Impfen daheim: So hat der Test funktioniert
Medizin Sechs Ärzte aus dem Landkreis Neu-Ulm immunisieren Patienten bei Hausbesuchen
Illertissen Rund 60 Menschen aus dem Landkreis Neu-Ulm wurden jetzt im Rahmen eines Pilotprojekts bei sich zu Hause gegen das Coronavirus geimpft. Dabei handelte es sich um über 80-Jährige, die nicht mehr mobil sind und deshalb nicht für einen Termin ins Impfzentrum kommen können, berichtet das Landratsamt. Jetzt gibt es eine erste Bilanz des Versuchs.
Sechs Hausärzte aus dem Landkreis Neu-Ulm hatten diesen Versuch unternommen, um zu sehen, wie sich die Impfungen bei ihren Patienten daheim umsetzen lassen. „Und es hat super funktioniert“, wie Dr. Stefan Thamasett, ärztlicher Koordinator des Landkreises NeuUlm und Initiator des Projekts, informierte. Dabei haben sich alle Beteiligten ins Zeug gelegt. Die bereits fertig vorbereiteten Spritzen holten die Ärztinnen und Ärzte in Kühltaschen am Impfzentrum Neu-Ulm ab. Von dort ging es zu den jeweiligen Patienten.
„Alle waren wunderbar vorbereitet“, freut sich Thamasett. „Die notwendigen Papiere, Impfpass, Aufklärungsbogen, Einverständniserklärung – alles lag schon für uns da.“Ein Ehepaar hatte sogar das Wohnzimmer entsprechend umgeräumt, um es für die Impfung bereit zu machen. „Der Ehemann selbst war noch mobil, sodass er sich im Impfzentrum in Weißenhorn impfen lassen konnte“, erzählt Dr. Thamasett. Die dortigen Eindrücke habe er dann mitgenommen, so dass für die Impfung der Ehefrau zu Hause die Stühle und Tische entsprechend angeordnet wurden.
„Überall sind wir auf große Dankbarkeit gestoßen.“
Als großen Vorteil sieht der Koordinator, dass die Ärztinnen und Ärzte ihre Patientinnen und Patienten gut kennen. Sie sind über die medizinische Vorgeschichte im Bilde, wodurch ein großes Vertrauensverhältnis besteht. Einen Wermutstropfen sieht er in der umfassenden Bürokratie, die bei dem Modellprojekt notwendig war. Diese würde allerdings voraussichtlich teilweise wegfallen, wenn die Hausarztpraxen – wie in Aussicht gestellt – ab April impfen dürften. Dann könnte der Impfstoff über die Apotheken bezogen werden und müsste nicht mehr über das Impfzentrum abgeholt und dokumentiert werden. „Dadurch vereinfachen sich die Abläufe auch noch mal“, sagt Thamasett, da die Impfungen dann regulär über die Arztpraxen laufen und dort in den Arbeitsalltag integriert werden.
„Ich freue mich, dass das Projekt so gut angekommen ist“, sagt Landrat Thorsten Freudenberger. „Dass die Arztpraxen ab voraussichtlich April impfen können, ist ein ganz wichtiger Schritt. Zahlreiche Ärztinnen und Ärzte im Landkreis Neu-Ulm stehen in den Startlöchern und können es kaum erwarten, endlich loszulegen. Mit mehr Testen und mehr Impfen werden wir schrittweise zu mehr Normalität kommen.“Dr. Stefan Thamasett hofft, dass die Lieferungen der Impfstoffmengen schnell gesteigert werden können, damit die Anzahl der Impfungen in den Arztpraxen erhöht werden kann.
Für den Anfang wurden etwa 20 Impfdosen pro Woche für jeden Arzt in Aussicht gestellt. Diese sollen zuerst vor allem bei den bettlägerigen Patienten zum Einsatz kommen. Ein Problem werde allerdings bleiben, diejenigen Patienten zu erreichen, deren Ärzte keine Hausbesuche machen.
Dies könne durch die anderen Hausärzte nicht aufgefangen werden, da sich diese zuerst um ihre eigenen Patientinnen und Patienten kümmern müssen. Hier müsste auf verschiedenen Ebenen weiter an praktikablen Lösungen gearbeitet werden. Für die 60 Patientinnen und Patienten aus dem Modellprojekt hingegen steht Mitte April ihre zweite Impfung an. (AZ/rjk)