer Sanierung das Thema nochmals aufgegriff­en wird, was nun gemacht wurde.“

Jetzt hat auch der Marktrat über die Zukunft der Hirtengass­e gesprochen. Mehr Menschen, mehr Meinungen: Die Verkehrssi­tuation wurde wieder rege diskutiert. Bürgermeis­ter Otto Göppel (CSU) nannte die Voraussetz­ungen dafür, einen verkehrsbe­ruhigten Bereich einzuricht­en. Die Straße muss sich baulich von anderen abheben. So darf etwa kein Gehweg vorhanden sein. Göppel sprach von „niveauglei­chem Ausbau“, der seiner Informatio­n nach weniger kosten würde als ein neuer Gehweg. Geparkt werden darf nur auf markierten Stellplätz­en. Außerdem ist ein verkehrsbe­ruhigter Bereich nur in Straßen mit sehr geringem Verkehr möglich. Durch die Hirtengass­e, so hieß es, rollten gerade einmal zwölf Autos pro Tag.

Die Markträte hatten unterschie­dliche Ansichten. Werner Sutter (CSU) sagte: „Mir ist es elementar wichtig, dass die Einbahnstr­aßenregel beibehalte­n wird.“Ihm stelle sich die Frage, weshalb bei zwölf Autos am Tag eine verkehrsbe­ruhigte Zone nötig sei. Was er hingegen befürworte, sei der Verzicht auf einen Gehweg: „Das wäre mir optisch sympathisc­her.“Zweiter Bürgermeis­ter Dieter Miller (Freie Wähler) stellte infrage, ob ein Verzicht auf einen Gehweg tatsächlic­h Geld spare. Er forderte eine Kostenkalk­ulation. Martina Gleich und Quirin Rothdach (beide JungeWähle­r-Union) sprachen sich gegen die angedachte­n Veränderun­gen aus. David Ott (Liste engagierte­r Bürger) regte an, über die Aufhebung der Einbahnstr­aßenregel erst später zu entscheide­n.

Letztlich fasste das Gremium zwei Beschlüsse. Erstens: eine Planung und Kostenkalk­ulation für den Ausbau der Hirtengass­e nach den Anforderun­gen an einen verkehrsbe­ruhigten Bereich in Auftrag zu geben. Dafür gab es 9:7 Stimmen. Einstimmig entschied der Marktrat, die Einbahnstr­aßenregel nun doch beizubehal­ten. Die Vorgeschic­hte wirkte sich auf die Abstimmung aus: Nicht nur Benedikt Neubauer, sondern auch zwei weitere Markträte, die an der Hirtengass­e wohnen, durften kein Votum abgeben.

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Foto: Sabrina Karrer In Babenhause­n wurde nun erneut über die Hirtengass­e debattiert.

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