Illertisser Zeitung

Ostereier finden sich auch im Auto

Gimmick Eigentlich ist die Entwicklun­g eines neuen Fahrzeugs eine ziemlich ernste Angelegenh­eit. Doch manche Designer erlauben sich einen Spaß und verstecken in ihren Entwürfen ein paar nette Überraschu­ngen. Wir haben uns auf die Suche gemacht

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Draußen im Garten klappt das in der Regel nur an einem Tag im Jahr. Doch es gibt ein paar Autos, in denen findet man das ganze Jahr über Ostereier. Denn bei allem ernsthafte­n Engagement machen sich viele Designer einen Spaß daraus, in ihren Entwürfen augenzwink­ernde Details zu verstecken. Manche davon schaffen es sogar in die Serie.

„In der Analogie zum Aha-Erlebnis bei der Suche nach Hühner- oder Schokolade­neiern während des Osterspazi­ergangs firmieren diese Petitessen in unserer Zunft als sogenannte Eastereggs“, sagt Designprof­essor Lutz Fügener von der Hochschule Pforzheim, „Es gilt fast schon als Sport, diese Details in kommende Autos zu schmuggeln.“

Bei Jeep gibt es laut Pressespre­cher Markus Hauf in nahezu jedem Modell gleich mehrere Ostereier: Etwa die Silhouette des Willy’s Jeep, dem Urvater der Marke. Der fährt als schwarzer Schattenri­ss durch den Kleberand der Frontschei­be. Oder das typische Markengesi­cht mit sieben vertikalen Streifen im Kühler und zwei Kullerauge­n daneben. Das gibt es als Prägung in den Rückenpols­tern oder auf den Heckleucht­en. Oder die topografis­che Karte der Mojave-Wüste findet sich als Rutschbrem­se in die Gummimatte einer Ablage geprägt.

Mittlerwei­le hat das offenbar auch auf die Kollegen von Fiat abgefärbt. Wer sich genauer im neuen 500 umschaut, entdeckt nicht nur die Silhouette des originalen Cinquecent­o in den Türen, sondern so

Opel fährt auf Haifische ab – und ver steckt sie gut.

gar die Skyline der Heimatstad­t Turin in der Ladeschale fürs Smartphone, nennt Pressespre­cherin Anne Wollek Beispiele.

Aber die Ostereier sind keine Eigenheit der ehemaligen FCA-Marken, sondern auch die neue Stellantis-Schwester Opel hat ein solches Faible: Dort ist es laut Pressespre­cher Patrick Munsch eine Art Running Gag, dass sich irgendwo im Innenraum ein Hai versteckt. „Die Geschichte reicht inzwischen über 15 Jahre zurück“, erläutert Karim

Giordimain­a, der das Interieur-Design der Hessen verantwort­et.

Der Designer, der damals die stabilisie­renden Lamellen an der Außenseite des Handschuhf­achs für den nächsten Corsa zeichnen sollte, saß sonntags daheim über seinem Entwurf. Da habe sein Sohn in der Skizze einen Hai erkannt. „Den hat der Vater weiter verfeinert, seinem Chef vorgeschla­gen und am Ende grünes Licht bekommen“, sagt Giordimain­a: „Der Hai am Handschuhf­ach ging in Serie – und die

Geschichte der Opel-Haie nahm ihren Anfang.“

Seitdem hat der Raubfisch eine steile Karriere hingelegt, es in nahezu in jeden neuen Opel geschafft. Mittlerwei­le ist er auch direkt ins Blickfeld geschwomme­n. War er beim letzten Corsa oder beim Grandland X noch im Handschuhf­ach versteckt, grinst er im neuen Corsa oder im Mokka aus der Ablage am Fuß der Mittelkons­ole heraus.

Für Giordimain­a hat dieser Spaß

Winzige Flaggen verraten die schwedi sche Herkunft Volvos.

durchaus eine ernsthafte Seite: „Der Kult um den Hai zeigt, wie nahbar die Marke Opel ist“, sagt der Designer. „Und bei aller Profession­alität, die wir an den Tag legen: Die HaiEpisode beweist, dass wir durchaus auch mit Humor bei der Sache sind. Es gibt ein starkes Zusammenge­hörigkeits­gefühl innerhalb der OpelFamili­e, das auch nach außen abstrahlt.“

Wo Opel auf den Hai gekommen ist, betont Volvo mit einem immer wiederkehr­enden Osterei seine Herkunft: So, wie Modelabel die Pflegehinw­eise in den Kragen heften, nähen die Schweden deshalb nach Angaben von Pressespre­cher Michael Schweitzer eine Miniatur-Ausgabe ihrer blau-gelben Flagge in die Sitze. Und wer beim Volvo XC90 unter den Deckel einer Ablage schaut, erkennt dort sogar ein Spinnennet­z.

Auch bei Jaguar haben die Designer ein paar Eier gelegt: Ähnlich wie bei Jeep tapert beim E-Pace eine Jaguar-Mutter mit ihrem Jungen durch das Blickfeld. Und das Muster für den Bezugsstof­f einer Konsole ist dem Fell der Raubkatzen nachempfun­den. Noch persönlich­er wird es beim Renault Zoe: Dort hat der Designer sogar seinen Fingerabdr­uck im Griff der hinteren Tür verewigt.

Elon Musk erweist sich als besonders kreativ

Ein großer Fan solcher Ostereier ist offenbar Tesla-Chef Elon Musk. Bei Model S & Co gibt’s zwar keine versteckte­n Gimmicks im Plastik, aber immer neue Spielereie­n in der Software. Die werden nach der persönlich­en Freigabe des Chefs bei den regelmäßig­en Updates aufgespiel­t und lassen sich über das Menü auf verschiede­ne Weise aktivieren. Vor einigen Jahren hat Tesla zu Weihnachte­n Eastereggs versteckt. Auf den Befehl „HoHoHo“folgte unter anderem ein Weihnachts­rocksong und ein Santa-Schlitten fuhr im Tachodispl­ay. Wer den Blinker bediente, hörte Schlitteng­locken statt des üblichen Klackens.

Thomas Geiger, dpa

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Foto: Jeep Nostalgie pur: Bei Jeep fährt im Scheibenra­nd mancher Modelle die Silhouette des ikonischen Ur Jeeps.
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Foto: Jaguar Land Rover Folgt der Mama auf der Pfote: Ein Katzengesp­ann geht entlang des schwarzen Schei benrands bei Jaguar auf Pirsch.
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Foto: Opel
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Foto: Volvo
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