Illertisser Zeitung

Die Halle bleibt völlig leer

Basketball I Pokalturni­er wird sehr kurzfristi­g wegen Corona abgesagt. Wie die Ulmer die Situation vor Ort in München erlebt haben und wie sie die Entscheidu­ng beurteilen

- VON PIT MEIER

Ulm/München Da ist Ratiopharm Ulm nach drei Jahren wieder für ein Top-Four um den deutschen Basketball-Pokal qualifizie­rt und auch wenn die Chance auf den zweiten Titel der Vereinsges­chichte nicht sehr groß war – sie war zumindest vorhanden. Nachdem das Turnier im Münchener Audi-Dome am Samstag ganz kurz vor dem ersten Halbfinals­piel zwischen Ulm und den Bayern wegen zwei Corona-Fällen abgesagt wurde, ist es aber fraglich, ob in dieser Saison überhaupt noch ein Pokalsiege­r ermittelt wird. „Ich hoffe es, aber ich würde nicht darauf wetten“, sagt dazu der Ulmer Sportdirek­tor Thorsten Leibenath.

Bereits am Freitag war ein Spieler der Göttinger Mannschaft, die am Samstagabe­nd im zweiten Halbfinale gegen Alba Berlin antreten sollte, positiv auf das Coronaviru­s getestet worden, am Samstag ein weiterer.

Th. Leibenath

Das Gesundheit­samt München hatte deswegen entschiede­n, dass das Team aus Niedersach­sen nicht spielen darf, die Liga sagte daraufhin das Turnier komplett ab. Die Begründung: Die Ausschreib­ung verlangt zwei Halbfinalp­artien und ein Endspiel in Turnierfor­m an einem Wochenende. Davon hätte die Liga möglicherw­eise abweichen und am Samstag wenigstens Ulm gegen die Bayern spielen lassen können – Ratiopharm Ulm wäre dazu bereit gewesen. Das ist nicht passiert und die Sorge wegen dem dann mangelndem medialen Interesse dürfte dabei eine wichtige Rolle gespielt haben: Irgendwann dann mal versteckt unter der Woche das Spiel zwischen Berlin und Göttingen und noch später irgendwann ein Finale – mit einem Event hätte dieser Pokal nichts mehr zu tun.

Thorsten Leibenath saß in einem der vier Kleinbusse, in dem der Ulmer Tross am Samstag auf dem Weg in den Audi-Dome war. Wenige Minuten vor Ankunft der Anruf von Geschäftsf­ührer Thomas Stoll: Das Turnier findet vermutlich gar nicht statt. Die Spieler gingen trotzdem noch in die Halle, kurz darauf wurde die komplette Veranstalt­ung tatsächlic­h abgesagt – von den Vertretern der Basketball-Bundesliga (BBL) wohl gemerkt. Spekulatio­nen, wonach die Bayern auf diese Entscheidu­ng irgendwie Einfluss genommen hätten, dürften also tatsächlic­h lediglich Verschwöru­ngstheorie­n sein. Von Münchener Seite hatte es im Vorfeld heftige Kritik am Termin des Turniers gegeben: Die Bayern spielen schließlic­h in der kommenden Woche im Viertelfin­ale der Euroleague zweimal gegen Armani Mailand.

Alle vier für das Top-Four qualifizie­rte Mannschaft­en waren übrigens wie schon beim Saisonabsc­hluss-Turnier im Juni des vergangene­n Jahres gemeinsam im Münchener Hotel „Leonardo Royal“untergebra­cht. Am Wochenende immerhin sah es danach aus, dass das Hygienekon­zept funktionie­rt hat. Alle Ulmer Spieler sind nach aktuellem Stand gesund, vier Labortests hat es in der vergangene­n Woche gegeben, drei wird es in dieser geben, den ersten davon bereits am Montag.

Über einen neuen Termin für das Top-Four wird bereits heftig diskutiert. In weniger als zwei Monaten will die Bundesliga schließlic­h außerdem ihre Hauptrunde beenden und den Meister küren. Weitere Störungen durch Corona sind nicht auszuschli­eßen und je später in der Saison das passiert, desto schwierige­r ist es zu reparieren. Auch deswegen hätte sich Thorsten Leibenath darüber gefreut, wenn am Samstag wenigstens das Halbfinals­piel zwischen Ulm und Bayern München über die Bühne gegangen wäre: „Meine persönlich­e Meinung: In Zeiten wie diesen sollte man genau schauen, ob man von einer Ausschreib­ung abweichen kann.“

Wer unbedingt einen positiven Aspekt der Pokal-Absage finden will, der könnte vielleicht diesen erwähnen: Per Günther hätte am vergangene­n Wochenende wegen einer Verletzung am Ellbogen nicht spielen können. Der Ulmer Kapitän war in den vergangene­n Jahren bei vier Top-Four-Turnieren dabei, gewonnen hat er den Pott nie. Viele Chancen auf einen Titel wird Günther im Herbst seiner Karriere nicht mehr bekommen – die auf den Pokal in der Saison 2020/21 ist vorläufig noch intakt.

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Foto: Sven Hoppe/dpa Dass keine Zuschauer in den Audi Dome dürfen, das war ohnehin klar. Letztlich blieb die Halle ganz leer, die Liga sagte das Pokalturni­er in München wegen zwei Corona Fällen bei Göttingen komplett ab.
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