Neuer Modus, aber derselbe Ehrgeiz
Academy startet in die Gruppenphase
Bundesliga dem Torrekord von Gerd Müller nacheifert, der in der Saison 1971/72 40 Saisontreffer erzielt hat. Deshalb war Sky auf der Suche nach einem Amateurkicker, der eine ähnliche Ausbeute vorzuweisen und in einer Saison selbst 40 Tore erzielt hat. „Meine Frau hat gesagt: Das hast du ja locker. Also habe ich mich beworben.“Gegenüber 400 anderen Bewerbern hat sich Ayten durchgesetzt, der in einer Saison sogar 44 Tore geschossen hat. Über 700 Treffer hat der Fußballer erzielt, der auch schon für den SSV Ulm 1846 auf dem Platz stand. Im November hatte ihn unsere Redaktion deshalb in einem Porträt gewürdigt. Sky würdigte ihn mit dem Liveauftritt, der schon etwas „komisch“gewesen sei. Ayten saß zu Hause vor dem Laptop mit einem Headset auf dem Kopf und war über das Videochatprogramm Skype mit Hamann und dem Moderator Michael Leopold verbunden. Drei Meter neben ihm saß seine Familie und schaute am TV zu.
Nervös war der Fußballer nicht („ich bin da relativ locker“), aber weil der Auftritt live war, musste er aufpassen, dass er nicht ganz so frei von der Leber losspricht. „Am Tag davor gab es einen Probedurchlauf wegen der Technik. Aber die Fragen konnte ich mir vorab nicht anhören.“Trotzdem fühlt er sich pudelwohl, als es soweit ist. „Ich schaue sehr oft Fußball und endlich konnte ich mal mitreden. Bei den Experten weißt du einfach: Die verstehen, was du meinst. Ich hätte gerne mehr Zeit gehabt.“Grob vier Minuten dauert sein Auftritt, er antwortet ruhig, sachlich und spricht mit den beiden Experten auf Augenhöhe. „Ja, Didi ...“, antwortet er auf Hamanns Frage. „... du hast ja auch viele Tore gemacht in deiner Karriere. Gegen die 20-, 22-Jährigen gibt’s nur ein Mittel: die Erfahrung. Es ist einfach das Stellungsspiel, ich hab den Riecher im Sechzehner und man muss auch geil sein vor dem Tor.“Vom ehemaligen Liverpool-Profi Hamann, der als Experte immer mal wieder aneckt, schwärmt Ayten in den höchsten Tönen. „Manche mögen ihn nicht, aber ich finde ihn klar, deutlich und sachlich.“
Auf seinen Auftritt ist Erkan Ayten stolz, ihn haben einige positive Reaktionen erreicht. Er würde damit gerne junge Fußballer motivie
Erkan Ayten ren, erzählt er. Denn insbesondere sie leiden unter der Pandemie. Ayten hat einen Sohn, der seit Wochen kein Fußball mehr gespielt hat. Da gehe schon etwas verloren. Auch er selbst verliere langsam die Lust, denn „woraufhin soll ich denn trainieren?“. Es fehle derzeit einfach die Perspektive. Deshalb ist er auch vom Deutschen Fußball-Bund enttäuscht, der in seinen Augen zu wenig für diese Perspektive tue. Auch von den Profis erhofft sich der 41-Jährige ein klares Bekenntnis zum Amateurfußball. Er erlebt gerade „eine sehr komische Zeit“.
