Illertisser Zeitung

Kehrt das illegale Streamen zurück?

Medien Um wirklich alles schauen zu können, braucht man inzwischen viele Abos. Das passt offenbar nicht allen.

- VON JAKOB STADLER

Die neue Star-Wars-Serie „ObiWan Kenobi“gibt’s auf Disney Plus. Wer „Bridgerton“sehen will, braucht hingegen Netflix. Amazon Prime hat dafür gerade die dritte Staffel „Last One Laughing“veröffentl­icht. Sky streamt die Erfolgsser­ie „Euphoria“. Nicht zu vergessen Apple TV+, Joyn Plus+ und RTL+, hinzu kommen noch Live-Sport auf DAZN und unzählige kleinteili­ge Angebote.

Wer soll da noch den Überblick behalten? „Ich habe mir vor einer Weile eingebilde­t, alle großen Streaming-Anbieter in Deutschlan­d zu kennen“, sagt Johannes Hammersen. In diesem Bereich macht ihm eigentlich niemand so schnell etwas vor, denn er hat das Portal werstreamt.es gegründet, das größte Verzeichni­s für Streaming-Inhalte in Deutschlan­d. Doch selbst er sagt: „Ich bin immer wieder verwundert,

Die Zahl wächst. der

Streaming-Anbieter wenn User uns sagen: Dieser Anbieter fehlt noch. Also von daher: Nein, offensicht­lich habe auch ich diesen Überblick nicht.“

Und der Markt wird immer kleinteili­ger. „Jeder Mediendien­st meint mittlerwei­le, seinen eigenen Streaming-Dienst machen zu müssen“, sagt Hammersen. Viele seien in Deutschlan­d noch nicht einmal gestartet. Wer nun alles sehen will, für den wird es teuer – mehrere Abos summieren sich schnell auf einige hundert Euro im Jahr auf. Hinzu kommen regelmäßig­e Preiserhöh­ungen und ein stärkeres Vorgehen gegen die verbotene Mehrfachnu­tzung von Accounts. Nach dem Corona-Boom scheint die Branche zudem ins Straucheln zu geraten: Netflix musste im ersten Quartal 2022 erstmals seit 2011 einen Rückgang der Nutzer verkünden. Besinnen sie sich gerade auf eine Zeit vor Netflix und Co. zurück?

Wer damals schon die neuesten Filme und Serien schauen wollte, nutzte häufig illegale Streams. Passiert das nun wieder? Zahlen des britischen Unternehme­ns Muso, das Analysen im Bereich Internetpi­raterie erstellt, legen das nahe. Im ersten Quartal 2022 hat Muso weltweit etwa 52,5 Milliarden Zugriffe auf Seiten registrier­t, die illegale Streams und Downloads anbieten. Im Vergleich zum Vorjahr ist das ein Anstieg von etwa 29 Prozent. Die Zahlen steigen seit ein paar Jahren, zuletzt beschleuni­gte sich die Zu

Polizisten sichern das Schulgebäu­de in Bremerhave­n. nahme. Analyse-Dienst Muso schreibt in seinem Bericht, es sei zu erwarten, dass sich der Trend fortsetzt, insbesonde­re wegen der Kombinatio­n der großen Konkurrenz zwischen den Anbietern und einer stark wachsenden Inflation. Allerdings sei der Streaming-Markt insgesamt in der Corona-Pandemie stark gewachsen, betont Hammersen. Das müsse man ins Verhältnis setzen, wenn die Zahl der Zugriffe auf illegale Streams steigt. Er selbst hält es nämlich für unwahrsche­inlich, dass der zerfaserte StreamingM­arkt allein Nutzerinne­n und Nutzer in die Illegalitä­t treibt. „Ich glaube, solange der User einen einfachen Weg hat, Content legal zu konsumiere­n, macht er das auch.“

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Foto: Sina Schuldt, dpa
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Foto: Daniel Reinhardt, dpa (Symbolbild)
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