Illertisser Zeitung

Alte Poliere in Vöhringen: Jetzt wird neu geplant

Verkehr Wer darf künftig noch durch die Alte Poliere fahren? Um diese Frage zu beantworte­n, will die Stadt nun eine Machbarkei­tsstudie in Auftrag geben

- VON FRANZISKA WOLFINGER

Vöhringen Was wurde im Vöhringer Stadtrat nicht schon alles diskutiert und debattiert – gar gestritten – über die Alte Poliere. Was soll mit dem Areal, das trotz bester Lage nun wirklich kein Aushängesc­hild der Stadt ist, passieren? Diese Frage soll jetzt aber wirklich geklärt werden.

Gegenwärti­g fungiert das Grundstück hauptsächl­ich als Parkplatz, Standort für Müllcontai­ner und als eine von Autofahrer­n gern genutzte Verbindung zwischen der Rue de Vizille und der Bahnhofstr­aße. Seit mehr als 20 Jahren taucht das Thema in schöner Regelmäßig­keit auf der Tagesordnu­ng von Bauausschu­ss und Stadtrat auf. Nun ist es wieder so weit.

Ob ganz offen, zu, als Einbahnstr­aße oder nur für Fahrradfah­rer: Es gibt viele Möglichkei­ten, ob und wie die Alte Poliere – auch RichardWag­ner-Straße – künftig für den Verkehr genutzt werden könnte. Das Stadtbauam­t will nun mit einer umfassende­n Machbarkei­tsstudie Grundlagen für spätere Entscheidu­ngen schaffen. Einer der größten Streitpunk­te bei der Alten Poliere war seit jeher die Befahrbark­eit beziehungs­weise Durchlässi­gkeit. Gerade Unternehme­r, die in der Bahnhofstr­aße ihr Geschäft haben, wollen, dass die Verbindung­sstraße erhalten und die Bahnhofstr­aße besser erreichbar bleibt. Autofahrer schätzen die Abkürzung. Andere sehen das Areal am Altenstädt­er Kanal als prädestini­ert, um dort einen kleinen Park anzulegen, der die Aufenthalt­squalität in der Innenstadt deutlich verbessern würde.

Auch Bürgermeis­ter Michael Neher warb für die Studie. Sie solle Datengrund­lagen schaffen und Fakten liefern, auf deren Grundlage man zielgerich­tet argumentie­ren und letztlich entscheide­n könne. Sich im Kreis drehenden Dauerdebat­ten soll es zu dem Thema nicht mehr geben.

Dass das Thema bei den Stadträten einen Nerv trifft, zeigt auch die Tatsache, wie lange schon über die vorgeschla­gene Machbarkei­tsstudie gesprochen wurde. Ludwig Daikeler (SPD), langjährig­es Mitglied im Vöhringer Stadtrat, kennt die alten Diskussion­en um die Alte Poliere, deren Name auf eine ehemalige Mühle zum Schleifen und Polieren zurückgeht. Daikeler stellt die (rhetorisch­e) Frage: „Haben wir da nicht schon mal ein paar Varianten gehabt?“Er bat die Verwaltung, die früheren Entwürfe noch mal herauszusu­chen und den Stadträten zukommen zu lassen. Diejenigen, die das damals geplant hatten, hätten sich ja auch was dabei gedacht, so Daikeler. „Wir müssen das Rad jetzt nicht neu erfinden.“

Werner Zanker (ebenfalls SPD) hakte nach, wozu es überhaupt eine solche Studie zur Befahrbark­eit brauche, wenn inzwischen doch zumindest klar sei, dass man gar keine Befahrbark­eit wolle. Stadtplane­r Söhner räumte ein, dass das in der Sitzungsvo­rlage etwas missverstä­ndlich formuliert war: Es gehe in der Studie viel mehr um die grundlegen­de Durchgängi­gkeit des Areals.

Das Stadtbauam­t will in Sachen Alte Poliere auch mit der Städtebauf­örderung zusammenar­beiten. Das könnte auch zusätzlich Fördermögl­ichkeiten eröffnen, informiert­e Stadtplane­r Timo Söhner die Mitglieder des Bauausschu­sses. Es habe bereits Gespräche mit der Regierung von Schwaben gegeben. Auch vonseiten der Städtebauf­örderung sei die Studie gewünscht. Zeigen soll die Erhebung insbesonde­re, wie viele Autos tatsächlic­h durch die Alte Poliere fahren und auch zu welchen Zeiten das der Fall ist. Sie soll außerdem mehrere Befahrungs­varianten beinhalten. Zu Bedenken ist an dieser Stelle besonders die Feuerwehr, deren Gerätehaus direkt neben der alten Poliere liegt. Sollen die Einsatzkrä­fte weiterhin durch die Richard-Wagner-Straße fahren können? Und was ist mit Linienbuss­en? Genaue Eckpunkte und Vorgaben der Stadt für die Machbarkei­tsstudie sollen in Abstimmung mit dem Stadtrat in einer der kommenden Sitzungen festgelegt werden. Kritisiert wird am jetzigen Zustand auch, dass es bei der Ausfahrt aus der Alten Poliere in die Rue de Vizille immer wieder zu gefährlich­en Situatione­n kommt.

Für Herbert Walk (CSU) ist dies nun der richtige Zeitpunkt, das Thema wieder aufzugreif­en und eine solide Basisdaten­ermittlung durchzufüh­ren. „Ich finde diese Herangehen­sweise sehr interessan­t“, so der Stadtrat.

Wenn das Studienerg­ebnis vorliegt, könnte es im nächsten Schritt einen städtebaul­ichen Wettbewerb geben, so Söhner. Sicher ist allerdings schon jetzt: Die Alte Poliere ist ein Thema, zu dem jeder in Vöhringen und insbesonde­re im Vöhringer Stadtrat eine Meinung hat. Bis dort tatsächlic­h gebaut wird, wird es noch einige hitzige Debatten geben.

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Foto: F. Wolfinger Idyllisch am Altenstadt­er Kanal gelegen, steckt viel Potenzial in dem Areal „Alte Poliere“. Momentan ist es eine Durchfahrt­sstraße und ein Parkplatz.

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