Jung und Hausbesitzer – kann das klappen?
Wer unter 30 ist, wohnt meist zur Miete. Ein teures Eigenheim klingt für viele junge Menschen utopisch. Dominik hat es dennoch gewagt. Hier erzählt der 29-Jährige von seinem Hausbau.
Landkreis Neu-Ulm Es ist Mitte September, als Dominik auf die Wiese blickt, wo schon bald sein eigenes Haus stehen soll. Das Wetter in der Region Ulm ist an diesem Tag schlecht. Der Regen vermiest dem 29-jährigen Ingenieur aber nicht die Stimmung. Denn während viele seiner Altersgenossen sich damit beschäftigen, wo die nächste Urlaubsreise hingehen soll oder wie viel das neue Outfit kosten wird, macht Dominik etwas Ungewöhnliches für sein Alter: Er baut ein Haus.
Damit gehört er zu einer Minderheit. In den vergangenen 20 Jahren sank die Anzahl der 25- bis 34-Jährigen, die in den eigenen vier Wänden wohnen, kontinuierlich, wie eine Untersuchung des Instituts der deutschen Wirtschaft zeigt. Demnach besaßen 2017 nur zwölf Prozent der Menschen in dieser Altersgruppe in Deutschland Wohneigentum.
Zu dieser Sparte wird Dominik also bald gehören. „Den Entschluss, zu bauen, habe ich schon vor drei bis vier Jahren gefasst“, erzählt er. Der Grund sind die stark gestiegenen Preise auf dem Wohnungsmarkt. „Wenn ich 800 bis 900 Euro Miete für eine Wohnung bezahle, dann kann ich tatsächlich auch einen Kredit für ein Haus abstottern. Mietkosten sind verbranntes Geld“, sagt der 29-Jährige. Früher habe man eine ZweiZimmer-Wohnung noch für 400 bis 500 Euro bekommen, das gebe es heute fast gar nicht mehr, ergänzt er. Der durchschnittliche Mietpreis pro Quadratmeter für die Stadt Ulm bewegt sich nach Angaben verschiedener Portale derzeit im Schnitt zwischen rund zehn und knapp 13 Euro.
Bis heute wohnt Dominik mit seinen Eltern in einer Mietwohnung. Ausgezogen ist er auch dann nicht, als er vor knapp sieben Jahren seine erste Stelle als Maschinenbauingenieur antrat, da er sich so eine Menge Geld sparen konnte.
Konkrete Zahlen möchte er nicht nennen. Das Eigenkapital kann er nun für den Hausbau nutzen. Gemeinsam mit seinen Eltern baut und finanziert der 29-Jährige ein Zweifamilienhaus. Er zieht in das obere Stockwerk, Mutter und Vater ins Erdgeschoss.
Der Weg, wie ihn Dominik und seine Eltern gehen, also raus aus der Mietwohnung und rein ins eigene Haus, wird in Deutschland immer seltener. Die Zahl der sogenannten Ersterwerber eines Eigenheims lag in den Jahren 1998 bis 2002 noch bei durchschnittlich rund 700.000 Haushalten jährlich. In den Jahren 2013 bis 2017 waren es 450.000 Haushalte. In den Jahren 2016 und 2017 waren es sogar weniger, wie die Untersuchung des Instituts der deutschen Wirtschaft zeigt. Dieser Trend dürfte sich fortgesetzt haben, denn gerade im Jahr 2020, 2021 und 2022 wurden die Hürden rund um den Hausbau höher als sonst. Grundsätzlich ist der Bedarf an Eigenkapital größer als früher und die Auswirkungen der Corona-Pandemie und des Krieges in der Ukraine haben die Baukosten in die Höhe getrieben.
Dass Dominik sein Haus gemeinsam mit seinen Eltern finanziert, ist – trotz seines gut bezahlten Jobs – für ihn fast unumgänglich: „Um ehrlich zu sein, ist das die einzige Möglichkeit“, sagt Dominik. „Allein könnte ich es nicht, dann müsste ich deutlich kleiner bauen.“Während er über das Projekt spricht, wird klar, dass es für ihn hier um mehr als nur ein Objekt geht. „Wir können für uns alle was machen und haben dann sozusagen innerhalb der Familie noch mal einen ideellen Wert geschaffen, der weit über das, was wir investieren, hinausgeht“, sagt der 29-Jährige. Sowohl er als auch seine Eltern freuen sich, dass sie dieses große Projekt gemeinsam bewerkstelligen.
Ein Grundstück gefunden haben Dominik und seine Eltern nach mehreren Jahren, als in deren Gemeinde über 40 Plätze in zwei Neubaugebieten vergeben wurden. Viele Bekannte seien leer ausgegangen, sagt der 29-Jährige. Der Spatenstich auf dem 676 Quadratmeter großen und rund 170.000 Euro teuren Grundstück erfolgt in diesen Tagen. Neben dem Eigenkapital finanziert er das Haus mit einem Kredit. 35 bis 40 Jahre werde es dauern, bis dieser abbezahlt sei, der Zeitraum sei bis zu seinem Renteneintritt angesetzt, sagt Dominik.
Dass er damit ein finanzielles Risiko auf sich nimmt, ist ihm bewusst. Lange habe er mit sich gehadert, ob er den großen Schritt „Hausbau“gehen soll, sagt er, am Ende sei es aber eine ganz rationale Entscheidung gewesen: „Natürlich bin ich jetzt für viele Jahre finanziell gebunden, aber am Ende gehört das Haus uns“, betont er.
Dominiks Weg wird in Deutschland immer seltener