Alte Poliere in Vöhringen: Jetzt wird neu geplant
Verkehr Wer darf künftig noch durch die Alte Poliere fahren? Um diese Frage zu beantworten, will die Stadt nun eine Machbarkeitsstudie in Auftrag geben
Vöhringen Was wurde im Vöhringer Stadtrat nicht schon alles diskutiert und debattiert – gar gestritten – über die Alte Poliere. Was soll mit dem Areal, das trotz bester Lage nun wirklich kein Aushängeschild der Stadt ist, passieren? Diese Frage soll jetzt aber wirklich geklärt werden.
Gegenwärtig fungiert das Grundstück hauptsächlich als Parkplatz, Standort für Müllcontainer und als eine von Autofahrern gern genutzte Verbindung zwischen der Rue de Vizille und der Bahnhofstraße. Seit mehr als 20 Jahren taucht das Thema in schöner Regelmäßigkeit auf der Tagesordnung von Bauausschuss und Stadtrat auf. Nun ist es wieder so weit.
Ob ganz offen, zu, als Einbahnstraße oder nur für Fahrradfahrer: Es gibt viele Möglichkeiten, ob und wie die Alte Poliere – auch RichardWagner-Straße – künftig für den Verkehr genutzt werden könnte. Das Stadtbauamt will nun mit einer umfassenden Machbarkeitsstudie Grundlagen für spätere Entscheidungen schaffen. Einer der größten Streitpunkte bei der Alten Poliere war seit jeher die Befahrbarkeit beziehungsweise Durchlässigkeit. Gerade Unternehmer, die in der Bahnhofstraße ihr Geschäft haben, wollen, dass die Verbindungsstraße erhalten und die Bahnhofstraße besser erreichbar bleibt. Autofahrer schätzen die Abkürzung. Andere sehen das Areal am Altenstädter Kanal als prädestiniert, um dort einen kleinen Park anzulegen, der die Aufenthaltsqualität in der Innenstadt deutlich verbessern würde.
Auch Bürgermeister Michael Neher warb für die Studie. Sie solle Datengrundlagen schaffen und Fakten liefern, auf deren Grundlage man zielgerichtet argumentieren und letztlich entscheiden könne. Sich im Kreis drehenden Dauerdebatten soll es zu dem Thema nicht mehr geben.
Dass das Thema bei den Stadträten einen Nerv trifft, zeigt auch die Tatsache, wie lange schon über die vorgeschlagene Machbarkeitsstudie gesprochen wurde. Ludwig Daikeler (SPD), langjähriges Mitglied im Vöhringer Stadtrat, kennt die alten Diskussionen um die Alte Poliere, deren Name auf eine ehemalige Mühle zum Schleifen und Polieren zurückgeht. Daikeler stellt die (rhetorische) Frage: „Haben wir da nicht schon mal ein paar Varianten gehabt?“Er bat die Verwaltung, die früheren Entwürfe noch mal herauszusuchen und den Stadträten zukommen zu lassen. Diejenigen, die das damals geplant hatten, hätten sich ja auch was dabei gedacht, so Daikeler. „Wir müssen das Rad jetzt nicht neu erfinden.“
Werner Zanker (ebenfalls SPD) hakte nach, wozu es überhaupt eine solche Studie zur Befahrbarkeit brauche, wenn inzwischen doch zumindest klar sei, dass man gar keine Befahrbarkeit wolle. Stadtplaner Söhner räumte ein, dass das in der Sitzungsvorlage etwas missverständlich formuliert war: Es gehe in der Studie viel mehr um die grundlegende Durchgängigkeit des Areals.
Das Stadtbauamt will in Sachen Alte Poliere auch mit der Städtebauförderung zusammenarbeiten. Das könnte auch zusätzlich Fördermöglichkeiten eröffnen, informierte Stadtplaner Timo Söhner die Mitglieder des Bauausschusses. Es habe bereits Gespräche mit der Regierung von Schwaben gegeben. Auch vonseiten der Städtebauförderung sei die Studie gewünscht. Zeigen soll die Erhebung insbesondere, wie viele Autos tatsächlich durch die Alte Poliere fahren und auch zu welchen Zeiten das der Fall ist. Sie soll außerdem mehrere Befahrungsvarianten beinhalten. Zu Bedenken ist an dieser Stelle besonders die Feuerwehr, deren Gerätehaus direkt neben der alten Poliere liegt. Sollen die Einsatzkräfte weiterhin durch die Richard-Wagner-Straße fahren können? Und was ist mit Linienbussen? Genaue Eckpunkte und Vorgaben der Stadt für die Machbarkeitsstudie sollen in Abstimmung mit dem Stadtrat in einer der kommenden Sitzungen festgelegt werden. Kritisiert wird am jetzigen Zustand auch, dass es bei der Ausfahrt aus der Alten Poliere in die Rue de Vizille immer wieder zu gefährlichen Situationen kommt.
Für Herbert Walk (CSU) ist dies nun der richtige Zeitpunkt, das Thema wieder aufzugreifen und eine solide Basisdatenermittlung durchzuführen. „Ich finde diese Herangehensweise sehr interessant“, so der Stadtrat.
Wenn das Studienergebnis vorliegt, könnte es im nächsten Schritt einen städtebaulichen Wettbewerb geben, so Söhner. Sicher ist allerdings schon jetzt: Die Alte Poliere ist ein Thema, zu dem jeder in Vöhringen und insbesondere im Vöhringer Stadtrat eine Meinung hat. Bis dort tatsächlich gebaut wird, wird es noch einige hitzige Debatten geben.