So viele Polizeischüler wie noch nie
Beruf Warum die Ausbildung gerade in Krisenzeiten gefragt ist und was drei angehende Beamte an diesem Job reizt
Allgäu 940 junge Menschen fangen im September ihre Ausbildung bei der bayerischen Polizei an – so viele wie noch nie zuvor. Beworben hatten sich 8500 Interessenten. „Die Arbeit ist vielfältig, die Bezahlung ist gut und der Job sicher“, begründet Sarah Ehrmann die hohen Zahlen. Sie ist Einstellungsberaterin des Polizeipräsidiums Schwaben Süd/ West im Bereich Kempten. Gerade ein sicherer Job sei vielen in diesen Krisenzeiten wichtig.
Zweieinhalb Jahre dauert die Ausbildung bei der Polizei, am ersten Tag dürfen die Schüler nicht älter als 30 Jahre sein. Das Mindestalter ist 17. „Wer so jung ist, dem raten wir aber selten, diesen Weg schon zu gehen. Oft fehlen da noch die Souveränität und das Selbstbewusstsein und wir empfehlen, erst einmal eine andere Ausbildung, ein Auslandsjahr oder einen weiteren Abschluss zu machen. Viele kommen dann später wieder“, sagt Ehrmann.
Einer, der trotz seines Alters überzeugt und im März 2020 mit der Ausbildung begonnen hat, ist der 18-jährige Oberallgäuer Jakob Hafenmair. Nach viel Theorie am Anfang seiner Zeit bei der Polizei hat ihn sein erstes Praktikum überzeugt. „Ab dann war ich sicher, dass der Beruf das Richtige für mich ist“,
Jakob Hafenmair
G. Sathianesan
sagt er. Bis zu diesem Punkt durchzuhalten empfiehlt auch die 21-jährige Gabriela Sathianesan aus dem Unterallgäu, die ebenfalls seit März 2020 dabei ist. Erst dann wisse man, ob man den Job wirklich machen möchte. „Ich hab’ gemerkt, dass das voll mein Ding ist und dass es sich lohnt, so viel zu ackern“, sagt sie. „Strafrecht und andere Rechtsfächer, viel Sport, Selbstverteidigung, all das steht auf dem Dienstplan der angehenden Beamten“, sagt Matthias Merkle, der für die Einstellungsberatung im Raum Memmingen zuständig ist.
Die Vorgeschichten der „Beamten in Ausbildung“sind ganz unterschiedlich. Während Gabriela Sathianesan gleich nach ihrem Abitur den Weg zur Polizei fand, hat der
Daniel Fröhlich 26-jährige Daniel Fröhlich aus Ottobeuren als Automobilkaufmann gearbeitet, bevor auch er im März vergangenen Jahres die Beamtenlaufbahn eingeschlagen hat. „Man hat keinen Ärger mehr mit Kunden und erlebt jeden Tag etwas Neues. Das reizt mich“, sagt er. Man habe immer etwas Spannendes zu erzählen und wisse nie genau, was auf einen zukommt.
Action gehört zum Beruf, doch auch die Übergriffe auf Polizisten mehren sich, räumt Merkle ein. Das werde bei der Ausbildung berücksichtigt. Von Tag eins an lernten die jungen Leute, wie sie mit Konflikten umgehen sollten. (sih)