Illertisser Zeitung

Das treue Arbeitstie­r ist jetzt ein Liebhabers­tück

Feuerwehr In Breitenbru­nn steht ein 56 Jahre altes Mannschaft­sfahrzeug zum Verkauf. Der Abschied fällt nicht leicht

- VON ULLA GUTMANN

Breitenbru­nn In Breitenbru­nn steht derzeit ein besonderer Gebrauchtw­agen zum Verkauf. Der knallrote Ford Transit ist fast 56 Jahre alt und allein deshalb schon eine Rarität. Doch es geht auch um die Ausstattun­g und bisherige Nutzung. Der Kleinbus war nämlich als Mannschaft­swagen der Feuerwehr im Einsatz und muss jetzt einem neuen Fahrzeug Platz machen.

Am 5. Juli 1965 wurde er zugelassen, der rote Ford Transit 1250, und seitdem diente er treu der Breitenbru­nner Feuerwehr. In der Chronik ist der Kaufpreis vermerkt: Damals wurden 10.500 Mark gezahlt. Wie viel der Oldtimer Liebhabern jetzt noch wert ist, muss sich zeigen. Momentan werden im Rathaus noch Angebote entgegenge­nommen.

Weil jetzt ein neues Löschgrupp­enfahrzeug LF10 in Breitenbru­nn ausgeliefe­rt wird, ist kein Platz mehr für den Oldtimer in der Halle und schweren Herzens muss sich die Feuerwehr von ihrem geliebten Fahrzeug trennen. „Der letzte Einsatz war am 14. August vergangene­n Jahres“, erinnert sich Feuerwehrk­ommandant Markus Königsberg­er. Beim allererste­n Einsatz brannte das Anwesen des Landwirtes Johann Kneipp in Breitenbru­nn. „Dicke Rauchwolke­n stiegen zum Himmel und ließen nichts Gutes ahnen“, steht in der Chronik, und weiter: „Nur das Wohnhaus, das durch eine Brandmauer vom landwirtsc­haftlichen Teil getrennt war, konnte gerettet werden“.

Der Oldie war über die Jahre bei allen Einsätzen dabei. Transporti­ert wurden Feuerwehrl­eute, die vorne und auf der Holzbank hinter dem Fahrersitz Platz fanden und ganz hinten Geräte und Wasserschl­äuche. 55 PS hat das Gefährt und ist maximal 100 Stundenkil­ometer schnell. Auf dem Tacho sind etwas mehr als 16.000 Kilometer. „Als Fahrer muss man schon einiges beachten“, so der Kommandant: „Lenken bei Höchstgesc­hwindigkei­t kann zur Herausford­erung werden, weil erst nach einer größeren Drehung des Lenkrades das Fahrzeug in die gewünschte Richtung abbiegt. Und der Ford ist hoch und schmal, sodass es immer mal wieder vorkam, dass er in der Kurve nur noch auf zwei Rädern fuhr!“

Einmal begleitete Königsberg­er einen Bittgang von Breitenbru­nn nach Achsenried mit dem Ford. Da brach das Stahlseil des Gaszugs. Mithilfe eines Schlüsselr­inges, den er am Ende der entspreche­nden Seilhälfte befestigte, konnte er beim Fahren mit dem Finger am Seil ziehen und so Gas geben. Auch gebe es in der Chronik der Breitenbru­nner Wehr schon einige Fotos von Feuerwehrm­ännern, die den Ford anschieben, weil er mal wieder nicht anspringen wollte. „TÜV-Termine waren immer eine heiße Sache“, sagt Königsberg­er und schmunzelt.

 ?? Fotos: Ulla Gutmann ?? Fast 56 Jahre alt und dafür noch ganz gut in Schuss ist der Ford Transit der Breitenbru­nner Feuerwehr. Der Oldie steht jetzt zum Verkauf. Der Grund ist Platzmange­l: Die Wehr bekommt ein neues Fahrzeug.
Fotos: Ulla Gutmann Fast 56 Jahre alt und dafür noch ganz gut in Schuss ist der Ford Transit der Breitenbru­nner Feuerwehr. Der Oldie steht jetzt zum Verkauf. Der Grund ist Platzmange­l: Die Wehr bekommt ein neues Fahrzeug.

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