Kehrt das illegale Streamen zurück?
Medien Um wirklich alles schauen zu können, braucht man inzwischen viele Abos. Das passt offenbar nicht allen.
Die neue Star-Wars-Serie „ObiWan Kenobi“gibt’s auf Disney Plus. Wer „Bridgerton“sehen will, braucht hingegen Netflix. Amazon Prime hat dafür gerade die dritte Staffel „Last One Laughing“veröffentlicht. Sky streamt die Erfolgsserie „Euphoria“. Nicht zu vergessen Apple TV+, Joyn Plus+ und RTL+, hinzu kommen noch Live-Sport auf DAZN und unzählige kleinteilige Angebote.
Wer soll da noch den Überblick behalten? „Ich habe mir vor einer Weile eingebildet, alle großen Streaming-Anbieter in Deutschland zu kennen“, sagt Johannes Hammersen. In diesem Bereich macht ihm eigentlich niemand so schnell etwas vor, denn er hat das Portal werstreamt.es gegründet, das größte Verzeichnis für Streaming-Inhalte in Deutschland. Doch selbst er sagt: „Ich bin immer wieder verwundert,
Die Zahl wächst. der
Streaming-Anbieter wenn User uns sagen: Dieser Anbieter fehlt noch. Also von daher: Nein, offensichtlich habe auch ich diesen Überblick nicht.“
Und der Markt wird immer kleinteiliger. „Jeder Mediendienst meint mittlerweile, seinen eigenen Streaming-Dienst machen zu müssen“, sagt Hammersen. Viele seien in Deutschland noch nicht einmal gestartet. Wer nun alles sehen will, für den wird es teuer – mehrere Abos summieren sich schnell auf einige hundert Euro im Jahr auf. Hinzu kommen regelmäßige Preiserhöhungen und ein stärkeres Vorgehen gegen die verbotene Mehrfachnutzung von Accounts. Nach dem Corona-Boom scheint die Branche zudem ins Straucheln zu geraten: Netflix musste im ersten Quartal 2022 erstmals seit 2011 einen Rückgang der Nutzer verkünden. Besinnen sie sich gerade auf eine Zeit vor Netflix und Co. zurück?
Wer damals schon die neuesten Filme und Serien schauen wollte, nutzte häufig illegale Streams. Passiert das nun wieder? Zahlen des britischen Unternehmens Muso, das Analysen im Bereich Internetpiraterie erstellt, legen das nahe. Im ersten Quartal 2022 hat Muso weltweit etwa 52,5 Milliarden Zugriffe auf Seiten registriert, die illegale Streams und Downloads anbieten. Im Vergleich zum Vorjahr ist das ein Anstieg von etwa 29 Prozent. Die Zahlen steigen seit ein paar Jahren, zuletzt beschleunigte sich die Zu
Polizisten sichern das Schulgebäude in Bremerhaven. nahme. Analyse-Dienst Muso schreibt in seinem Bericht, es sei zu erwarten, dass sich der Trend fortsetzt, insbesondere wegen der Kombination der großen Konkurrenz zwischen den Anbietern und einer stark wachsenden Inflation. Allerdings sei der Streaming-Markt insgesamt in der Corona-Pandemie stark gewachsen, betont Hammersen. Das müsse man ins Verhältnis setzen, wenn die Zahl der Zugriffe auf illegale Streams steigt. Er selbst hält es nämlich für unwahrscheinlich, dass der zerfaserte StreamingMarkt allein Nutzerinnen und Nutzer in die Illegalität treibt. „Ich glaube, solange der User einen einfachen Weg hat, Content legal zu konsumieren, macht er das auch.“