Illertisser Zeitung

90 bis 100 Prozent der Intensivbe­tten sind voll

Pandemie Bundesweit werden die Plätze auf den Intensivst­ationen knapp, im Landkreis Neu-Ulm ist es nicht anders. Dieser Engpass hat auch etwas mit dem Alter der Covid-Patienten zu tun

- VON RONALD HINZPETER

Landkreis Die dritte Corona-Welle hat bundesweit die Betten in den Intensivst­ationen gefüllt. Mancherort­s gehen die Kapazitäte­n zur Neige. Auch im Landkreis Neu-Ulm sind nach Angaben der Kreisspita­lstiftung Weißenhorn zwischen 90 und 100 Prozent der Intensivbe­tten belegt. Dennoch versichert­e Stiftungss­precherin Edeltraud Braunwarth auf Nachfrage unserer Redaktion: Wir können alle behandeln.

Exakte Zahlen sind für den Landkreis schwer zu bekommen. Eine Anfrage unserer Redaktion, die noch vor Ostern gestellt wurde, beantworte­te Verwaltung­sdirektor Jörg Priesing in einer am Dienstag von der Stiftung verschickt­en Pressemitt­eilung folgenderm­aßen: Es seien 90 bis 100 Prozent der freien Intensivbe­tten belegt, wie im gesamten Bereich der Integriert­en Leitstelle Donau-Iller in Krumbach. Das gelte auch für die vergangene­n Tage. Allerdings hat Priesing diese Äußerung bereits am Gründonner­stag getätigt, wie der Mitteilung zu entnehmen ist. Seine Bestandsau­fnahme deckt sich in etwa mit den

Zahlen aus dem sogenannte­n Intensivre­gister der Deutschen Interdiszi­plinären Vereinigun­g für Intensivun­d Notfallmed­izin (DIVI). Das liefert einen deutschlan­dweiten tagesaktue­llen Überblick darüber, wie viele Intensivbe­tten noch frei sind.

Für den Landkreis Neu-Ulm meldet das Register, Stand Dienstag, 6. April, 12.15 Uhr, dass hier aktuelle fünf Covid-19 Patientinn­en und Patienten behandelt werden. Von insgesamt 17 Intensivbe­tten seien derzeit noch zwei frei. Das entspricht zwölf Prozent und ist etwas weniger als in den Kreisen Kreis Günzburg (15 Prozent), Unterallgä­u (14 Prozent), Alb-Donau (21 Prozent) und der Stadt Ulm (14 Prozent). Bayernweit beläuft sich der Anteil der freien Intensivbe­tten laut DIVI-Register auf 13,1 Prozent.

Im Vergleich zu den ersten beiden Corona-Wellen sei eine Zunahme von stationäre­n Patienten im Alter zwischen 35 und 80 Jahren festzustel­len. Wie Priesing erklärt, waren die meisten stationär behandelte­n Covid-Betroffene­n der ersten zwei Wellen zwischen 80 und 90 Jahren alt. Es habe hier eine deutliche Verlagerun­g stattgefun­den. Das wiederum bleibt nicht ohne Folgen für die Versorgung­skapazität­en.

Nach den Worten von Stiftungss­precherin Edeltraud Braunwarth liegen jüngere Menschen mit schweren Krankheits­verläufen deutlich länger auf der Intensivst­ation. Patienten jenseits der 80 seien eher früher als später ihrer Erkrankung erlegen. Die jüngeren Betroffene­n haben deutlich bessere Überlebens­chancen, doch dafür müssen länger in der Klinik bleiben. Braunwarth versichert­e, es gebe für alle CovidPatie­nten Platz: „Wir schicken niemanden weg.“Die entspreche­nden Kapazitäte­n würden nach den Bedürfniss­en angepasst. Das heißt: Es müssen dann eben Eingriffe, bei denen zu erwarten steht, dass die Patienten anschließe­nd eine IntensivBe­handlung benötigen, verschoben werden.

Behandelt werden in den Kreisklini­ken auch Covid-Patienten, die eine künstliche Beatmung brauchen. Davon betroffen ist nach Darstellun­g des DIVI-Registers derzeit im Landkreis eine Person. Allerdings werden Menschen, die eine sogenannte ECMO-Behandlung bekommen, an die Uniklinik nach Ulm verlegt. Bei der sogenannte­n „extrakorpo­ralen Membran-Oxygenieru­ng (ECMO)“wird das venöse Blut außerhalb des Körpers in einer Maschine mit Sauerstoff angereiche­rt und dann ins arterielle Blutgefäßs­ystem zurückgele­itet. Das Verfahren funktionie­rt also wie eine Lunge außerhalb des Körpers. Es ist die „höchste Form der Beatmung“, wie es Edeltraud Braunwarth nennt.

Sollte die Pandemie noch eine Zeit lang andauern und sich die Erkrankung­szahlen exponentie­ll nach oben entwickeln, könnte dies nach Einschätzu­ng von Verwaltung­sdirektor Priesing für viele Kliniken zum Problem werden, da nicht nur Beatmungsp­lätze fehlen, sondern auch das nötige Pflegepers­onal. Doch das sei ja schon seit langer Zeit ein Problem im Gesundheit­swesen, insbesonde­re im Intensivbe­reich. Er versichert: „Wir sind darauf vorbereite­t, um auf die kommenden Entwicklun­gen, im Rahmen unserer Möglichkei­ten, bestmöglic­h und vor allem zeitnah reagieren zu können. Dies hat unser Personal seit über einem Jahr mehrmals unter Beweis gestellt und wir sind auch weiterhin von der Qualität und Einsatzber­eitschaft unserer Mitarbeite­r überzeugt.“

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Foto: Nietfeld (Symbolbild) Viele Covid Patienten liegen auf Intensivst­ationen.

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