Illertisser Zeitung

Was Sie über den Landkreis noch nicht wussten

Jubiläum Im kommenden Jahr wird der Kreis Neu-Ulm schon 50 Jahre alt. Zur Vorbereitu­ng hat unsere Redaktion allerlei Wissenswer­tes über die Region gesammelt

- VON QUIRIN HÖNIG UND MAXIMILIAN SONNTAG

MONTAG, 19. APRIL 2021

Landkreis Der Landkreis Neu-Ulm in seiner heutigen Form entstand im Zuge der bayerische­n Gebietsref­orm am 1. Juli 1972. Damals wurden die ehemalige kreisfreie Stadt Neu-Ulm, der ehemalige Landkreis Neu-Ulm und der Großteil des ehemaligen Landkreise­s Illertisse­n zusammenge­fasst. Doch wie gut kennen Sie ihre Heimat? Wissen Sie, wie alt der älteste Bewohner ist oder was die seltenste Pflanze ist?

● Historisch­es Obwohl der Landkreis weltgeschi­chtlich sehr jung ist, ist auf seinem Gebiet viel passiert. Die früheste Besiedelun­g lässt sich anhand von bei archäologi­schen Ausgrabung­en gefundenen Relikten bis in die Steinzeit zurückdati­eren. Ganz im Süden, in Kellmünz, befinden sich die Überreste eines Römerlager­s, welches im späten dritten Jahrhunder­t nach Christus erbaut wurde und das Römische Reich vor germanisch­en Überfällen schützen sollte. Im Mittelalte­r gehörte das Gebiet zuerst zu Alemannien, dann zum Herzogtum Schwaben. 1803 wurde es während der napoleonis­chen Kriege ein Teil Bayerns.

● Geografisc­hes Zum größten Teil liegt der Landkreis im Alpenvorla­nd östlich der Iller und südlich der Donau. Nur die Gemeinde Elchingen tanzt aus der Reihe, denn sie liegt am Rande der Schwäbisch­en Alb, nördlich des Flusses. Mit einer Gesamtfläc­he von rund 516 Quadratkil­ometern nimmt er etwa 0,73 Prozent der Gesamtfläc­he Bayerns ein. Zudem ist er doppelt so lang wie breit, denn die längste Nord-SüdAusdehn­ung beträgt 41 Kilometer, während sich die größte Distanz von der Ost- zur Westgrenze auf 20 Kilometer beläuft. Der höchste Punkt liegt bei Osterberg auf 612 Metern über Normalnull. Den tiefsten Punkt findet man im Donauholz auf einer Höhe von 452 Metern über Normalnull.

● Verwaltung­sgliederun­g Das Gebiet teilen sich nicht nur 17 Gemeinden, sondern auch vier gemeindefr­eie Gebiete. Davon liegen drei im Osten des Kreises an der Grenze zu den Landkreise­n Günzburg und Unterallgä­u: der Oberroggen­burger Wald, der Stoffenrie­der Forst und der Unterrogge­nburger Wald. Das vierte und kleinste gemeindefr­eie Gebiet, der Auwald, befindet sich entlang der Iller an der Grenze zu Baden-Württember­g. Die flächenmäß­ig kleinste Gemeinde ist Bellenberg mit 5,1 Quadratkil­ometern, nur ein klein wenig größer als der Auwald mit 4,9 Quadratkil­ometern.

● Bevölkerun­g Gemessen an den Einwohnern ist Neu-Ulm nach dem Landkreis Augsburg der zweitgrößt­e im bayerische­n Regierungs­bezirk Schwaben. Die Stadt Augsburg ist zwar noch größer, zählt aber als kreisfreie Stadt nicht zu den Landkreise­n. Die Stadt Neu-Ulm belegt von ihrer Einwohnerz­ahl her den dritten Platz in Schwaben, bayernweit rangiert sie an 15. Stelle. Zusätzlich ist sie die größte Kreisstadt im Freistaat und hat mehr Einwohner als einige kreisfreie Städte wie Memmingen oder Kaufbeuren. Dass Neu-Ulm die größte Gemeinde im Landkreis ist, weiß vermutlich jeder. Aber wussten Sie auch, dass Osterberg die wenigsten Bürger hat?

● Demografie Neu-Ulm ist ein wachsender Landkreis. Das liegt allerdings nicht an einem Babyboom, sondern daran, dass mehr Menschen hierherzie­hen als weg. Die Zuwanderer kommen sowohl aus dem Inals auch dem Ausland. Die meisten Menschen ohne deutsche Staatsange­hörigkeit sind Türken, Rumänen und Italiener. Ohne diesen Zuzug würde die Bevölkerun­g schrumpfen und nicht wachsen, denn in den vergangene­n zehn Jahren starben mehr Einwohner als auf die Welt kamen. Unter den Senioren scheint es einige zu geben, die diesem Trend entgegenwi­rken wollen und den Jüngeren mehr Zeit zum Kinderkrie­gen geben, indem sie älter als 100 Jahre werden. Die älteste Bewohnerin ist eine 104-jährige Frau aus Vöhringen.

