Mieten steigen nicht mehr so stark
Wohnen In den vergangenen Jahren kannten die Preise nur eine Richtung: nach oben. Nun stagnieren sie mancherorts sogar. Doch für eine Entwarnung ist es zu früh.
Augsburg Explodierende Mietpreise, hohe Inflationsraten, gestiegene Energiekosten – es waren zuletzt keine einfachen Jahre für Mieterinnen und Mieter. Doch nun scheint es zumindest bei den Wohnpreisen eine Verschnaufpause zu geben. Das legt ein Bericht nahe, den der Immobilienverband Süd am Donnerstag vorgestellt hat. Demnach gab es im vergangenen Halbjahr bei Mieten vielerorts in Bayern keine signifikanten Preissteigerungen – auch nicht in München.
Geschäftsführer Stephan Kippes nannte die Zahlen „eine kleine Sensation“. Eine solche Stabilität sei er nicht gewohnt, sagte der Marktforscher. In der Landeshauptstadt München seien die Mietpreise bei Altbauwohnungen beispielsweise gar nicht gestiegen, bei Neubauwohnungen um gerade einmal 0,5 Prozent. Es sei ein gewisses Plateau erreicht, was besonders für München bemerkenswert sei, so Kippes.
Für die Stagnation gibt es einige Gründe. „Wir sehen, dass die Mietgesetzgebung, die Mietpreise eindämmen soll, wirkt“, berichtete er. Und sprach auch die Zahlungsfähigkeit der Mieter an, die nicht unendlich sei. Von einer Entspannung kann man ihm zufolge noch nicht reden. Weiterhin besteht laut dem Bericht eine große Diskrepanz zwischen Angebot und Nachfrage auf dem Wohnungsmarkt. „Umso wichtiger ist es, dass die 400.000 Wohnungen, die die Regierung bauen will, dort entstehen, wo sie gebraucht werden“, sagte Kippes.
Zudem warten bereits die nächsten Herausforderungen auf den
Wohnungsmarkt: Bauträger finden kaum Firmen für Neubauprojekte. Baumaterialien sind deutlich teurer geworden – Bauholz etwa um 61 Prozent, Betonstahl um 53 Prozent. Der Immobilienverband Süd verzeichnet schon jetzt weniger Baugenehmigungen in München für die kommenden Jahre. Dazu kommen die deutlich teureren Nebenkosten für Energie. All diese Umstände könnten dann wieder zu höheren Preisen führen, mutmaßte Kippes. Sind die stabilen Mieten also nur eine Momentaufnahme? Einen Preisrückgang erwartet der Experte jedenfalls nicht.
Ein Blick auf die Zahlen: Bayernweit beträgt der Mietpreis pro Quadratmeter für Bestandsimmobilien im Durchschnitt 11,80 Euro. Für eine Neubauwohnung müssen Mieterinnen und Mieter im Schnitt 13,30 Euro zahlen, in München werden hierfür dagegen 21 Euro fällig. Konstant sind auch die Häuserpreise: 1740 Euro kostet bayernweit im Schnitt ein neues Reihenmittelhaus zur Miete, eine neue Doppelhaushälfte 1990 Euro. Hierfür muss in München fast das Doppelte aufgewendet werden – 3500 Euro.
Doch nicht überall in Bayern können sich die Menschen über stabile Mietpreise freuen: In Bamberg, Schweinfurt und Würzburg etwa sind die Mieten deutlich gestiegen. Auch in Augsburg haben die Preise im Halbjahresvergleich für Bestandsimmobilien um 2,7 Prozent zugelegt. In den vergangenen zehn Jahren verzeichnete Augsburg in diesem Bereich mit einer Preissteigerung von 46 Prozent gar den größten Zuwachs in Bayern. Immerhin: Knapp die Hälfte der Mietwohnungen in Augsburg gibt es noch für unter elf Euro pro Quadratmeter. In München sieht das anders aus: Neun von zehn Wohnungen kosten dort 15 Euro pro Quadratmeter oder mehr. Schwindelerregende Zahlen auf dem Mietmarkt gehören nicht der Vergangenheit an.
Die Immobilienblase ist durch die Pandemie zwar nicht geplatzt, Einfluss auf den Wohnungsmarkt hatte Corona trotzdem, wie der Bericht ebenfalls zeigt: So wächst der Bedarf an Wohnfläche. Homeoffice-Möglichkeiten lassen die Nachfrage nach einem weiteren Zimmer, Balkon oder Garten steigen – nach Orten, an denen man gut verschnaufen kann.