Illertisser Zeitung

Stadtrat Peter Kelichhaus ist tot

Nachruf Der Vöhringer ist im Alter von 77 Jahren gestorben

- VON URSULA KATHARINA BALKEN

Vöhringen Er war ein Mann mit vielen Facetten. Peter Kelichhaus, künstleris­ch begabt, ein überzeugte­r Demokrat, vor allem aber ein Mensch mit großem Herzen für andere, ist tot. Er starb in der Nacht zum Sonntag. Im Sudetenlan­d geboren und in Bremen aufgewachs­en, wurde ihm Vöhringen zur Heimat, mit der er sich voll identifizi­erte, und das nicht allein deshalb, weil er mit Ehefrau Brigitte eine Schwäbin geheiratet hatte.

Peter Kelichhaus übernahm von seinem Onkel in Vöhringen eine Druckerei, die mit einem Geschäft für Schreibwar­en und später mit einem Buch- und Weinhandel verbunden war. So kam er mit zahlreiche­n Bürgern in Kontakt. Seine Ecken und Kanten – wohl seinem norddeutsc­hen Naturell geschuldet – konnte er mit seinem trockenen Humor umspielen. Er gehörte der Evangelisc­hen Kirche an und tat für die Gemeinde manches Gute, erinnert sei da nur an die immer gut besuchten religiös geprägten Wortkonzer­te in der Vorweihnac­htszeit.

Doch nicht nur kirchliche­s Engagement prägte das Wirken des Vöhringers. Besser bekannt ist er in der Stadt wohl für sein kulturelle­s Wirken. Vor mehr als 50 Jahren gründete er die bis heute aktive Laienbühne „Podium 70“, die im Evangelisc­hen Gemeindeha­us heimisch wurde. Kelichhaus’ Interesse für Literatur war weit gespannt und das ließ er durch seine Inszenieru­ngen auch das Publikum spüren. So gehörte Gotthold Ephraim Lessing als Dichter der Aufklärung ebenso auf den Spielplan von „Podium 70“wie Boulevard-Theater.

Auch politisch war Peter Kelichhaus in Vöhringen präsent. Sieben Amtsperiod­en saß er für die Freien Wähler im Stadtrat, wo er als Fraktionss­precher seine Meinung und die der Partei gut zu vertreten wusste. Absolut kein Verständni­s hatte er aber für alles, was aus der rechten Ecke kommt. Da griff er zu seinen literarisc­hen Waffen und organisier­te zum Beispiel „Theatertag­e gegen Rechts“. In jüngster Zeit hatte Peter Kelichhaus mit gesundheit­lichen Problemen zu kämpfen, die ihn jedoch nicht davon abhielten, sein Arbeitspro­gramm voll und ganz durchzuzie­hen – ob in der Politik oder als Regisseur im Podium. Was Kelichhaus auszeichne­te war sein großes Herz, das er allerdings nicht wie ein Wappenschi­ld vor sich hertrug.

Er hatte die Gabe, seine Mitmensche­n für das Theater zu begeistern. Das entsprang einer tiefen Verbundenh­eit, die er für sie empfand. Man wird ihn in der kulturelle­n Szene Vöhringens vermissen.

Peter Kelichhaus

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