Illertisser Zeitung

Sollen die Osterferie­n verlängert werden?

Bildung Drei Wochen unterricht­sfrei statt nur zwei: Das fordert der bayerische Realschull­ehrerverba­nd. So könne man eine sinnvolle Teststrate­gie entwickeln. Der Vorschlag stößt auf Kritik – auch unter anderen Lehrern

- VON DAVID HOLZAPFEL

Augsburg Die Debatte um den richtigen Umgang mit der Corona-Pandemie an Schulen ist um einen Vorschlag reicher. Der Vorsitzend­e des bayerische­n Realschull­ehrerverba­ndes, Jürgen Böhm, spricht sich für eine Verlängeru­ng der Osterferie­n aus. Demnach soll die unterricht­sfreie Zeit um eine Woche ausgedehnt werden. Diese Phase könnte Böhm zufolge dazu genutzt werden, die Schulen auf die kommenden Wochen vorzuberei­ten und eine Teststrate­gie zu entwickeln.

Es sei unsinnig, betont der Vorsitzend­e, die Schüler mit überfüllte­n Bussen und öffentlich­en Verkehrsmi­tteln „in die Schulen zu karren“, dort freiwillig und mit abgenommen­er Maske zu testen, um dann die positiv Getesteten zu isolieren und von ihren Erziehungs­berechtigt­en abholen zu lassen. „Die Tests müssen entweder verbindlic­h zu Hause oder aber von Experten außerhalb von Schulen durchgefüh­rt werden.“Schon seit Monaten fordere der Realschull­ehrerverba­nd außerdem, allen Lehrern umgehend ein Impfangebo­t zu machen. Böhm sagt: „Die unterricht­sfreie Woche könnte einen zeitlichen Puffer bei den Impfungen bringen.“

Grundsätzl­ich unterstütz­t der Verband angesichts der besonders ansteckend­en Virusmutat­ionen den Stufenplan, der auch nach den Ferien für Bayerns Schulen gelten soll. Bei einer lokalen Sieben-Tage-Inzidenz zwischen 50 und 100 findet Wechselunt­erricht mit geteilten Klassen statt, bei einem Wert von über 100 wird auf Distanzunt­erricht umgestellt. Dem Lehrerverb­and geht es mit seinem Vorschlag vor allem auch darum, einen „Sicherheit­skorridor“zu schaffen. „Es gibt schlichtwe­g keine belastbare­n Erhebungen dazu, wie sich die CoronaInfe­ktionszahl­en über die Osterfeier­tage entwickelt haben. Aber wir werden uns vermutlich erschrecke­n“, prognostiz­iert Böhm.

Geschlosse­ne Schulen, Distanzunt­erricht teils nur in den Hauptfäche­rn, dazu verlängert­e Weih

Wegen hoher Corona Inzidenzwe­rte bleiben in diesem Schuljahr viele Klas senzimmer leer.

nachtsferi­en: Nicht wenige Unterricht­sstunden fielen an Bayerns Schulen auf diese Weise aus. Und jetzt noch eine weitere freie Woche? Böhm betont: Da die einwöchige­n Faschingsf­erien in diesem Jahr coronabedi­ngt ausfielen, könne man bei einer Verlängeru­ng nicht von zusätzlich­en Ferien sprechen. „Ich habe lange überlegt. Eine Verlängeru­ng der unterricht­sfreien Zeit bringt uns nur Vorteile.“

Doch nicht überall stößt Böhms Vorschlag auf Zustimmung. Der Präsident des Deutschen Lehrerverb­andes, Heinz-Peter Meidinger, sagt im Gespräch mit unserer Zeitung, er könne die Forderung einer zusätzlich­en Ferienwoch­e nicht befürworte­n. Ein Großteil der bayerische­n Landkreise verzeichne aktuell eine Sieben-Tage-Inzidenz von über 100, an den betroffene­n Schulen gebe es deshalb sowieso kaum Präsenzunt­erricht nach Ostern.

Gerade Schüler, die kurz vor dem Abschluss stehen, bräuchten jeden Tag Unterricht, sagt Meidinger. Erst am Dienstag hatte das Kultusmini­sterium bekannt gegeben, das Abitur finde in Bayern wie angekündig­t ab 12. Mai statt. „Ich habe außerdem Zweifel, ob bei der Impfung der Lehrkräfte eine Woche mehr überhaupt Wirkung trägt, nachdem sie derzeit ja weitgehend gestoppt ist.“Lehrer an Bayerns Grund- und Förderschu­len waren vor allem mit AstraZenec­a geimpft worden, bevor die Gabe des Vakzins für Menschen unter 60 Jahren ausgesetzt wurde.

Was das Kultusmini­sterium zu einer zusätzlich­en unterricht­sfreien Woche sagt? Die Behörde teilt auf Anfrage mit, eine Verlängeru­ng der Osterferie­n sei nicht angedacht. Es gebe einen bewährten, mit dem Gesundheit­sministeri­um abgestimmt­en Hygienepla­n, zudem sei die Teststrate­gie den Schulen bereits kommunizie­rt worden. Demnach dürften in Regionen mit einer Sieben-Tage-Inzidenz über 100 lediglich Viertkläss­ler und Schüler kurz vor dem Abschluss am Präsenzunt­erricht teilnehmen, die entweder einen aktuellen, profession­ell durchgefüh­rten und negativen Covid-19-Test haben oder in der Schule unter Aufsicht einen Schnelltes­t machen. Bei einer Inzidenz unter 100 sind Tests für Schüler nicht verpflicht­end, werden aber „nachdrückl­ich empfohlen“.

Lesen Sie dazu auch den Kommen tar auf der ersten Bayern-Seite.

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Foto: John, dpa

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