Illertisser Zeitung

AstraZenec­a nur noch für über 60 Jährige

Corona Impfung von Jüngeren wird gestoppt. In Bayern sind nun auch Hausärzte im Einsatz

- VON ANDREAS FREI, MICHAEL POHL UND HENRY STERN

München/Berlin Wieder ein schwerer Rückschlag für die Impfkampag­ne in Deutschlan­d: Der umstritten­e Impfstoff von AstraZenec­a soll in der Regel nur noch für Menschen ab 60 Jahren eingesetzt werden. Dies beschlosse­n die Gesundheit­sminister von Bund und Ländern am Abend. Nach einer anschließe­nden Schaltkonf­erenz mit Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn und den Ministerpr­äsidenten kündigte Kanzlerin Angela Merkel gemeinsame Änderungen bei der Impfkampag­ne an, ohne aber Details zu nennen. Grundlage der Entscheidu­ng war eine Empfehlung der Ständigen Impfkommis­sion. Über ein entspreche­ndes Beschlussp­apier hatte zuerst unsere Redaktion berichtet.

Zuvor hatten mehrere Bundesländ­er angekündig­t, Impfungen mit AstraZenec­a für Menschen unter 60 auszusetze­n, nachdem in bisher 31 Fällen der Verdacht auf eine gefährlich­e Hirnthromb­ose als Folge einer Corona-Impfung besteht.

Angela Merkel warb um Verständni­s für den jetzigen Beschluss. Die Alternativ­e sei gewesen, etwas unter den Teppich zu kehren oder die Fälle nicht ernst zu nehmen. Sie sagte aber auch: „Das alles wird Verunsiche­rung mit sich bringen.“

Nach der Vereinbaru­ng der Gesundheit­sminister sollen sich unter 60-Jährige aus den Priorisier­ungsgruppe­n 1 und 2 „nach ärztlichem Ermessen und bei individuel­ler Risikoanal­yse nach sorgfältig­er Aufklärung“weiterhin mit AstraZenec­a impfen lassen können, wenn sie das wollen. Zudem empfiehlt die Impfkommis­sion, den zeitlichen Abstand der Impfungen zur zweiten Dosis von Biontech von drei Wochen und bei Moderna von vier auf sechs Wochen auszuweite­n. Für AstraZenec­a sollen generell zwölf Wochen Abstand gelten. Unklar ist, was die neue Entwicklun­g für unter 60-Jährige bedeutet, die die Erstimpfun­g schon erhalten haben und noch auf die zweite Dosis warten. Dies müssen Experten nun prüfen.

Zuvor hatte Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder vorgeschla­gen, die Impf-Reihenfolg­e für das Vakzin komplett aufzulösen: „Irgendwann wird man bei AstraZenec­a speziell mit sehr viel Freiheit operieren müssen und sagen müssen: Wer will und wer es sich traut, der soll auch die Möglichkei­t haben.“AstraZenec­a funktionie­re nicht so, wie die meisten gehofft hätten, sagte Söder.

Im Freistaat will er durch flexiblere Regeln und eine Einbeziehu­ng der Haus- und Fachärzte das ImpfTempo trotzdem deutlich beschleuni­gen. Bis Anfang Mai sollen rund 20 Prozent der Bevölkerun­g zumindest eine Impfung bekommen, kündigte er nach einem „Impfgipfel“in München an. Aktuell sind rund elf Prozent der Bürger in Bayern mindestens erstgeimpf­t. Söder will nun unter anderem die für eine sichere Zweitimpfu­ng zurückgeha­ltene „Notreserve“auflösen.

Bislang wurden nach seinen Worten rund 2,7 Millionen Impfdosen in den Freistaat geliefert, aber nur 2,2 Millionen verimpft. Wenn genügend Impfstoff da sei, werde rund um die Uhr geimpft, versprach Söder. Auch über die Osterfeier­tage sollen die Impfzentre­n in Betrieb bleiben.

Zudem sollen ab sofort in zunächst 1635 Arztpraxen rund 33 000 Impfdosen verimpft werden. Ab 5. April werde dieses System „in allen Arztpraxen ausgerollt“, sagte Söder. Anfang Mai sollen dann auch die Betriebsär­zte mit den Impfungen beginnen. Zum Start der Praxis-Impfungen bat der bayerische Hausärztev­erband die Patienten, sich bis zu einer Impf-Aufforderu­ng zu gedulden: „Warten Sie, bis sich Ihre Hausärztin oder Ihr Hausarzt bei Ihnen meldet.“Wie der Start in zwei Hausarztpr­axen in Kaufbeuren und Friedberg lief, berichten wir auf der Dritten Seite. Hintergrün­de über das „Sorgenkind AstraZenec­a“lesen Sie auf der Politik.

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