Sparkasse sieht keine Pleitewelle
Finanzen Nicht nur aus den eigenen Zahlen schöpft die Spitze der Bank im Kreis Neu-Ulm Optimismus. Auch ihre Kunden seien bislang einigermaßen gut durch die Krise gekommen
Neu Ulm/Illertissen „Die große Pleitewelle sehen wir nicht“, sagte Armin Brugger, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Neu-Ulm – Illertissen, bei der Bilanzpressekonferenz. Allerdings gebe es ein zweigeteiltes Bild. „Natürlich“seien Kunden aus den Bereichen Gastronomie- , Hotellerie und Veranstaltung „ganz anders“betroffen als etwa die IT-Branche. Doch allen Unkenrufen zum Trotz funktionierten offenbar die Rettungsmechanismen bislang. Stand Ende März habe die Sparkasse mit keiner coronabedingten Pleite zu kämpfen gehabt.
Brugger sieht im Kreis Neu-Ulm, wenn er in die Gesichter seiner Kunden blickt, „keine Untergangsstimmung“. Allerdings könne sich das ändern, wenn nun ein wirklich harter Lockdown, der Wochen andauert, verkündet werden sollte.
Die Sparkasse selbst sei gut gewappnet für die Krise. Auch weil genügend Kernkapital da sei, um einem bedeutenden Auftrag der öffentlich-rechtlichen Bank nachkommen zu können: die Versorgung der regionalen Wirtschaft mit Geld auch in schwierigen Zeiten. Vor diesem Hintergrund erteilte Brugger jüngst auch im Kreistag erhobenen Forderungen nach einer Gewinnausschüttung der Sparkasse an ihre Träger – Landkreis und Kommunen – eine deutliche Absage. Zumal die Bankenaufsicht jüngst gar ein „Ausschüttungsverbot“verhängt habe. Der Einbehalt von Gewinnen sei die einzige Möglichkeit für die Sparkasse, weiteres Kernkapital aufzubauen. Zumal Brugger betonte, dass er sich sicher sei, dass nach der Corona-Krise die Kapital-Anforderungen an die Banken weiter steigen würden. Der Bilanzgewinn 2020 lag mit zwei Millionen Euro nur 200.000 Euro niedriger als 2019.
Das Thema Corona zieht sich freilich auch bei der Sparkasse NeuUlm/Illertissen wie ein roter Faden durch die Bilanz. Dass um die 40 Prozent mehr Kredite als geplant ausgegeben wurden, habe aber nur zum Teil mit der Pandemie zu tun. Die Darlehensauszahlungen an Unternehmen und Privatpersonen lagen im Geschäftsjahr bei rund 298 Millionen Euro und damit über Plan und 27,2 Prozent über dem Vorjahr.
Das Volumen an Ausleihungen wuchs insgesamt auf 1,45 Milliarden Euro. Darin seien aber, so betonte Oliver Haecker, Vorstandsmitglied der Sparkasse Neu-Ulm-Illertissen, auch durchaus relevante Investitionen beinhaltet und bei Weitem nicht nur Überbrückungshilfen für Unternehmen.
Die Kundeneinlagen verzeichnen im Geschäftsjahr einen Zuwachs um 4,3 Prozent auf 1,71 Milliarden Euro. Ein Großteil seien Einlagen von Privatkunden. Auch hier sorgt wohl Corona für einen guten Teil des Anstiegs: Wer sein Geld nicht für Reisen, Restaurantbesuche oder Konzerte ausgeben kann, bringt es halt zur Bank. Und das immer öfter online. Zweistellige Zuwachsraten verzeichnet auch die Sparkasse auf sämtlichen Kanälen der Digitalisierung. Mit der Folge, dass durch eine Zunahme des bargeldlosen Zahlungsverkehrs die Geldautomaten immer weniger genutzt werden. Strafzinsen, oder „Verwahrentgelte“wie es Banker nennen, verlange die Bank nicht automatisch. Aber ab 100.000 Euro suche die Sparkasse das Gespräch und verlange unter Umständen dann eine Gebühr.
Die Sparkasse Neu-Ulm habe zwar noch keine belastbaren Daten zu Veränderungen bei der Automatennutzung. Doch Brugger rechnet kaum damit, dass sich der Kreis Neu-Ulm hier gegen einen bundesweiten Trend stemme: Immer mehr Verbraucher in Deutschland begleichen ihre Einkäufe an der Ladenkasse per Karte oder Smartphone. Und Geld abheben lässt sich längst auch an Supermarktkassen. Die geringere Attraktivität von SB-Automaten bietet den Banken Sparpotenzial: der Betrieb eines Geldautomaten kostet laut einer Faustregel zwischen 20.000 und 25.000 Euro pro Jahr. Pläne in diese Richtung gebe es bei der Sparkasse aus NeuUlm aber noch nicht. Auch das Filialnetz bleibe vorerst unangetastet.
Sparen konnte die Sparkasse im vergangenen Jahr an Personalkosten. Mit 352 Mitarbeitern im Jahr 2020 stehen 20 Stellen weniger auf den Gehaltslisten als im Vorjahr. Brugger erklärt das mit einer „natürlichen Fluktuation“. Kündigungen seien keine ausgesprochen worden. Lange Zeit habe es in der Sparkasse durch eine gleichmäßige Altersstruktur keine Fluktuation gegeben. Doch in den kommenden Jahren müssten 60 bis 70 Abgänge verkraftet werden.
Am Immobilienmarkt setzte sich die Entwicklung der vergangenen Jahre fort; der hohen Nachfrage stand ein geringes Angebot gegenüber. Es wurden Immobilien mit einem Gesamtwert von etwa 22,8 Millionen Euro vermittelt. Wie Haecker erläutert, gebe es im Gegensatz zu Metropolen keine Abkehr von städtischem Wohnraum. Rund um Ulm/Neu-Ulm sei das Angebot so knapp, dass keine Aussagen zu Präferenzen gemacht werden könnten. „Die Preise sind überall hoch.“