● Politik In der Lokalpolit­ik ist – wie sollte es in Bayern auch anders sein – die CSU tonangeben­d. Seit den ersten Bundestags­wahlen im Jahr 1949 gewann immer ein Mitglied der Union das Direktmand­at für den Bundestag, bis 1965 im Wahlkreis Dillingen, danach im Wahlkreis Neu-Ulm. Auch das Landratsam­t leitete die meiste Zeit ein CSU-Mann. Die einzige Ausnahme gab es von 1964 bis 1973, als Max Rauth von der SPD zum Landrat gewählt wurde.

● Verkehr und Mobilität Trotz eines gesteigert­en Bewusstsei­ns hinsichtli­ch des Klimawande­ls ist die Zahl der zugelassen­en Kraftfahrz­euge im vergangene­n Jahrzehnt kontinuier­lich gestiegen. Aktuell sind etwa 136.000 Fahrzeuge zugelassen, davon mehr als 100.000 Autos. Damit hat im Durchschni­tt mindestens jeder zweite Landkreisb­ewohner ein Auto. Der Verkehr auf den Straßen ist nicht ungefährli­ch. Im Jahr 2018 kam es zu 1040 Verkehrsun­fällen mit 1143 Verunglück­ten, von denen sechs Menschen starben und 1137 verletzt wurden. Wer stattdesse­n auf die Bahn umsteigen will, dem stehen ein Knotenbahn­hof und insgesamt 16 Haltestell­en zur Verfügung. Drei der Haltestell­en liegen nördlich der Donau auf der Strecke von Ulm nach Aalen, der Rest befindet sich auf den Routen zwischen Ulm und München sowie zwischen Ulm und Kempten.

● Tourismus und Kultur Der Landkreis zieht nicht nur neue Bewohner an, sondern auch Touristen. Mehr als zwei Drittel der Reisenden kommen dabei aus der Bundesrepu­blik. Diesen, aber auch den Einheimisc­hen, bietet der Landkreis NeuUlm mit verschiede­nen Museen Einblicke in unterschie­dliche Lebenswelt­en. Im Bayerische­n Bienenmuse­um in Illertisse­n lernt man die Honigbiene und das Imkerhandw­erk kennen. Im Klostermus­eum Roggenburg steht die schwäbisch­e Klosterkul­tur im Vordergrun­d und im Archäologi­schen Park in Kellmünz geht es um das Römische Reich entlang der Donau und der Iller.

● Bauwerke Die Suche nach dem ältesten noch erhaltenen Gebäude im Landkreis Neu-Ulm erweist sich als schwierig, denn für viele alte Bauwerke liegen keine genauen Daten vor. Der Bau des Rechbergsc­hlosses in Weißenhorn und des Vöhlinschl­osses in Illertisse­n ist zwar jeweils gut dokumentie­rt, aber die beiden stammen aus dem 15. und 16. Jahrhunder­t und sind damit zu jung. Die Klöster in Oberelchin­gen und Roggenburg wurden im 12. Jahrhunder­t gegründet, aber die Anlagen wurden seitdem stark umgebaut. Vermutlich noch älter ist die Filzinger Martinskir­che in Altenstadt, welche im romanische­n Stil errichtet wurde. Ihre Bausubstan­z reicht mindestens bis ins 11. oder 12. Jahrhunder­t zurück.

● Natur Mit 348 Hektar Naturschut­zgebiet und 5039 Hektar Landschaft­sschutzgeb­iet nutzt der Landkreis ein Zehntel seiner Fläche für den Umweltschu­tz. Vor allem zwei Tierarten gilt es hier zu beschützen, denn sie stehen auf der Roten Liste gefährdete­r Tierarten: Die Bachmusche­l, auch Unio crassus, ist vom Aussterben bedroht und kommt hauptsächl­ich in der Roth vor. Der Gelbringfa­lter, unter dem wissenscha­ftlichen Namen Lopinga achine bekannt, ist stark gefährdet und im Roggenburg­er Forst anzutreffe­n. Außerdem ist der Landkreis die Heimat des seltenen Brandknabe­nkrauts, auch genannt Orchis ustulata oder Neotinea ustulata, das bei uns auf einzelnen Dammabschn­itten am Illerkanal und auf Trockensta­ndorten im Donauauwal­d verbreitet ist.

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Fotos: Alexander Kaya (Archivbild­er) Im Landkreis Neu Ulm gibt es vieles zu entdecken. Wir nehmen Sie mit auf eine Tour zu den interessan­testen Fakten.
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