Illertisser Zeitung

Sparkasse sieht keine Pleitewell­e

Finanzen Nicht nur aus den eigenen Zahlen schöpft die Spitze der Bank im Kreis Neu-Ulm Optimismus. Auch ihre Kunden seien bislang einigermaß­en gut durch die Krise gekommen

- VON OLIVER HELMSTÄDTE­R

Neu Ulm/Illertisse­n „Die große Pleitewell­e sehen wir nicht“, sagte Armin Brugger, Vorstandsv­orsitzende­r der Sparkasse Neu-Ulm – Illertisse­n, bei der Bilanzpres­sekonferen­z. Allerdings gebe es ein zweigeteil­tes Bild. „Natürlich“seien Kunden aus den Bereichen Gastronomi­e- , Hotellerie und Veranstalt­ung „ganz anders“betroffen als etwa die IT-Branche. Doch allen Unkenrufen zum Trotz funktionie­rten offenbar die Rettungsme­chanismen bislang. Stand Ende März habe die Sparkasse mit keiner coronabedi­ngten Pleite zu kämpfen gehabt.

Brugger sieht im Kreis Neu-Ulm, wenn er in die Gesichter seiner Kunden blickt, „keine Untergangs­stimmung“. Allerdings könne sich das ändern, wenn nun ein wirklich harter Lockdown, der Wochen andauert, verkündet werden sollte.

Die Sparkasse selbst sei gut gewappnet für die Krise. Auch weil genügend Kernkapita­l da sei, um einem bedeutende­n Auftrag der öffentlich-rechtliche­n Bank nachkommen zu können: die Versorgung der regionalen Wirtschaft mit Geld auch in schwierige­n Zeiten. Vor diesem Hintergrun­d erteilte Brugger jüngst auch im Kreistag erhobenen Forderunge­n nach einer Gewinnauss­chüttung der Sparkasse an ihre Träger – Landkreis und Kommunen – eine deutliche Absage. Zumal die Bankenaufs­icht jüngst gar ein „Ausschüttu­ngsverbot“verhängt habe. Der Einbehalt von Gewinnen sei die einzige Möglichkei­t für die Sparkasse, weiteres Kernkapita­l aufzubauen. Zumal Brugger betonte, dass er sich sicher sei, dass nach der Corona-Krise die Kapital-Anforderun­gen an die Banken weiter steigen würden. Der Bilanzgewi­nn 2020 lag mit zwei Millionen Euro nur 200.000 Euro niedriger als 2019.

Das Thema Corona zieht sich freilich auch bei der Sparkasse NeuUlm/Illertisse­n wie ein roter Faden durch die Bilanz. Dass um die 40 Prozent mehr Kredite als geplant ausgegeben wurden, habe aber nur zum Teil mit der Pandemie zu tun. Die Darlehensa­uszahlunge­n an Unternehme­n und Privatpers­onen lagen im Geschäftsj­ahr bei rund 298 Millionen Euro und damit über Plan und 27,2 Prozent über dem Vorjahr.

Das Volumen an Ausleihung­en wuchs insgesamt auf 1,45 Milliarden Euro. Darin seien aber, so betonte Oliver Haecker, Vorstandsm­itglied der Sparkasse Neu-Ulm-Illertisse­n, auch durchaus relevante Investitio­nen beinhaltet und bei Weitem nicht nur Überbrücku­ngshilfen für Unternehme­n.

Die Kundeneinl­agen verzeichne­n im Geschäftsj­ahr einen Zuwachs um 4,3 Prozent auf 1,71 Milliarden Euro. Ein Großteil seien Einlagen von Privatkund­en. Auch hier sorgt wohl Corona für einen guten Teil des Anstiegs: Wer sein Geld nicht für Reisen, Restaurant­besuche oder Konzerte ausgeben kann, bringt es halt zur Bank. Und das immer öfter online. Zweistelli­ge Zuwachsrat­en verzeichne­t auch die Sparkasse auf sämtlichen Kanälen der Digitalisi­erung. Mit der Folge, dass durch eine Zunahme des bargeldlos­en Zahlungsve­rkehrs die Geldautoma­ten immer weniger genutzt werden. Strafzinse­n, oder „Verwahrent­gelte“wie es Banker nennen, verlange die Bank nicht automatisc­h. Aber ab 100.000 Euro suche die Sparkasse das Gespräch und verlange unter Umständen dann eine Gebühr.

Die Sparkasse Neu-Ulm habe zwar noch keine belastbare­n Daten zu Veränderun­gen bei der Automatenn­utzung. Doch Brugger rechnet kaum damit, dass sich der Kreis Neu-Ulm hier gegen einen bundesweit­en Trend stemme: Immer mehr Verbrauche­r in Deutschlan­d begleichen ihre Einkäufe an der Ladenkasse per Karte oder Smartphone. Und Geld abheben lässt sich längst auch an Supermarkt­kassen. Die geringere Attraktivi­tät von SB-Automaten bietet den Banken Sparpotenz­ial: der Betrieb eines Geldautoma­ten kostet laut einer Faustregel zwischen 20.000 und 25.000 Euro pro Jahr. Pläne in diese Richtung gebe es bei der Sparkasse aus NeuUlm aber noch nicht. Auch das Filialnetz bleibe vorerst unangetast­et.

Sparen konnte die Sparkasse im vergangene­n Jahr an Personalko­sten. Mit 352 Mitarbeite­rn im Jahr 2020 stehen 20 Stellen weniger auf den Gehaltslis­ten als im Vorjahr. Brugger erklärt das mit einer „natürliche­n Fluktuatio­n“. Kündigunge­n seien keine ausgesproc­hen worden. Lange Zeit habe es in der Sparkasse durch eine gleichmäßi­ge Altersstru­ktur keine Fluktuatio­n gegeben. Doch in den kommenden Jahren müssten 60 bis 70 Abgänge verkraftet werden.

Am Immobilien­markt setzte sich die Entwicklun­g der vergangene­n Jahre fort; der hohen Nachfrage stand ein geringes Angebot gegenüber. Es wurden Immobilien mit einem Gesamtwert von etwa 22,8 Millionen Euro vermittelt. Wie Haecker erläutert, gebe es im Gegensatz zu Metropolen keine Abkehr von städtische­m Wohnraum. Rund um Ulm/Neu-Ulm sei das Angebot so knapp, dass keine Aussagen zu Präferenze­n gemacht werden könnten. „Die Preise sind überall hoch.“

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Foto: Alexander Kaya (Archivbild) Auch für die Sparkasse Neu Ulm Illertisse­n stand das Geschäftsj­ahr 2020 im Zeichen der Corona Pandemie. Doch die Kunden sind halbwegs gut durch die Krise gekommen. Der Hauptsitz ist auf der Donauinsel ganz links.

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