Auf der Jungviehweide verändert sich einiges
Stiftung Erst jetzt wird der Rücktritt Thea Zedelmeiers als Vorsitzende der Förderer der Gartenkultur bekannt. Das sorgt für Spekulationen, dabei ist es nicht die einzige Nachricht
Illertissen Auf der Jungviehweide in Illertissen rumort es. Dabei ist nicht die Corona-Pandemie der Grund, die bereits alle grünen Aktivitäten eingebremst hatte. Für die Öffentlichkeit unbemerkt ist im September Thea Zedelmeier – die gute Fee und Ideengeberin zahlreicher Initiativen – von ihrem Vorsitz bei den Förderern der Gartenkultur zurückgetreten. Dass dies erst jetzt bekannt wurde und weitere Vorstandsmitglieder bei den anstehenden Wahlen nicht mehr zur Verfügung stehen, hat bereits Spekulationen genährt. Hat es womöglich gekracht mitten im schönen Gartenparadies?
Thea Zedelmeier sagt auf Nachfrage unserer Zeitung, dass dem nicht so sei, wenngleich sie die eine oder andere Meinungsverschiedenheit einräumt. Sie habe eine wunderschöne Zeit erlebt und entschieden, künftig getrennte Wege zu gehen. Die 56-jährige Unterallgäuerin kommentiert ihren Rücktritt selbst mit „Menschen sind ersetzbar“. Sie habe schließlich keinen Beruf aufgegeben, sondern ein Ehrenamt, welches in der Freizeit stattfinde. Und wie oder mit wem man seine Freizeit verbringe, dürfe jeder selbst entscheiden. Dinge und Gegebenheiten unterlägen nun mal einem Wandel. Vergangenes Jahr sei sie zu dieser Erkenntnis gekommen.
So heißt es in ihrem Rücktrittschreiben im September: „Bitte habt Verständnis, dass ich nun wieder eigene Wege gehen möchte und behaltet unsere gemeinsame Zeit in guter Erinnerung.“Sie führt an, dass sie 2015 zugesagt habe, für zwei Jahre als vorübergehende Vorsitzende den Förderern der Gartenkultur zur Verfügung zu stehen. Der Zweite Vorsitzende sollte aufrücken, sobald er in Rente gegangen ist. Dies sei im Sommer 2020 eingetreten und sie möchte nun das Versprechen einlösen und ihr Amt an Hörmann weitergeben. Seitdem führt er dieses kommissarisch bis zur nächsten Jahresversammlung.
Rückblickend sagt Zedelmeier: „Ich dachte nicht, dass ich dieses Ehrenamt so lange innehaben werde.“Aus zwei Jahren seien mehr als fünf geworden, über die sie positive Bilanz zieht: „Ich durfte mit Euch mein grünes Wissen erweitern, wunderschöne Themengärten und Projekte verwirklichen, Feste feiern und wertvolle Freundschaften knüpfen.“Gemeinsam hätten sie das Museumsgelände in ein wahres Schmuckstück verwandelt. Der Verein stehe gut da, erfreue sich steigender Mitgliederzahlen und verfüge über ein solides Vereinsvermögen.
Dieter Gaißmayer, der als Vorsitzender der Stiftung Gartenkultur bei den Gartenförderern eine beratende Funktion hat, bedauert und akzeptiert aber Zedelmeiers Entscheidung. Er sieht nach vorne: Wegen der Corona-Pandemie wurde die Jahresversammlung mit Wahlen vorerst verschoben. Inzwischen haben aber weitere Vorstandsmitglieder, auch der kommissarische Vorsitzende Hörmann, deutlich gemacht, für eine neue Amtszeit nicht mehr zur Verfügung zu stehen. Gleichzeitig haben sich aber mit Ursula Glöckler, 60 Jahre alt, und Rita Joos, 67 Jahre, bereits eine neue Erste beziehungsweise Zweite Vorsitzende gefunden. Sie stehen in den Startlöchern und warten darauf, gewählt zu werden. Beide sind langjährige Gartenförderer im Verein.
Mit Andreas Kiefer, 57, aus Kirchheim unter Teck hat der eigentlich dreiköpfige Vorstand der Stiftung Gartenkultur, dem noch Gaißmayers Frau Heike und Wolfgang Hundbiss angehören, Zuwachs bekommen. Kiefer soll dann schrittweise Dieter Gaißmayer als den Vorsitzenden der Stiftung ablösen. Kiefer ist Planer für Restaurierungen von Kirchen und Klöstern und steigt nun voller Enthusiasmus in sein neues Ehrenamt ein. Er sagt: „Früher war ich begeisterter Kunde auf der Illertisser Gartenlust, nun werde ich mich da selbst mit einbringen.“
Gaißmayer ergänzt: „Es muss ja weitergehen, die Jungviehweide ist zu einem Juwel geworden.“So unerfreulich für ihn die momentane Interimssituation und ganze Pandemie-Lage sei, im Hintergrund wer
Thea Zedelmeier de weiterhin fleißig geplant, gearbeitet oder gebaut. Neuerdings stehen zwei Übernachtungswagen hinter dem Museum. Sie dienen angereisten Fachleuten als Quartier, sodass sich Verein, Stiftung oder Gärtnerei die Hotelkosten sparen. „Touristen werden gewiss nicht davon profitieren“, versichert der Staudengärtner-Senior.
Auch in seiner Gärtnerei fand 2020 ein Wechsel statt, er übergab die Leitung seiner Tochter Sarah Baur und Daniel Pfeiffer. Was die Jungviehweide selbst angeht, ist ein Rundgang durch das blühende Eldorado längst kein Geheimtipp mehr, sondern zieht viele Spaziergänger an. Leider würden manche die von Ehrenamtlichen mit viel Idealismus investierte Zeit und Arbeit gering schätzen und die Anlagen als Freizeitpark interpretieren, Blumen ausreißen, Versuchsbeete missverstehen beziehungsweise zerstören, so Gaißmayer.
Die Gartenförderer haben für dieses Jahr viele neue Pläne: So soll ein Insektengarten entstehen, ein Duftgehölzepfad und Gärtchen rund um Aussichtsturm und Übernachtungswagen. An eine Künstlerwerkstatt ist gedacht für eine Steinbildhauerin, und ganz generell soll Initiativen wie etwa dem Reparaturcafé ein Forum geboten werden. Gaißmayer und seinen Gartenfreunden gehen die Visionen nicht aus. Er nennt es ein grünes Netzwerk, das immer weiter gespannt werde.