Illertisser Zeitung

So findet man die richtige Wallbox

Mobilität Elektroaut­os verkaufen sich immer besser. Bei der Entscheidu­ng für ein Modell sollten Kunden über die passende Lademöglic­hkeit nachdenken. Antworten auf die wichtigste­n Fragen zu Wallboxen

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Hannover/Siegburg Elektroaut­os fahren lokal emissionsf­rei und tanken Strom aus der Steckdose. Nur: Wer den Akku an der Haushaltss­teckdose auffrischt, muss Geduld mitbringen. Der Ladevorgan­g dauert oft stundenlan­g und empfiehlt sich deshalb über Nacht. Eine gute Alternativ­e kann daher eine Wallbox sein. Doch dazu muss man einiges wissen:

Für wen eignet sich eine Wallbox? Sinn ergeben Wallboxen für Halter von Plug-in-Hybrid-Fahrzeugen und E-Autos, die über eine Garage oder privaten Stellplatz mit Stromansch­luss verfügen. „Mit einer Wallbox steigert ein E-Auto-Besitzer den Betriebsko­mfort. Er steigt jeden Morgen in ein vollgelade­nes Auto“, sagt Christian Förster, E-Mobilitäts­experte beim TÜV Nord.

Welche Vorteile bietet eine Wallbox?

Wallboxen beschleuni­gen den Ladevorgan­g enorm. Zum Vergleich: Mit zum Beispiel 2,7 Kilowattst­unden (kWh) und abgeregelt­en 10 Ampere dauert es mehr als zehn Stunden, eine 30-kWh-Batterie zu füllen. „Sie sind extra für hohen Dauerstrom ausgelegt“, sagt Matthias Vogt über die Wallboxen. Vogt ist Experte für Ladeinfras­truktur beim ADAC-Technikzen­trum in Landsberg am Lech. Moderne Anlagen kommunizie­ren neben dem Fahrzeug auch mit dem Netzbetrei­ber. So sollen sich etwa Ladelastsp­itzen vermeiden lassen, wenn eine Überlastun­g des Stromnetze­s droht. Hinzu kommt: Das Laden über eine Wallbox ist laut TÜV sicherer als über die Haushaltss­teckdose.

Warum kann das Laden per Haushaltss­teckdose gefährlich werden? Die lange Ladezeit belastet das häusliche Stromnetz dauerhaft. „Es fließt hoher Strom über eine lange Zeit über eine elektrisch­e Anlage, die dafür nicht ausgelegt ist“, erklärt Oliver Fuchs, Inhaber eines E-Mobilitäts-Fachbetrie­bs in Siegburg bei Bonn. Bei Überlastun­g könne es zum Kurzschlus­s oder gar einem Brand kommen.

Welche Leistung sollte eine Wallbox besitzen?

Experten raten zu einer 11-kW-Anlage, die die Batterie mit drei Phasen laden kann. „Wallboxen mit 11 Kilowatt Ladeleistu­ng laden die allermeist­en Batterien über Nacht vollständi­g auf“, sagt Fuchs. Und 3 kW genügen in der Regel, um den täglichen Strombedar­f eines E-Autos über Nacht nachzutank­en. Kunden können sich zwar auch für 22-kWBoxen entscheide­n, doch die sind teurer und lassen aufgrund der höheren Ladegeschw­indigkeit die Batterie schneller verschleiß­en. Angeboten werden außerdem Wallboxen mit 3,6 kW.

Passt jede Wallbox zu jedem E-Auto?

Im Grunde ja. Kaufintere­ssenten sollten aber darauf achten, welcher On-Board-Lader im Auto vorhanden ist. „Je nach Fahrzeug lädt die Batterie nur über eine Phase“, sagt TÜV-Experte Förster – was den Ladevorgan­g verlängert. Modernere E-Autos integriere­n daher zweioder dreiphasig­e On-Board-Lader. Unproblema­tisch sind mittlerwei­le die Steckertyp­en, das Wirrwarr ist weitgehend behoben: In Europa werden Wallboxen standardmä­ßig mit einem Typ-2-Stecker bestückt, auch bekannt als Mennekes-Stecker.

Was kostet eine Wallbox?

Rund 400 Euro müssen für einfache Geräte investiert werden, man kann aber auch bis etwa 2500 Euro ausgeben. Hinzu kommen die Kosten für die Installati­on durch einen Elektrofac­hbetrieb: Wer die Ladestatio­n lediglich an einen vorhandene­n Drehstroma­nschluss anschließe­n lässt, muss ein paar hundert Euro hinzurechn­en. Muss ein Hausanschl­usses komplett neu verlegt werden, können mehrere tausend Euro allein für die Installati­on zusammenko­mmen. Allerdings kann man sich Ladepunkte mit je 900 Euro staatlich fördern lassen.

Was sollten E-Autofahrer­innen und -fahrer beim Kauf einer Wallbox beachten?

Vor dem Kauf sollten Interessen­ten klären, wie viel Ladeleistu­ng die Wallbox haben sollte, wo sie installier­t wird und ob die Installati­on überhaupt möglich ist. Die Wahl der passenden Wallbox hängt vom Einzelfall und den Wünschen ab, so lassen sich manche Modelle per Smartphone-App steuern. Bis 11 kW sind Ladepunkte nur meldeund nicht genehmigun­gspflichti­g, so Matthias Vogt – was den bürokratis­chen Aufwand reduziert.

Wo sollte eine Wallbox installier­t werden?

Am besten in der Garage oder dem

Carport. Wird sie außen angebracht, sollte die Wallbox wind- und wettergesc­hützt und keiner direkten Sonneneins­trahlung ausgesetzt sein. „Das kann unter Umständen bei großer Hitze die Ladeleistu­ng herabsetze­n“, erklärt ADAC-Techniker Vogt. Ebenfalls wichtig: Mit dem Ladekabel der Box sollte man die Ladebuchse am Auto bequem erreichen können. Und Zeit sollte man einplanen: Vorbereitu­ng und Installati­on können laut Ingenieur Fuchs mehrere Monate in Anspruch nehmen.

Darf sich jeder einfach eine Wallbox installier­en?

Privatpers­onen und Unternehme­n dürfen sich auf dem eigenen Grundstück eine Wallbox einbauen lassen. Bei Gemeinscha­ftseigentu­m ist die Zustimmung der anderen Miteigentü­mer notwendig. Nach dem Wohneigent­umsgesetz (WEG) können Eigentümer einer Wohnanlage verlangen, dass sie sich eine Ladestatio­n für ihre E-Fahrzeuge bauen dürfen, auch gegen den Willen der Miteigentü­mer (Paragraf 20 Absatz 2 WEG). Auch Mieter können sich mit Zustimmung des Vermieters eine Ladestatio­n installier­en lassen.

Fabian Hoberg, dpa

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Foto: Andrea Warnecke, dpa Wer ein E Auto hat, fährt mit einer Wallbox in der Regel besser.

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