Das lässt sich auch über seinen Herzensverein Borussia Dortmund sagen, der um die Qualifikation zur Champions League bangen muss. Ayten wurde auf Sky gefragt, ob der BVB denn die Quali noch packe. Wegen der Verzögerung auf Skype hat er die Frage aber falsch verstanden und über Dortmunds aktuellen Champions League Gegner Manchester City gesprochen. Für die richtige Antwort war dann keine Zeit mehr im Sendeplan. Deshalb hier der offizielle Nachtrag: „Das nächste Spiel in Frankfurt wird lebenswichtig, denn die Eintracht ist der große Konkurrent. Verlieren ist da verboten. Wenn die Dortmunder gewinnen, schaffen sie die Quali. Wenn nicht, dann nicht.“So einfach ist das manchmal. Ayten macht sich viele Gedanken um den Fußball, viele seiner Begleiterscheinungen gefallen dem Torjäger nicht. Selbst im Amateurbereich gehe es nur noch um Erfolge, der Druck auf Spieler und Trainer steige. „Der Spaß bleibt so auf der Strecke.“Selbst in der Kreisliga A beobachtet er das schon, deshalb orientiert er sich um. Ab dem Sommer wird er als Spielertrainer bei einem B-Kreisligisten in der niedrigsten Liga arbeiten. Bei welchem, das darf er noch nicht verraten. Er freut sich aber schon: „Dann habe ich die Zügel in der Hand.“
Dietmar Hamann
Ulm Mit einem Auswärtsspiel gegen die BSW Sixers aus Sachsen-Anhalt startet die Basketballmannschaft der Ulmer Orange-Academy am Samstag (18 Uhr) in die Play-offs der Pro B. In denen ist vieles anders als in den früheren Jahren, am Ehrgeiz der Spieler ändert das nichts. „Wir sind alle bereit und hoch motiviert“, sagt der Zweimeter-Mann Moritz Krimmer. In der Hauptrunde belegte die jungen Ulmer mit 13 Siegen und neun Niederlagen den fünften Tabellenplatz. In der ersten Gruppenphase spielen sie daher zweimal in der Fremde – gegen die Sixers und die Iserlohn Kangaroos – und einmal zu Hause gegen die Dresden Titans.
Trainer Anton Gavel möchte vor allem, dass seine Schützlinge an die starken Defensivleistungen in der Hauptrunde anknüpfen: 8,4 Steals, 4,2 Blocks und 36,1 Rebounds pro Partie sind Bestwerte in der Südstaffel der Pro B.
● Der Modus: Wegen Corona wurde der Modus geändert. In dieser Spielzeit gibt es anfangs vier Gruppen mit jeweils zwei Mannschaften aus der Nord- und Südstaffel, von denen wiederum die zwei Bestplatzierten weiterkommen. In Runde zwei werden in zwei Vierergruppen die Halbfinal-Tickets vergeben. Die Halbfinals werden in Hin- und Rückspiel ausgetragen, die Sieger steigen sportlich auf. Trotzdem wird wie bisher auch ein Meister ausgespielt. Gavel sagt zu diesem Modus: „Jedes Duell ist jetzt ein Do-or-Die-Spiel. Wir müssen auswärts punkten.“Ein wenig Kopfzerbrechen bereitet dem Trainer der Orange-Academy allerdings die Tatsache, dass seine Mannschaft seit zwei Wochen nicht gespielt hat.
● Die Gegner: Die BSW Sixers aus Sandersdorf-Brehna in Sachsen-Anhalt sicherten sich im allerletzten Hauptrundenspiel den vierten Platz in der Nordstaffel. Die Sixers werden von Sebastian Ludwig betreut, der früher Assistenztrainer der Weißenhorner Youngstars war. Ihr bekanntester Spieler ist Djordje Pantelic, der im Schnitt auf mehr als neun Punkte und mehr als acht Rebounds kommt. Der 36-jährige Serbe spielte fünf Jahre lang für Kooperationspartner MBC in der Bundesliga und Pro A. Die Dresden Titans konnten wegen eines Corona-Falls ihr letztes Hauptrundenspiel nicht bestreiten. Trotzdem sicherte sich die Mannschaft von Trainer Fabian Strauß mit 17 Siegen und vier Niederlagen Platz eins im Süden. In den beiden Hauptrundenpartien besiegte Dresden die Orange-Academy mit 80:71 und 86:70. Center Georg Voigtmann, der Bruder des EuroleagueSpielers Johannes Voigtmann von ZSKA Moskau, verletzte sich im ersten Duell mit Ulm und fehlt seitdem. Die Iserlohn Kangaroos beendeten zwar die Hauptrunde nur auf dem achten Tabellenplatz im Norden, dennoch ist Vorsicht geboten. Die Schützlinge von Trainer Stephan Völkel geben vor allem in der Offensive Gas, sie erzielen pro Partie mehr als 85 Punkte im Schnitt. (az/pim)
Übertragung: Das Auftaktspiel der jungen Ulmer bei den BSW Sixers wird kostenpflichtig auf sportdeutschland.tv übertragen.
Es wird ernst für Anton Gavel und sein Team.