Illertisser Zeitung

Mieten steigen nicht mehr so stark

Wohnen In den vergangene­n Jahren kannten die Preise nur eine Richtung: nach oben. Nun stagnieren sie mancherort­s sogar. Doch für eine Entwarnung ist es zu früh.

- VON FABIAN KLUGE

Augsburg Explodiere­nde Mietpreise, hohe Inflations­raten, gestiegene Energiekos­ten – es waren zuletzt keine einfachen Jahre für Mieterinne­n und Mieter. Doch nun scheint es zumindest bei den Wohnpreise­n eine Verschnauf­pause zu geben. Das legt ein Bericht nahe, den der Immobilien­verband Süd am Donnerstag vorgestell­t hat. Demnach gab es im vergangene­n Halbjahr bei Mieten vielerorts in Bayern keine signifikan­ten Preissteig­erungen – auch nicht in München.

Geschäftsf­ührer Stephan Kippes nannte die Zahlen „eine kleine Sensation“. Eine solche Stabilität sei er nicht gewohnt, sagte der Marktforsc­her. In der Landeshaup­tstadt München seien die Mietpreise bei Altbauwohn­ungen beispielsw­eise gar nicht gestiegen, bei Neubauwohn­ungen um gerade einmal 0,5 Prozent. Es sei ein gewisses Plateau erreicht, was besonders für München bemerkensw­ert sei, so Kippes.

Für die Stagnation gibt es einige Gründe. „Wir sehen, dass die Mietgesetz­gebung, die Mietpreise eindämmen soll, wirkt“, berichtete er. Und sprach auch die Zahlungsfä­higkeit der Mieter an, die nicht unendlich sei. Von einer Entspannun­g kann man ihm zufolge noch nicht reden. Weiterhin besteht laut dem Bericht eine große Diskrepanz zwischen Angebot und Nachfrage auf dem Wohnungsma­rkt. „Umso wichtiger ist es, dass die 400.000 Wohnungen, die die Regierung bauen will, dort entstehen, wo sie gebraucht werden“, sagte Kippes.

Zudem warten bereits die nächsten Herausford­erungen auf den

Wohnungsma­rkt: Bauträger finden kaum Firmen für Neubauproj­ekte. Baumateria­lien sind deutlich teurer geworden – Bauholz etwa um 61 Prozent, Betonstahl um 53 Prozent. Der Immobilien­verband Süd verzeichne­t schon jetzt weniger Baugenehmi­gungen in München für die kommenden Jahre. Dazu kommen die deutlich teureren Nebenkoste­n für Energie. All diese Umstände könnten dann wieder zu höheren Preisen führen, mutmaßte Kippes. Sind die stabilen Mieten also nur eine Momentaufn­ahme? Einen Preisrückg­ang erwartet der Experte jedenfalls nicht.

Ein Blick auf die Zahlen: Bayernweit beträgt der Mietpreis pro Quadratmet­er für Bestandsim­mobilien im Durchschni­tt 11,80 Euro. Für eine Neubauwohn­ung müssen Mieterinne­n und Mieter im Schnitt 13,30 Euro zahlen, in München werden hierfür dagegen 21 Euro fällig. Konstant sind auch die Häuserprei­se: 1740 Euro kostet bayernweit im Schnitt ein neues Reihenmitt­elhaus zur Miete, eine neue Doppelhaus­hälfte 1990 Euro. Hierfür muss in München fast das Doppelte aufgewende­t werden – 3500 Euro.

Doch nicht überall in Bayern können sich die Menschen über stabile Mietpreise freuen: In Bamberg, Schweinfur­t und Würzburg etwa sind die Mieten deutlich gestiegen. Auch in Augsburg haben die Preise im Halbjahres­vergleich für Bestandsim­mobilien um 2,7 Prozent zugelegt. In den vergangene­n zehn Jahren verzeichne­te Augsburg in diesem Bereich mit einer Preissteig­erung von 46 Prozent gar den größten Zuwachs in Bayern. Immerhin: Knapp die Hälfte der Mietwohnun­gen in Augsburg gibt es noch für unter elf Euro pro Quadratmet­er. In München sieht das anders aus: Neun von zehn Wohnungen kosten dort 15 Euro pro Quadratmet­er oder mehr. Schwindele­rregende Zahlen auf dem Mietmarkt gehören nicht der Vergangenh­eit an.

Die Immobilien­blase ist durch die Pandemie zwar nicht geplatzt, Einfluss auf den Wohnungsma­rkt hatte Corona trotzdem, wie der Bericht ebenfalls zeigt: So wächst der Bedarf an Wohnfläche. Homeoffice-Möglichkei­ten lassen die Nachfrage nach einem weiteren Zimmer, Balkon oder Garten steigen – nach Orten, an denen man gut verschnauf­en kann.

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Foto: Ulrich Wagner (Symbolbild) Für eine Neubauwohn­ung müssen Mieter bayernweit im Schnitt 13,30 Euro pro Quadratmet­er zahlen, 1740 Euro für ein Reihenmitt­elhaus.

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