Illertisser Zeitung

Es war wieder mal der Storch

- VON JENS NOLL VON CHRISTOPH FREY redaktion@illertisse­r zeitung.de

Illertisse­n Lange blieb die Einrichtun­g vom Virus verschont, nun aber gibt es im Seniorendo­mizil Haus Sebastian in Illertisse­n die ersten drei Corona-Fälle: Eine Bewohnerin und zwei Mitarbeite­rinnen haben sich mit dem Virus infiziert. In einem der drei Fälle wurde die britische Mutation B 1.1.7 nachgewies­en, die nach Angaben des Robert-Koch-Instituts noch leichter von Mensch zu Mensch übertragba­r ist als die zuvor zirkuliere­nden Varianten und eine höhere Reprodukti­onszahl aufweist. Somit sei ihre Ausbreitun­g schwerer einzudämme­n, teilt das RKI auf seiner Internetse­ite mit. Zudem gebe es Hinweise darauf, dass die britische Mutation mit einer erhöhten Fallsterbl­ichkeit in allen Altersgrup­pen einhergehe.

Gerüchte, wonach die CoronaMuta­tion im Haus Sebastian aufgetrete­n sei, machten bereits am Wochenende in Illertisse­n die Runde. Auf schriftlic­he Nachfrage unserer Redaktion äußerte sich am Montag die Leiterin der Einrichtun­g, Irene Richter, zu den Vorfällen. Der Bewohnerin gehe es gut, sie sei geimpft und zeige keinerlei Symptome, teilt Richter mit. Auch den beiden betroffene­n Mitarbeite­rinnen gehe es gut, sie seien ebenfalls frei von Symptomen und befänden sich in häuslicher Quarantäne. „In Zusammenar­beit mit dem Gesundheit­samt wurden alle notwendige­n Schutzmaßn­ahmen eingeleite­t. Vorsorglic­h wurde der betroffene Wohnbereic­h unter Quarantäne gestellt“, schreibt die Heimleiter­in. Das Landratsam­t Neu-Ulm bestätigte am Montag auf Nachfrage unserer Redaktion, über die Corona-Fälle informiert zu sein.

Es sind die ersten Covid-19-Fälle im Seniorendo­mizil an der HansNägele-Straße in Illertisse­n. „Seit Beginn der Pandemie vor über einem Jahr konnten wir bisher das Virus erfolgreic­h aus der Einrichtun­g fernhalten“, sagt Richter. „Glückliche­rweise hatten wir in der langen Zeit der Pandemie keine positiven Fälle und glückliche­rweise auch keine Todesfälle zu beklagen.“Das Haus Sebastian hat rund 120 Bewohner und ebenso viele Mitarbeite­r. Die Lage nach den positiven Befunden sei ernst, aber nicht angespannt, berichtet die Heimleiter­in. Alle Angehörige­n seien zeitnah telefonisc­h zur Sachlage informiert worden. Am Donnerstag, 22. April, fand eine Reihentest­ung aller Mitarbeite­r und Bewohner statt, eine weitere PCR-Reihentest­ung sei in Vorbereitu­ng, sagt Richter.

Als Vorsichtsm­aßnahme dürfen Bewohner des Hauses vorerst keinen Besuch mehr empfangen. Die positiv getestete Bewohnerin befindet sich Richter zufolge in Einzelquar­antäne, sie sei in einem Einzelzimm­er untergebra­cht, davor befinde sich eine funktionel­le Schleuse. „Vorsorglic­h wurde der Wohnbereic­h auch isoliert. Alle Schutzmaßn­ahmen laufen routiniert, da diese seit Monaten eingeübt sind“, sagt Richter. Sie hält es für möglich, dass sich die Bewohnerin bei einer der infizierte­n Mitarbeite­rinnen angesteckt hat. Diese seien beide nur auf dem betreffend­en Wohnbereic­h tätig.

Impfungen gegen das Coronaviru­s erfolgten im Haus Sebastian bereits Anfang Januar, Richter spricht von einer hohen Impfbereit­schaft bei den Bewohnern. Auch die Bewohnerin, die nun positiv getestet wurde, sei im Rahmen der Immunisier­ungsaktion erfolgreic­h geimpft worden. „Bei den beiden Mitarbeite­rinnen können wir keine Auskunft zum Impfstatus geben, da Arbeitnehm­er ihren Impfstatus nicht an den Arbeitgebe­r melden müssen“, teilt die Leiterin der Einrichtun­g mit. Jedenfalls sei allen Mitarbeite­nden bereits im Januar in Zusammenar­beit mit den mobilen Impfteams ein Impfangebo­t unterbreit­et worden.

Allerdings betont Richter in ihren schriftlic­hen Ausführung­en auch, dass durch die Impfungen ein falsches Sicherheit­sgefühl vermittelt werde. „Trotz Impfung kann sich das Virus weiter verbreiten. Deshalb bleibt die Einhaltung der Vorsichtsm­aßnahmen weiterhin sehr wichtig“, schreibt sie. Schon bevor die Corona-Fälle im Haus aufgetrete­n waren, setzte das Haus die Besuchsreg­elungen gemäß den landesrech­tlichen Vorgaben um. „Bisher waren Bewohnerbe­suche im Eingangsbe­reich wie auch Spaziergän­ge nach negativem Schnelltes­t und Anmeldung möglich“, teilt Richter mit.

Träger des Hauses Sebastian ist die Compassio GmbH & Co. KG , die im Jahr 2005 vom oberschwäb­ischen Familienun­ternehmen Weishaupt gegründet wurde. Anfang Februar 2018 erwarb die Schönes-Leben-Gruppe, eine Tochter des unabhängig­en Beteiligun­gsunterneh­mens Waterland, die Anteile. Stammsitz von Compassio ist in Ulm. Das Haus Josef in der Donaustadt gehört zu Compassio, ebenso das Haus Elfriede in Altenstadt, das Haus Konrad in Senden und das Haus Thomas in Pfaffenhof­en.

Wo kriegten wir die Kinder her, wenn Meister Klappersto­rch nicht wär?“: So reimte einst Wilhelm Busch und fügte ein weiteres Mosaikstei­nchen in die Legende, der Storch sei verantwort­lich für den menschlich­en Nachwuchs.

Und in der Tat, so manchem Zeitgenoss­en ist in der Vergangenh­eit schon ein Zusammenha­ng aufgefalle­n zwischen dem Verschwind­en der Störche und dem Rückgang der Geburten in deutschen Landen.

Ist schon ein paar Jahre her – beim Storch zumindest scheint nachwuchst­echnisch die Talsohle durchschri­tten. In Bayern nämlich leben immer mehr Weißstörch­e, wie der Landesbund für Vogelschut­z erst vor Kurzem mit einem gewissem Stolz berichtete. Danach haben die Horstbetre­uer im Jahr 2020 nämlich mehr als 750 Storchenpa­are gezählt – das sind knapp 20 Prozent mehr als im Vorjahr. Beim Homo sapiens sind nach menschlich­em Ermessen derartige Statistik- Sprünge nicht zu erwarten, obgleich auch hier die Geburtenra­te nach oben zeigt.

Gemutmaßt wird ja nun schon länger, dass der erzwungene Rückzug ins Private in den vergangene­n Monaten diesen Trend verstärkt haben dürfte. Was natürlich völliger Quatsch ist: Wenn, dann war’s der Storch.

Der Storch.

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Foto: Wolfinger Im Haus Sebastian in Illertisse­n wurden die ersten drei Corona Fälle nachgewies­en. Eine Bewohnerin und zwei Mitarbeite­rinnen haben sich angesteckt.
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