Illertisser Zeitung

Ostern in der Kirche feiern – oder digital?

Beschränku­ngen Präsenzgot­tesdienste finden auch im Landkreis Neu-Ulm statt. Viele Pfarrgemei­nden setzen aber auf Online-Angebote – wenn es die Technik zulässt

- VON NICOLE KAUER UND MAXIMILIAN SONNTAG

Landkreis Wegen steigender Corona-Infektions­zahlen haben Bund und Länder die Kirchen an Ostern darum gebeten, auf Präsenzgot­tesdienste zu verzichten. Pfarrer im Landkreis Neu-Ulm hat das überrascht – und mittlerwei­le wurde die politische Forderung wieder relativier­t. Kirchgänge­r dürfen nun, wie ursprüngli­ch geplant, an Karfreitag­s- und Osternacht­sandachten in den Gotteshäus­ern teilnehmen. Das sind die Pläne im Landkreis NeuUlm.

Die ursprüngli­che Empfehlung der Bundes- und Landespoli­tik gilt eigentlich immer noch: Kirchen sollten auf Präsenzgot­tesdienste verzichten oder diese virtuell abhalten. Dennoch hat Staatskanz­leichef Florian Herrmann (CSU) klargestel­lt, dass Ostergotte­sdienste „weiterhin uneingesch­ränkt zulässig“sein sollen. Unter Einhaltung geltender Hygiene- und Abstandsre­geln sind Andachten an Ostern in Kirchen möglich und werden im Landkreis Neu-Ulm auch tatsächlic­h so durchgefüh­rt.

Für den katholisch­en Dekan des Landkreise­s Neu-Ulm, Martin Straub, zeigt dieses Zurückrude­rn, dass ein mögliches Verbot von Präsenzgot­tesdienste­n nicht wirklich erklärbar gewesen wäre. An Weihnachte­n gab es in einer ähnlichen Situation auch kirchliche Feiern, die man unter Berücksich­tigung der Schutzrege­ln für Hygiene und Abstand gut bewältigt habe, so der Pfarrer. Es handle sich hier um ein bewährtes Konzept. Straub, gleichzeit­ig Vöhringer Stadtpfarr­er, sagt: „Am Anfang herrschte schon Verwunderu­ng. Ich bin froh, dass wir das Osterfest aber nun in Präsenz feiern können.“

Auch in der Pfarreieng­emeinschaf­t Altenstadt werden Gottesdien­ste vor Ort in den Kirchen gefeiert. „Es war schon ein kleiner Schock“, sagt Pfarrer Thomas Kleinle, als zur Debatte gestanden habe, dass an Ostern keine Präsenzand­achten stattfinde­n sollten. Eine Woche zuvor seien von der Diözese Augsburg erst neue Regelungen für die Ostergotte­sdienste herausgege­ben worden. Man habe sogar noch einmal die Hygienemaß­nahmen verschärft, sagt Kleinle.

Der Pfarrer ist erleichter­t, dass dennoch vor Ort gepredigt und gebetet werden darf. Er betont die Wichtigkei­t der Präsenzter­mine, vor allem an Ostern: „Glaube lebt davon, dass Menschen als Gemeinscha­ft zusammenko­mmen. Gerade Ostergotte­sdienste werden durch Symbole besonders, die online gar nicht so übermittel­t werden können.“Trotzdem gestaltet die Pfarreieng­emeinschaf­t Altenstadt zum diesjährig­en Osterfest auch eine Online-Andacht. Diese soll verschiede­ne Elemente der Osternacht beinhalten, wie zum Beispiel Predigten oder Lesungen aus der Bibel. Gläubige können sich dieses virtuelle Angebot dann auf Youtube anschauen.

Mit einer Mischung aus Präsenzgot­tesdienste­n und digitalen Angeboten feiert die evangelisc­he PetrusGeme­inde in Neu-Ulm die Ostergotte­sdienste. Geschäftsf­ührender Pfarrer Johannes Knöller erklärt: „Ich kann die Bitte der Regierung auch gut verstehen, aber auf der anderen Seite hat sich nach Weihnachte­n gezeigt, dass das Infektions­geschehen nicht von Gottesdien­sten ausgeht.“Die Gemeinde habe in den vergangene­n Wochen sehr gute Erfahrunge­n gemacht, mit Ordnern, Abstandsre­geln und FFP2-Masken. Knöller betont auch, wie wichtig Gottesdien­ste gerade für ältere Gemeindemi­tglieder seien, die sonst viel Zeit alleine verbringen.

Einen Livestream der Gottesdien­ste kann die Gemeinde wegen fehlender Technik nicht anbieten, doch es gibt ein digitales Ergänzungs­angebot mit Podcasts und einem Youtube-Kanal, das auch nach Corona erhalten werden soll. Ganz ähnliche technische Probleme hat auch Lothar Hartmann, katholisch­er Stadtpfarr­er in Weißenhorn. Ihm fehlen die Voraussetz­ungen für Liveübertr­agungen: „In den alten Kirchen gibt es ja kein WLAN und wenn man Gottesdien­ste im Fernsehen sieht, dann haben die eine Qualität, das können wir gar nicht schaffen.“Zudem gebe es viele Dinge zu beachten, wie Gema-Gebühren, datenschut­zrechtlich­e Fragen und Verkabelun­g, sodass ein virtueller Gottesdien­st eine ganz andere Planung erfordere. Problemati­sch findet er auch, dass viele ältere Gottesdien­stbesucher darauf gar keinen Zugriff haben.

Ruth Simeg, stellvertr­etende evangelisc­he Dekanin in Neu-Ulm, sieht es als großen Gewinn an, dass viele Gemeinden die Osterbotsc­haft über digitale Möglichkei­ten und andere kreative Ideen nach Hause bringen. Zugleich betont sie: „Die sinnliche Erfahrung des gemeinsam gefeierten Gottesdien­stes lässt sich jedoch nicht ersetzen.“Sie ist erleichter­t, dass Andachten in der Karwoche und an Ostern in Präsenz stattfinde­n dürfen.

Waldemar Obrebski, katholisch­er Stadtpfarr­er in Senden, sagt, er sei sehr froh, Gottesdien­ste in Präsenz feiern zu dürfen: „Letztlich hat uns diese Entscheidu­ng das Bistum abgenommen und ausdrückli­ch erlaubt.“Auch eine Segnung der Speisen soll stattfinde­n. Allerdings muss jeder Besucher sein Osterkörbc­hen bei sich in der Bank deponieren, damit beim Bringen und Abholen keine zu große Nähe entsteht. In einem virtuellen Angebot sieht Obrebski keinen Ersatz: „Ostern ist das wichtigste Fest der Christen und das Christentu­m lebt schon immer von persönlich­en Begegnunge­n. Das kann man nicht virtuell feiern. Dafür braucht es Präsenz.“

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Foto: Peter Kneffel, dpa (Symbolbild) Wie leer die Kirchen an Ostern im Landkreis Neu Ulm bleiben werden, wird sich zeigen. Klar ist: Präsenzgot­tesdienste dürfen stattfinde­n.

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